Target 5
den Eimer weg, Borzoli, schnell!« schnauzte der Maat.
Der stämmige Maat schaute auf. »Ich habe dich nicht gesehen, Pat…« Er schob den Eimer zur Seite. Es war nicht nur, daß man sie die Eisberg-Gasse hinaufgeschickt hatte, überlegte Beaumont, während er eine Treppe hinaufging. Da Silva hatte ihm nicht die ganze Wahrheit erzählt. Man gab ihm die Schuld an Carlsons Tod. Es sah aus, als könnte dieser bedauerliche Unfall die ganze Fahrt verderben; die Männer auf einem Eisbrecher waren nicht gerade die sanftesten Typen unter den Seeleuten. Kapitän Schmidts erste Bemerkung war auch nicht eben ermutigend.
»An Ihrer Stelle, Beaumont, würde ich in meinem Quartier bleiben. Sie brauchen Ruhe.«
Von der oberen Brücke hatte man eine gute Sicht auf das Eis vor dem Schiff, das durch die Wasserrinne fuhr, um noch einmal das Packeis zu rammen. Die bestehende Rinne war wenigstens so gewesen, daß Schmidt sein Schiff hatte wenden können, bevor er das Packeis attackierte, um den Weg nach Süden freizubekommen. Am Ende der Rinne war das Eis angeschlagen, aber noch intakt, und das Rammen des Bugs hatte noch keine Bresche hineinschlagen können. Beaumont ließ die Reling los, an der er sich festgehalten hatte, und sah Schmidt an. »Wir stecken in der Patsche. Um diese Jahreszeit wird sich noch mehr Eis bilden – und wenn wir nicht bald rauskommen, werden wir hier feststecken, bis der Frühling kommt…«
»Glauben Sie, das wüßte ich nicht?« Die Augen des Kapitäns unter der Schirmmütze starrten Beaumont düster an. »Gegen mein besseres Wissen sind wir Ihretwegen hierhergekommen. Auf Ihre Ratschläge kann ich also gut verzichten.«
»Sie brauchen einen Mann hoch oben«, beharrte Beaumont, »Dreißig Meter hoch, um den besten Winkel zum Rammen zu erkennen, einen, der das kleinste Anzeichen einer Spalte entdecken kann, um uns zu sagen, wo wir das nächste Mal ansetzen müssen…«
»Kommen Sie mit!«
Schmidts Gesichtsausdruck war noch düsterer, als er den Befehl gab, das Schiff anzuhalten, und dann die Brücke rasch verließ. Sie stiegen rückwärts eine glatte Leiter hinab, die erst kürzlich von Eis befreit worden war. An Deck schaufelten ganze Gruppen von Männern das Eis über die Seiten, große Eisplatten, die andere Matrosen mit Brecheisen von dem Deck abhoben. Die Sikorsky der Elroy setzte gerade zur Landung an, schwebte über der Landerampe hinter der Brücke und stieg ab. »Wir behalten die Russen draußen auf dem Eis im Auge«, sagte Schmidt bissig. »Wie Sie vorgeschlagen haben«, fügte er widerwillig hinzu. »Ein sowjetischer Hubschrauber hat sie vor einer halben Stunde herausgeflogen.« Sie waren am Fuß des riesigen Mastes angelangt. »Schauen Sie ihn sich gut an«, brummte Schmidt.
Die gewaltige Konstruktion ragte in das Mondlicht auf. Dreißig Meter über ihnen war die Spitze des Mastes gezackt und abgebrochen. Es sah aus, als wäre er gegen eine Hauswand gestoßen. Die Saling darunter war noch heil, und trotz der Höhe konnte Beaumont sehen, daß sie mit Eis überzogen war. Ein Matrose kippte eine gewaltige Eisscheibe um, die er mit seinem Brecheisen angehoben hatte. Sie krachte wenige Zentimeter neben Beaumonts rechtem Fuß herunter, aber nur, weil Beaumont seinen Fuß rechtzeitig weggezogen hatte. »Wenn du das noch mal machst«, brüllte Schmidt, »steck ich dich in Arrest. Geh nach Backbord!« Er wartete, bis der Matrose gegangen war, bevor er etwas sagte. »Sie haben Carlson alle gemocht«, erklärte er.
»Und sie machen mich für seinen Tod verantwortlich?«
»Das habe ich nicht gesagt. Aber sehen Sie sich das doch an, um Gottes willen. Und Sie meinen, ich soll einen Mann da hinaufschicken!«
Eine Metalleiter führte an dem eisverkrusteten Mast hoch. Die Sprossen waren mit glänzendem Eis verkrustet, die Takelage war mit Eis behangen, drei Meter lange Eiszapfen hingen von den Spitzen der Saling. Vom Deck aus gesehen, erschien der Mast Beaumont wie ein mysteriöser Hochspannungsmast aus Glas. Auf jeden Fall sah er vollkommen uneinnehmbar aus.
»Ich habe nicht gesagt, daß Sie einen Mann hochschicken sollen«, erwiderte Beaumont. »Ich komme schon selbst hoch. Ich brauche einen Lederriemen, um mich anzuschnallen, Segeltuchpolsterung um den Mast und ein Sprechfunkgerät für die Verbindung mit der Brücke…«
»Und einen Sarg für Ihre Beerdigung«, fügte eine Stimme hinter ihm hinzu.
»Das ist Quinn, der Hubschrauberpilot«, stellte Schmidt barsch vor. Beaumont schüttelte Quinn die
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