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Target 5

Target 5

Titel: Target 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Hand, der erste Mann, der ihm diese Höflichkeit entgegenbrachte, seitdem er an Bord gekommen war. Quinn, schlank, schlaksig und Anfang Dreißig, wiederholte seine Warnung.
    »Sie hätten eigentlich schon auf dem Eis sterben sollen. Das sind Sie nicht – also bleiben Sie besser in Ihrer Kabine, bis wir Quebec anlaufen. Wir werden eines Tages ankommen.«
    Schmidt starrte resigniert auf den Mast. »Das brauchten wir schon – einen Mann dort oben. Aber wozu sollten Sie da oben gut sein?«
    »Dieselbe Aufgabe habe ich auf Ihrem Schwesterschiff, der Exodus, ausgeführt«, antwortete Beaumont gelassen. »Vor drei Jahren, nördlich der Baffin-Bucht. Sie versuchte, die Smith-Enge hinaufzufahren, und geriet in ähnliche Schwierigkeiten – massives Eis vor ihr. Ich kannte das Gebiet, und deswegen bin ich auf den Mast geklettert und habe sie hindurchgeführt.«
    »Das ist MacDonalds Schiff.« Schmidt starrte zuerst Beaumont und dann den Maat an. »Eine Sprechverbindung haben wir bereits oben, und der Mast ist auch schon gepolstert – Da Silva war oben, um eine Lücke im Eisfeld zu suchen, aber ich habe ihn wieder heruntergeholt, bevor wir anfingen, auf das Packeis einzuhämmern.«
    »Mac war der Kapitän, als ich auf der Exodus war.« Beaumont lächelte trocken. »Er hat mir danach eine Art Kinderausweis ausgestellt, der besagte, daß ich als Lotse in der Smith-Enge fungieren durfte. Und ich bin der Meinung, daß wir von hier wegkommen sollten – die Funkstörung macht mir Sorgen.«
    »Das übliche Verfahren, wenn die Iwans nicht bei Laune sind. Wissen Sie, was passieren wird, wenn Sie dort oben sind und ich das Packeis ramme? Das ist Selbstmord.«
    Beaumont schaute auf das Deck, wo die Matrosen immer noch Eis über Bord hievten. Die Köpfe wandten sich ab, als er ihren Blicken begegnete. Ein Mann spuckte auf das Deck, nahm aber seine Arbeit schleunigst wieder auf, als Schmidt ihm einen strengen Blick zuwarf. »Selbstmord?« wiederholte Beaumont. »Dann werden alle Mann an Bord endlich zufrieden sein.«
    Drei Stunden Schlaf hatten Beaumonts Lebensgeister wiedererweckt, aber er war noch lange nicht so energiegeladen wie sonst, als er, dick eingemummt, die vereiste Leiter hochstieg. Ein Lederriemen war um seine Brust geschlungen, ein zweiter mit Schnappverschluß, den er um den Mast legen würde, baumelte herunter. Den Kopfhörer des Funkgeräts hatte er unter seiner Pelzkapuze schon aufgesetzt. Auf dem Deck unter ihm war ein Stimmungsumschwung eingetreten. Die Matrosen waren vor zehn Minuten noch so feindselig gewesen. Jetzt unterbrachen sie ihre Arbeit und starrten mit Bewunderung auf den großen Engländer, der die mörderische Leiter hochkletterte. Beaumont hatte die Veränderung zwar gespürt, als er das zweitemal aufs Deck gekommen war, ignorierte sie aber trotzdem. Sie können mich alle mal…
    Sieben Meter über dem Deck hielt er an und trat seinen Stiefel mit voller Wucht gegen das Eis, um es loszubrechen. Sein Fuß rutschte aus, seine Hand klammerte sich fester um eine Sprosse, aber das Eis war noch ganz. Die Leiter schien aus solidem Eis zu bestehen. Während er weiter aufwärts stieg, fühlte er, wie die arktische Kälte durch seine Handschuhe drang, unter die Fäustlinge und darunter einsickerte und an der rauhen Haut seiner Finger raspelte. Die schneidende Nachtluft ließ sein Gesicht erstarren und biß sich in seinen Augenlidern und an seiner Kehle fest. Seine Augen tränten, so daß er alles nur verschwommen sah. Er stieg höher, und das Empfinden der schonungslosen Kälte fing an, alles andere auszulöschen: das Dröhnen der wartenden Motoren, das Scheinwerferlicht, das Schmidt auf das Eis vor dem Bug gerichtet hatte, und das endlose Eisfeld, das sich gegen Süden erstreckte.
    In dreizehn Meter Höhe verfing sich der Schnappverschluß an einer Sprosse, der an einem Riemen um seine Brust baumelte. Einen Fuß hatte er noch auf einer Sprosse, der andere war schon nach der nächsten Sprosse ausgestreckt, als sein Körper sich in der Luft ruckartig spannte. Es traf ihn unerwartet, und er verlor das Gleichgewicht. Der eine Fuß baumelte noch im leeren Raum, während der untere Stiefel, der auf der Sprosse aus Eis balancierte, sein ganzes Gewicht halten und den Ruck auffangen mußte, als er plötzlich steckengeblieben war. Dann rutschte der untere Stiefel von der Sprosse ab, und Beaumont fiel.
    Er schwebte dreizehn Meter über dem vereisten Deck, nur durch einen Handgriff mit der Leiter verbunden. Er versuchte,

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