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Target 5

Target 5

Titel: Target 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Schiffes, die er Grayson und Langer überlassen hatte, befand sich im Bug.
    Er blinzelte verschlafen und wunderte sich, warum die Wände der Kabine vibrierten, als ob eine ungeheure Kraft die Täfelung durchbrechen und auf ihn herabstürzen würde. Er blickte auf die Uhr. Vier Uhr. Er hatte drei Stunden geschlafen, seitdem er an Bord gekommen war. Die Vibration der Kabinenwände ließ ein wenig nach, aber das widerhallende Krachen klang noch in seinen Ohren, als die Tür aufging und Pat Da Silva, der Maat, vorsichtig hineinspähte, einen Becher heißen Kaffee in der Hand.
    »Ich wußte nicht, ob Sie schon wach sind«, sagte er mit ernster Stimme. »Und Sie trinken den Kaffee lieber schnell, bevor das Rammen wieder losgeht.«
    »Danke.« Beaumont nahm den Becher und nippte vorsichtig an dem Kaffee, während er Da Silva beobachtete. Der Maat war klein und untersetzt, etwa vierzig Jahre alt, mit schwarzem lockigem Haar und einem breiten Kopf. Der erste Eindruck war, daß er zäh und kompromißlos war, aber ein Anflug von Humor lag in seinen ruhigen grauen Augen, wenn man ihn länger betrachtete. Beaumont nahm einen ordentlichen Schluck von der kochendheißen Flüssigkeit. Amerikanischer Kaffee, sehr stark.
    »Es geht schon wieder los«, warnte Da Silva, während er sich an dem Türrahmen festhielt. Das Schiff bewegte sich vorwärts, die Motoren dröhnten mit voller Kraft. Direkt hinter der Wand der Kabine lag der Bug und dahinter das Eis. Der verstärkte Bug durchschnitt jetzt schwarzes Wasser. Beaumont streckte seine Hand aus und wartete. Sein Kaffeebecher war schon dreiviertel leer. Er stemmte die andere Hand gegen das Fußende der Koje. Das Schiff rammte das Eis.
    Die Kabine zitterte von dem gewaltigen Zusammenstoß. Da Silva verlor fast seinen Halt und wäre durch die Kabine geschleudert worden, wenn er sich nicht rechtzeitig gefangen hätte. Beaumont hatte das Gefühl, als würde der Bug aufbrechen und die Täfelung sich wölben, als würde die Kabinenwand in den nächsten Sekunden zusammenfallen und eine Lawine zerbröckelten Eises sie verschütten. Aber er wußte, daß es nicht passieren würde: Er war auf einem Eisbrecher. Das Schiff blieb stehen, die Motoren pochten weiter. Beaumont betrachtete den verspritzten Kaffee auf der gegenüberliegenden Wand. »Kommen wir vorwärts?« fragte er.
    »Kaum. Das geht seit über einer Stunde so – wie Sie dabei schlafen konnten, ist mir schleierhaft –, und wir sind festgefahren. Das Problem ist, daß wir nicht mir das Radar eingebüßt haben, sondern auch der Ausguck untergegangen ist… Mit dem Steuermann«, fügte Da Silva sachlich hinzu. »Weshalb ich zum Steuermann vom Dienst befördert wurde. Aber ich hätte gern darauf verzichtet – Carlson war ein prima Kerl. Wir brauchten jemanden im Mastkorb«, erklärte er, »der uns sagen könnte, mit welchem Winkel wir das Eis rammen sollen. Der Haken ist nur, daß es keinen Mastkorb mehr gibt, auf den wir jemanden schicken könnten.«
    Während das Schiff sich aus dem Eis zurückzog, zog Beaumont Stiefel und Parka an. Die Kabine vibrierte wieder; das mahlende, knirschende Geräusch von Stahl, der sich dem Schraubstock des Packeises entzog, war entsetzlich.
    »Ich gehe auf die Brücke. Ich möchte sehen, was los ist«, sagte Beaumont, während er den Parka zumachte. Er blickte dem Maat direkt ins Gesicht. »Hab’ ich’s mir nur eingebildet«, forschte er, »oder war die Begeisterung tatsächlich nicht so groß, als wir an Bord kamen?«
    Da Silva war die Frage unangenehm. »Machen Sie sich am besten nichts draus.« Er zögerte. »Schmidt war tatsächlich nicht gerade erfreut darüber, das Schiff im Februar so weit nördlich führen zu müssen. Es heißt, er hätte einen strikten Befehl aus Washington erhalten – um jeden Preis nach Norden, und scheiß auf die Konsequenzen. Er nimmt es Ihnen irgendwie übel, daß Sie überhaupt leben, daß Sie ihn hierher verfrachtet haben.«
    »Einige von der Crew auch?«
    »Vielleicht ein paar Männer. Wir waren auf dem Weg nach Hause, nach Milwaukee, als der Befehl durchkam. Sie werden es schon verwinden…«
    Aber noch war es nicht soweit. Beaumont spürte die Feindseligkeit um sich herum, als er auf die Brücke ging. Er hätte blind und gefühllos sein müssen, um sie nicht zu bemerken. Matrosen, an denen er vorbeiging, ignorierten ihn völlig. Ein stämmiger Bursche, der in einem Gang nach unten auf Händen und Knien den Boden schrubbte, schob Beaumont seinen Eimer in den Weg.
    »Nimm

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