Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Target 5

Target 5

Titel: Target 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
um ihn hereinzulassen.
    »Oberst Papanin!« Der Sibirier zog seinen durchnäßten, tropfenden Parka aus und ließ ihn auf den Boden fallen. »Sie sind Tuchewski? Schön. Frische Kleider, bitte. Irgend etwas vom größten Matrosen an Bord. Warum fahren Sie in diesem Schneckentempo?«
    Tuchewski, ein hagerer, reservierter Mann mit einem bärtigen, grimmigen Gesicht, war sehr besorgt über die Vorgänge auf seinem Schiff. Er gab Befehl, frische Kleidung zu bringen, und führte Papanin in den Navigationsraum hinter der Brücke. Er schickte einen Offizier fort, der hier mit Karte und Zirkel beschäftigt war, schloß die Tür und wandte sich dem Sibirier zu.
    »Ich muß heftigen Protest einlegen…«
    »Bereits notiert.«
    »Ich habe Ihnen noch nicht gesagt, weswegen…«
    »Interessiert mich nicht!«
    »Für ein Schiff dieser Größe befinden wir uns in gefährlichem Gewässer…«
    »Was gibt es sonst noch Neues?« Papanin streifte die Überhandschuhe und die Fäustlinge darunter ab und legte sie auf den Tisch. Er setzte seine Brille auf und schaute auf die Karte. Er nahm einen Bleistift und markierte etwas mit einem Kreuz. »Der amerikanische Eisbrecher Elroy war ungefähr hier, als ich ihn zuletzt gesehen habe. Er wird jetzt dabei sein, sich einen Weg aus dem Eis heraus zu brechen. Er wird direkt Süd fahren…« Er zeichnete eine grobe Linie in die Karte hinunter. »Wir werden weiter direkt Nord fahren.« Sein Bleistift zog die Linie wieder hoch. »Bringen Sie uns auf diesen Kurs. Und sorgen Sie dafür, daß Ihr alter Pott in Fahrt kommt!«
    Tuchewski nahm seine Mütze ab und ließ sie auf die Karte fallen, um den Sibirier daran zu hindern, weitere Markierungen vorzunehmen. Er verschränkte die Arme und sah Papanin direkt in die Augen. »Ich bin der Befehlshaber dieses Schiffes. Ich habe zwar den Befehl, Sie zu empfangen, Ihre Anweisungen zu befolgen – aber noch führe ich das Kommando…«
    »Natürlich!« Papanin überragte den ein Meter fünfundsechzig großen Tuchewski. Er grinste auf ihn herab. »Ich lade die Gewehre, und Sie feuern sie ab!« Er setzte sich auf den Boden, zog erst einen und dann den anderen Stiefel aus und grinste immer noch den Kapitän an.
    »Ich möchte eine offizielle Beschwerde über diesen Befehl, direkt Nord zu fahren, einlegen«, fuhr Tuchewski mit gereizter Stimme fort. »Die Revolution ist unser modernstes und neuestes Forschungsschiff. Sie hat Millionen von Rubeln gekostet. Und trotzdem erhalte ich den Befehl, dieses Schiff in Gewässer zu fahren, in denen es von Eisbergen wimmelt…«
    »Die Elroy hat es geschafft – streckenweise sogar ohne Radar. Ich habe gesehen, daß sie ihre Ausrüstung am Mastkorb verloren hat. Sie haben noch diesen verdammten rotierenden Wirbelwind an der Spitze Ihres Mastes – machen Sie Gebrauch davon!« Papanin stand auf und fing an, auf Strümpfen in dem Navigationsraum herumzutappen und sich alles anzusehen. »Ich möchte den Offizier sprechen, der für Funkstörung verantwortlich ist«, setzte er fort. »Wir werden eine kurze Pause einlegen, um der Gorki zu funken – alle Hubschrauber sollen die gegenwärtige Position der Elroy feststellen. Der erste, der sie findet, soll sofort hierherfliegen, um Bericht zu erstatten.«
    »Warum?« brauste Tuchewski auf. »Warum eine solche Wahnsinnstat? Ich werde sofort einen Protest nach Moskau funken.«
    »Das werden Sie nicht tun!« Papanin blickte ihn über die Schulter an. »Die Unterbrechung der Störaktion wird nur kurz dauern – aber lange genug, um der Gorki meinen Befehl zu funken. Die Elroy fährt südlich auf Gewässer zu, die voll von Eisbergen sind. Sie wird außerdem blind fahren – ihr Radar ist verschwunden. Für die Außenwelt existiert sie so gut wie überhaupt nicht – die Funkstörung hat sie isoliert. Lassen Sie mir bitte etwas Tee bringen, Tuchewski, und ich werde Ihnen erzählen, worum es geht.« Der Sibirier machte eine Pause. »Verstehen Sie, wir werden der Elroy den Weg versperren.«
     
     
    Um vier Uhr morgens, nach nur drei Stunden Schlaf, wurde Beaumont geweckt von dem wiederholten donnernden Aufprall des Bugs auf das Eis. Hätte es draußen ein Erdbeben gegeben, wäre die Wirkung sanft gewesen im Vergleich zu dem Beben und dem mahlenden Geräusch, mit dem das Schiff sich durch das Packeis bohrte und das ihn weckte. Von allen Männern an Bord bekam es Beaumont mit größter Wucht zu spüren; seine Kabine, das einzig verfügbare Quartier außer einer Kabine in der Mitte des

Weitere Kostenlose Bücher