Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen
hingezogen fühlten. Jetzt tauchten sie allmählich aus der Erinnerung.
»Wie Sie wollen«, sagte er.
»Auf mich können Sie auch rechnen«, sagte Mr. Philander.
»Nein, mein lieber alter Freund«, erwiderte Professor Porter.
»Wir dürfen nicht alle gehen. Es wäre grausam und böse, die arme Esmeralda hier allein zurückzulassen. Und drei von uns würden nicht erfolgreicher sein als einer. Wie die Dinge liegen, hat dieser grausame Wald schon genug Todesopfer gefordert. Wir wollen versuchen, ein wenig zu schlafen.«
Der Ruf der Natur
Seit Tarzan den Stamm der großen Menschenaffen verlassen hatte, der ihn aufgezogen hatte, herrschte dort ständig Zwiespalt und Mißstimmung. Terkoz war ein launischer, grausamer König, so daß viele der älteren und schwächeren Affen, an denen er seine Wut und Launen besonders gern ausließ, sich nacheinander mit ihren Familien davonmachten und weit im Landesinneren Ruhe und Sicherheit suchten.
Terkoz’ fortwährende Brutalität trieb schließlich auch jene zur Verzweiflung, die bei ihm geblieben waren, und so kam es, daß einer von ihnen sich der mahnenden Abschiedsworte von Tarzan erinnerte:
»Wenn ihr einen Anführer habt, der grausam ist, dann handelt nicht so wie die anderen Affen und versucht nicht, es einzeln mit ihm aufzunehmen. Besser ist, zwei, drei oder vier von euch fallen gemeinsam über ihn her. Wenn ihr das tut, wird kein Anführer wagen, anders zu sein, als er sollte, denn vier von euch können jeden töten, wer immer es sein mag.«
Der Affe, der sich an diesen klugen Rat erinnerte, gab ihn einigen seiner Gefährten wieder, so daß Terkoz bei seiner Rückkehr zum Stamm an diesem Tag ein heißer Empfang zuteil wurde.
Man hielt sich nicht mit Formalitäten auf. Kaum war er bei der Gruppe, warfen sich fünf riesige, behaarte Tiere auf ihn.
Im Grunde war er ein erbärmlicher Feigling, wie es oft bei Tyrannen der Fall ist, sowohl unter den Menschen als auch unter Affen; deshalb stellte er sich nicht zu einem Kampf, der ihn das Leben gekostet hätte, sondern machte sich davon, so schnell er konnte, und flüchtete in die schützenden Wipfel des Waldes.
Er unternahm zwei weitere Versuche, sich dem Stamm wieder anzuschließen, wurde aber jedesmal angegriffen und vertrieben. Schließlich gab er auf und verschwand wutschnaubend und haßerfüllt im Dschungel.
Einige Tage streifte er ziellos umher, nährte seinen Groll und suchte nach einem schwächeren Geschöpf, an dem er seine angestaute Wut auslassen konnte.
In genau dieser Verfassung befand sich das schreckliche, menschenähnliche Tier, als es, sich von Baum zu Baum schwingend, plötzlich zwei Frauen im Dschungel erblickte.
Er hing genau über ihnen, als er sie entdeckte. Jane Porter wurde seine Anwesenheit erst gewahr, als er sich neben ihr zu Boden fallen ließ und sie seinen gewaltigen, behaarten Körper, das gräßliche Gesicht und den knurrenden, häßlichen Rachen erblickte, der sich ihr kaum einen Fuß entfernt entgegenreckte.
Ein durchdringender Schrei entrang sich ihr, als die Hand der Bestie ihren Arm umklammerte. Dann wurde sie aufgehoben und sah die schrecklichen Fangzähne dicht vor sich, die es auf ihre Kehle abgesehen hatten. Aber ehe sie in ihre helle Haut drangen, überlegte der Menschenaffe es sich anders.
Der Stamm hatte seine Weibchen behalten. Er mußte sich also andere suchen. Dieses unbehaarte, weiße Affenweibchen würde das erste seiner neuen Familie sein, und so warf er sich Jane in roher Weise über die breite, behaarte Schulter, schwang sich zurück in die Baumwipfel und trug sie davon.
Esmeraldas Schreckensschrei hatte sich mit dem Janes vermischt, dann war sie wieder in Ohnmacht gefallen, wie es ihre Art war, sobald Unheil über sie hereinbrach und ihre Geistesgegenwart gefordert war.
Aber Jane blieb die ganze Zeit bei Bewußtsein. Wohl war sie wie gelähmt vor Angst, da sie die gräßliche Fratze direkt vor sich sah und der ekelhaft stinkende Atem des Tieres ihr ins Gesicht schlug, doch sie war bei klarem Verstand und erfaßte alles, was ringsum vorging.
Die Bestie schleppte sie mit einer, wie ihr schien, phantastischen Geschwindigkeit durch den Wald, aber noch schrie sie nicht und wehrte sich auch nicht. Das plötzliche Auftauchen des Affen hatte sie derart verwirrt, daß sie zuerst glaubte, er trage sie Richtung Küste.
Aus diesem Grund sparte sie ihre Kräfte und schonte ihre Stimmbänder, bis sie sicher sein konnte, daß sie sich dem Lager weit genug
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