Tarzan 03 - Tarzans Tiere
anstarrte.
Mugambi wiederum klammerte sich fest an Tarzan, so daß dieser kaum ein Lachen unterdrücken konnte angesichts der kläglichen Verfassung, in der die Angst diesen Mann versetzte. Aber schließlich packte der Weiße die große Katze im Genick, zog sie ganz nahe zu Wagambi und schlug sie jedesmal derb auf die Nase, wenn sie den Fremden anknurrte.
Als Mugambi dies sah – ein Mensch verfuhr derartig grob mit einem der gnadenlosesten und schrecklichsten Fleischfresser des Dschungels, und das mit bloßen Händen –, traten ihm vor Staunen die Augen aus den Höhlen, und nachdem er diesem hünenhaften Weißen, der ihn gefangengenommen hatte, ohnedies schon verdrossenen Respekt entgegengebracht hatte, begegnete er ihm fortan mit grenzenloser Ehrfurcht.
Das Abrichten von Sheeta machte so gute Fortschritte, daß er sehr bald schon aufhörte, in Mugambi das Objekt seiner hungrigen Begierde zu sehen, so daß der Schwarze sich in seiner Gegenwart ein wenig sicherer fühlte.
Wollte man behaupten, daß Mugambi in seiner neuen Umgebung vollkommen glücklich und zufrieden war, so entspräche dies nicht ganz der Wahrheit. Immer wieder rollte er ängstlich mit den Augen, wenn ein Mitglied der wilden Horde ihm dann und wann zu nahe kam, so daß man dann nur das Weiße seiner Augäpfel sah.
Sooft Tarzan und Mugambi im Verein mit Sheeta und Akut an der Furt nach Wild auf Lauer lagen und auf ein Zeichen des Affenmenschen zu viert über das erschrockene Tier herfielen, war der Schwarze überzeugt, daß die arme Kreatur bereits vor Schreck gestorben war, noch ehe eines der großen Tiere sie berührt hatte.
Mugambi entzündete ein Feuer und kochte seinen Anteil an der Beute, aber Tarzan, Sheeta und Akut schlangen ihren Teil roh hinunter und knurrten sich an, wenn jemand wagte, sich etwas von dem anderen anzueignen.
Es war nach allem nicht zu verwundern, daß die Lebensweise des Weißen der der Tiere viel näher stand als der des wilden Schwarzen. Wir alle sind Gewohnheitswesen, und wenn die Notwendigkeit nicht mehr vorhanden zu sein scheint, uns einer neuen Lebensweise anzupassen, fallen wir ganz natürlich und schnell in Verhaltensnormen und Gewohnheiten zurück, die langer Gebrauch uns unauslöschlich eingeprägt hat.
Mugambi hatte Zeit seines Lebens nur gekochtes Fleisch gegessen, wohingegen Tarzan es erst gekostet hatte, als er fast schon erwachsen war, und später nur in den letzten drei, vier Jahren. Doch war es nicht nur lebenslange Gewohnheit, die ihn veranlaßte, es roh zu essen, sondern es entsprach auch der Vorliebe seines Gaumens. Er empfand gekochtes Fleisch als verdorben, verglichen mit dem schmackhaften, saftigen eines gerade erst getöteten Tieres.
Daß er mit gleichem Genuß rohes Fleisch essen konnte, das er Wochen zuvor vergraben hatte, und sich auch kleine Nagetiere und widerliche Raupen schmecken ließ, erscheint uns, die wir stets »zivilisiert« waren, einfach widerlich; doch hätten wir von Kindesbeinen an gelernt, solche Sachen zu essen, und hätten wir auch alle Menschen unserer Umgebung sie essen sehen, würden sie bei uns nicht mehr Übelkeit erwecken als viele unserer Delikatessen bei den wilden afrikanischen Kannibalen, die sie nur widerstrebend und naserümpfend betrachten.
Zum Beispiel gibt es einen Volksstamm in der Nähe des Lake Rudolph, die keine Schafe oder anderes Vieh essen, obwohl ihre nächsten Nachbarn es tun. Ganz in der Nähe wohnen Leute, die Eselfleisch essen – eine höchst empörende Gewohnheit für jemanden, der dies nicht tut. Wer will sagen, es sei schön, Schnecken, Froschschenkel und Austern zu essen, jedoch abscheulich, sich von Raupen und Käfern zu ernähren, oder daß eine rohe Auster mit allem Drum und Dran weniger abstoßend sei als das süße, saubere Fleisch eines soeben getöteten Rehbocks?
Die nächsten Tage war Tarzan damit beschäftigt, ein Segel aus Feigenbaumbast zu weben, mit dem er das Kanu ausrüsten wollte, weil er es aufgegeben hatte, den Affen die Handhabung eines Paddels beizubringen. Er konnte gerade einmal einige von ihnen dazu bewegen, in das zerbrechliche Fahrzeug zu steigen, mit dem Mugambi und er innerhalb des Riffs umherpaddelten, wo die See völlig still war.
Während dieser Fahrten hatte er ihnen Paddel in die Hand gedrückt und sie ermuntert, die Bewegungen von ihm und Mugambi nachzuahmen, doch es bereitete ihnen große Schwierigkeiten, sich lange auf eine Sache zu konzentrieren, so daß ihm sehr bald klar wurde, daß Wochen geduldigen
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