Target 5
Anweisungen wartete.
»Was ist passiert?« fragte Kramer von dem Sitz hinter ihnen. »Woher kamen diese Flammen?«
»Halten Sie den Mund! Ich muß überlegen.«
Papanin befand sich in einem Schockzustand. Erst vor einer Stunde war er zu der Stelle geflogen, an der die Elroy vom Eis eingeschlossen war, um zu sehen, was los war. Auf dem Weg dorthin hatte er per Funk von einem der Hubschrauber erfahren, daß man die Beaumont-Gruppe gefunden und die Männer auf dem Eis abgesetzt hatte, um sie von dem amerikanischen Schiff abzuschneiden. Die Nachricht hatte geklungen, als sei ihm der Sieg schon sicher gewesen.
Er war gerade rechtzeitig gekommen, um den sowjetischen Hubschrauber noch über der Elroy schweben zu sehen. Er hatte per Funkfernsprecher persönlich den Befehl gegeben, die Position beizubehalten. Dann war die zweite Maschine aufgetaucht. Für Minuten hatte Papanin keine Ahnung, was vor sich ging, bis der Hubschrauber über dem Schiff seine Meldung durchgab. Zum erstenmal hatte der Sibirier zugehört, ohne zu unterbrechen, ohne ein einziges Wort zu sagen. Er schwieg auch, als die Mitteilungen immer aufregender wurden und ihren Höhepunkt in einer Nachricht erreichten, die ihn schaudern ließ, als er den eindringlichen Worten lauschte, die durch den Kopfhörer kamen.
»Maschine kommt auf uns herab… Mehrere Männer drinnen… Ein Fenster geht auf… Gorow! Gorow! In der Maschine!…Viele Hunde… Drei andere Männer…«
Dann hörte die Mitteilung auf. Den Grund dafür konnte Papanin selbst sehen, als er das Nachtfernglas an seine Augen hob und es mühsam auf das Ziel richtete. Er hatte es gerade rechtzeitig eingestellt, um den entsetzlichen Anblick eines seiner Hubschrauber zu sehen, der völlig unkontrolliert durch die Luft wirbelte, bevor er aufschlug.
Kramer saß hinter ihm und konnte daher sehen, wie seine hängenden Schultern sich strafften. Papanin drehte sich um; sein Gesichtsausdruck erschreckte den Balten. »Nehmen Sie Funkverbindung mit der Revolution auf! Sagen Sie, daß ich auf dem Weg zu ihr bin. Sie sollen den Störsender sofort auf volle Touren schalten!
Alle Schiffe! Wir richten uns auf der Revolution ein und warten, daß die Elroy zu uns kommt.«
»Hydrogen-Strongbow… Hydrogen-Strongbow…«
Sobald er an Bord gegangen war, hatte Beaumont den Kapitän der Elroy gebeten, dieses Funksignal nach Curtis Field zu senden. Es erreichte Dawes, als es fast Mitternacht war. »Hydrogen-Strongbow…« Diese zwei Worte sagten Dawes alles – oder fast alles. »Wir haben Gorow, wir sind an Bord der Elroy.« Dawes verlangte sofort eine Telefonverbindung über den heißen Draht nach Washington.
Der heiße Draht verlief auf dem Weg nach Island und Europa über Curtis Field; in die andere Richtung verlief er, bevor er die Verbindung zu dem weitentfernten Washington herstellte, über Dye Two, eine entlegene Station des Frühwarnsystems auf der arktischen Eisdecke. Als die Verbindung hergestellt war, sprach Dawes mit einem Mann im Verteidigungsministerium. Adams hörte die eine Hälfte des Gesprächs mit. »Sicher haben wir Gorow an Bord eines amerikanischen Schiffes«, sagte Dawes gegen Ende seines Gesprächs, »aber zum drittenmal, mir wäre wesentlich wohler, wenn wir ein Begleitschiff schicken könnten, um die Elroy nach Hause zu bringen…«
»Nein, ich will nicht behaupten, daß sie an Bord eines amerikanischen Schiffes gehen würden…«, brummte er etwas später.
Zwei Minuten danach knallte er den Hörer auf und zündete sich zerstreut seine Zigarre an; das erste Mal seit siebzehn Tagen, daß er eine richtig ansteckte. »Sie wollen ihr kein Begleitschiff geben«, sagte er. »Sie sagen, die Sache sei erledigt.« Er fing an, in dem überhitzten Büro auf und ab zu gehen und auf die Wandkarte zu starren, die die Position aller Schiffe in dem Gebiet südlich Target 5 zeigte. »Sie denken in diesem Augenblick nur daran, daß der Präsident gerade jetzt in Peking mit den Chinesen anstößt.«
»Sie haben Ihre Zigarre angezündet«, machte Adams ihn aufmerksam. »Gibt es einen Grund zum Feiern?«
»Noch nicht.«
Als Adams schon zu Bett gegangen war, durchschritt Dawes immer noch langsam das Zimmer und blickte auf die Wandkarte. Er wußte, daß seine Unruhe ihn nicht schlafen lassen würde, wenn er jetzt ins Bett ginge. Mit seiner Vorahnung bewies Dawes mehr Einblick als der Mann in Washington, der gemeint hatte, die Sache sei erledigt. Tatsächlich fing es erst an.
SCHACHMATT
Das
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