Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen
schlußfolgerte er, Jane sei Tarzans Weibchen, da beide von derselben Art waren – weiß und unbehaart –, und er war entzückt über diese Gelegenheit, an dem verhaßten Feind doppelt Rache zu üben.
Für Jane war das Auftauchen dieses gottgleichen Menschen Labsal für ihre überbeanspruchten Nerven.
Aus der Beschreibung, die Clayton, ihr Vater und Mr. Philander ihr gegeben hatten, wußte sie, daß dies dasselbe wunderbare Wesen sein mußte, das die drei gerettet hatte, und sie sah in ihm nur einen Beschützer und Freund.
Als Terkoz jedoch sie roh zur Seite schleuderte, um Tarzans Angriff zu begegnen, und sie die großen Ausmaße des Affen, seine mächtigen Muskeln und die furchtbaren Zähne sah, krampfte sich ihr Herz zusammen. Wie konnte jemand mit solch einem riesigen Widersacher fertig werden?
Wie zwei angreifende Stiere prallten die beiden aufeinander, und wie zwei Wölfe fuhren sie sich gegenseitig an die Kehle, wobei die dünne Klinge von Tarzans Messer die langen Zähne des Affen ausglich.
Janes jugendliche, geschmeidige Gestalt stand an einen dicken Baum gelehnt, sie preßte die Hände gegen die wogende Brust und verfolgte mir weitgeöffneten Augen und einem Gefühl des Schreckens, der Faszination, der Furcht und Bewunderung diesen Kampf des urzeitlichen Affen mit dem urzeitlichen Menschen um eine Frau – um sie.
Als die großen Muskeln auf dem Rücken und den Schultern des Menschen sich unter seinen kraftvollen Anstrengungen zusammenzogen und die mächtigen Bizepse und der Unterarm die furchtbaren Zähne von ihm wegdrückten, schwand der Schleier jahrhundertealter Zivilisation und Kultur vor dem verschwommenen Blick dieser jungen Frau aus Baltimore.
Und als das lange Messer mehrfach tief in Terkoz’ Herzblut tauchte und sein mächtiger Körper leblos am Boden lag, war es eine Frau der Urzeit, die mit ausgestreckten Armen dem Mann der Urzeit entgegenstürzte, der um sie gekämpft und sie erkämpft hatte.
Und Tarzan?
Er tat, was man keinen Mann, in dessen Adern rotes Blut fließt, lehren muß. Er nahm die Frau in seine Arme und bedeckte die ihm zugewandten, halboffenen Lippen mit Küssen.
Einen Augenblick verharrte Jane, die Augen halb geschlossen. Einen Augenblick lang – dem ersten in ihrem jungen Leben – erfaßte sie die Bedeutung der Liebe.
Aber ebenso plötzlich, wie der Schleier geschwunden war, senkte er sich wieder, ein empörtes Gewissen überzog ihr Gesicht mit dunkler Röte, und eine tiefgekränkte Frau stieß Tarzan von den Affen von sich und schlug die Hände vors Gesicht.
Tarzan war überrascht gewesen, die Frau, die auf unklare und abstrakte Weise zu lieben er gelernt hatte, als fügsame Gefangene in seinen Armen zu halten. Nicht minder überraschte es ihn, derart zurückgestoßen zu werden.
Er trat abermals dicht an sie heran und ergriff ihren Arm. Sie wandte sich ihm zu wie eine Tigerin und hämmerte mit ihren kleinen Fäusten auf seine breite Brust.
Tarzan konnte es nicht verstehen.
Noch vor einem Augenblick war es seine Absicht gewesen, Jane schnellstens zu ihren Leuten zurückzubringen, aber dieser kurze Augenblick war nun verloren in der nebelhaften und fernen Vergangenheit von Dingen, die geschehen waren, jedoch nie wieder geschehen würden, und mit ihr war die gute Absicht geschwunden, um im Unmöglichen aufzugehen.
Seit diesem Augenblick spürte Tarzan von den Affen, wie eine warme, geschmeidige Gestalt sich an ihn gepreßt hatte. Heißer, lieblicher Atem an seiner Wange und seinem Mund hatten in seiner Brust eine neue Flamme entfacht, und vollendete Lippen hatten in heißen Küssen an seinen gehangen und ein tiefes Mal in seine Seele gebrannt – ein Mal, das einen neuen Tarzan kennzeichnete.
Abermals legte er seine Hand auf ihren Arm. Abermals stieß sie ihn zurück. Da tat Tarzan von den Affen, was sein allererster Urahn getan haben würde.
Er nahm seine Frau auf den Arm und trug sie in den Dschungel.
Die vier Leute in dem kleinen Haus am Strand wurden am nächsten Morgen frühzeitig durch einen Kanonenschuß geweckt. Clayton eilte als erster hinaus, da sah er jenseits der Hafeneinfahrt zwei große Schiffe vor Anker liegen.
Das eine war die Arrow, das andere ein kleiner französischer Kreuzer, an dessen Reling sich viele Leute drängten und zum Land blickten. Clayton und die anderen, die zu ihm getreten waren, erkannten, daß der Kanonenschuß sie auf die Schiffe aufmerksam machen sollte, falls sie sich noch beim Haus befanden.
Beide Schiffe lagen ein
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