Tarnen, tricksen, täuschen
prima Ideen haben, wenn sie die Arbeit nicht selbst machen müssen.
Außerdem vagabundiert so ein Pflichtenheft durch die Firma, und jeder, der sich berufen fühlt, packt noch was hinein. Dass sich dann Punkte widersprechen, ist ganz logisch. Das Problem ist nun aber, dass du das ausbaden musst und dann dafür Prügel erhältst, dass das Ziel nicht erreicht wurde. Das ist dann vielleicht auch der Grund, warum Kollege X auf dieses so prestigeträchtige Projekt verzichtet hat.
Also schau dir an, was drinsteht. Und meckere sofort, solange du noch frisch bist. Jetzt kannst du noch auf Verständnis rechnen, später nicht mehr. Das war das eine Problem.
Das andere Problem für dich ist, dass viele Zieldefinitionen bzw. Pflichtenhefte mehr als zwei große Risiken beinhalten. Was heißt das? Toll Collect (du erinnerst dich?) ist so ein schönes Beispiel:
In Deutschland hatte keiner eine Ahnung, wie man ein Mautsystem aufzieht. Das ganze kaufmännische Drumherum war unbekannt und ein großes Risiko. Italien und Frankreich kennen die kaufmännischen Tücken mit Mautstellenabrechnungen, Fahrerkontrolle, Fehlerquellen, Betrügern, falsche Nummerntafeln usw. … Deutschland kannte sie nicht.
Darum waren zunächst auch angeblich nur 10 % der Mautbrücken aktiv, da die Betreiber schon froh waren, den Normalfall zu beherrschen. Geschweige denn die Problemfälle wie Mautpreller, ausgefallene Systeme, Schnee, Kälte, Regen, Sturm und so weiter.
Die Technik war völlig unbekannt, völlig neu und sehr aufwendig. Das technische Risiko war also auch sehr hoch. Und nun sollen beide miteinander kommunizieren, die technisch nicht ausgereifte Obu mit der kaufmännisch nicht ausgereiften Buha prima zusammenspielen und dann noch unter höchstem Zeitdruck.
Da kann jeder erfahrene Projektleiter sagen: Das wird nichts. Deshalb waren die Strafen auch minimal formuliert, weil dieProfis wussten, dass das Misslingen möglich war, und deshalb wurde das Projekt auch entsprechend vereinbart – oder täusche ich mich?
So, nachdem du nun festgestellt hast, dass du keine Chance hast, kannst du dein Projekt endlich entspannt angehen. Deshalb zum nächsten wichtigen Punkt:
Sich richtig aufstellen
Jedes Projekt in der Firma hat höchste Priorität. Zwar wechseln diese ständig, aber niemand wird dir sagen, dass dein Projekt nun nicht mehr so wichtig ist. Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass an 45 % aller Projekte aktuell nicht gearbeitet wird. Andererseits haben 70 % aller Projekte 1. Priorität. Somit gibt es 15 % 1.-Prio-Projekte, an denen aktuell nicht gearbeitet wird. Und darunter fällt wahrscheinlich deines!
Weil es nämlich nicht wirklich wichtig ist, hat man es dir aufs Auge gedrückt. Du warst entweder blöd genug, es nicht zu merken, oder konntest dich nicht dagegen wehren. Oder man sucht halt einen Kümmerer, der die Leiche noch künstlich beatmet, und meint ihn in dir gefunden zu haben. Solange muss man schon nicht zugeben, dass das Projekt gescheitert ist und eigentlich beerdigt werden müsste.
Ich kenne Projekte, die sind 6 – 7 Jahre gelaufen und nie zu einem Ergebnis gekommen. Die waren mal ein Jahr lang vor sich hin gedümpelt, und dann wurden sie wieder mit einem neuen Projektleiter (also so einem wie dir) neu bestückt, um dann wieder nach unzähligen Sitzungen und vielen Zielerweiterungen wiederum zu verschwinden, um später wieder hochgekocht zu werden, um wieder …
Wilhelm Busch war auch Projektleiter
Apropos Zielerweiterung: Das ist auch ein beliebtes Spiel. Ein Projekt startet mit kleinem Pflichtenheft und noch kleinerem Budget. Manchmal gibt es auch gar kein Budget. Dann kommt die erste Sitzung. Die Geschäftsleitung oder der Abteilungsleiter sind auch dabei. Um die Wichtigkeit des Projekts zu unterstreichen. Beidiesem Kick-off-Meeting (halte dich an diese Formulierung, denn das klingt einfach nach Erfahrung) wird dann noch alles Mögliche angesprochen.
Wer sagt übrigens noch Eröffnungskonferenz oder Erste Sitzung des Projekts oder … Das klingt hausbacken und altmodisch. Du machst ein Kick-off-Meeting mit den Pressure Points und den Tops (oder Flops) zum Decision Finding in der Enterprise für die Key-People , Steering Commitees und Participants ! Das klingt schon viel besser und kompetenter. Schließlich sind wir innovativ und erfolglos. Näheres dazu wieder mal bei meinem Lieblingsthema: Sitzung.
Bei dieser ersten Sitzung wird dann locker festgestellt, dass das und das
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