Tarzan 04 - Tarzans Sohn
etwas, gewiß. Wieviel bin ich Ihrer Meinung nach wert?«
Der Scheich nannte eine Summe, die wesentlich geringer war, als der ehrenwerte Morison erwartet hatte. Er nickte zum Zeichen seiner absoluten Bereitschaft zu zahlen. Er hätte ebenso bereitwillig einer Summe zugestimmt, die seine Mittel bei weitem überstieg, da er ohnedies nicht die Absicht hatte zu zahlen – der einzige Grund für das scheinbare Eingehen auf die Forderungen des Scheichs war, daß das Warten auf die Ankunft des Lösegeldes ihm Zeit und Gelegenheit bieten würde, Meriem zu befreien, sofern sie befreit werden wollte. Die Behauptung des Arabers, er sei ihr Vater, warf bei ihm natürlich die Frage auf, wie das Mädchen überhaupt über eine Flucht dachte. Natürlich erschien es absurd anzunehmen, daß diese schöne, hellhäutige junge Frau lieber im schmutzigen Beduinenlager eines des Lesens und Schreibens unkundigen alten Arabers bleiben wollte, statt in das komfortable, luxuriöse Leben und in die Gesellschaft gleichgesinnter Menschen in jenem gastlichen afrikanischen Bungalow zurückzukehren, aus dem der ehrenwerte Morison sie weggelockt hatte. Er errötete bei dem Gedanken an sein Doppelspiel, den diese Erinnerungen wachriefen – doch der Scheich unterbrach sein Grübeln. Er wies den ehrenwerten Morison an, einen Brief an den britischen Konsul in Algier zu schreiben, und diktierte jeden Satz mit einer Geläufigkeit, die den Gefangenen erkennen ließ, daß dies nicht das erste Mal war, wo der alte Schurke Gelegenheit hatte, mit englischen Verwandten über ein Lösegeld für einen ihrer Angehörigen zu verhandeln. Baynes äußerte Bedenken, als er sah, daß der Brief an den Konsul in Algier gehen sollte. Er meinte, es werde wohl fast ein Jahr dauern, ehe das Geld eintreffen werde, aber der Scheich wollte von seinem Plan nichts hören, einen Boten in die nächste Küstenstadt zu schicken, von dort mit der nächsten Funkstation in Verbindung zu treten und die Bitte des ehrenwerten Morisons um Geld geradewegs an seine Anwälte zu schicken. Nein, der Scheich war vorsichtig und mißtrauisch. Er wußte: Sein Plan hatte sich in der Vergangenheit bewährt. Der andere enthielt zu viele Unwägbarkeiten. Mit dem Geld hatte es keine Eile – er konnte ein, notfalls sogar zwei Jahre warten, doch sollte es nicht länger als sechs Monate dauern. Er wandte sich an einen der Araber, die hinter ihm standen, und erteilte dem Burschen Anweisungen bezüglich des Gefangenen.
Baynes konnte die arabischen Worte nicht verstehen, doch die Daumenbewegung des Scheichs zeigte ihm, daß die Unterhaltung ihn betraf. Der von dem Alten instruierte Araber verbeugte sich vor seinem Herrn und gab Baynes ein Zeichen, ihm zu folgen. Der Engländer blickte den Scheich an, ob er einverstanden sei. Dieser nickte ungeduldig, und der ehrenwerte Morison erhob sich und folgte seinem Führer zu einer Eingeborenenhütte dicht neben einem der Zelte aus Ziegenfellen. Der Araber hieß ihn in das dunkle, stickige Innere treten und rief dann einige schwarze Boys, die vor ihren Hütten hockten. Die kamen prompt herbeigerannt und fesselten Baynes getreu den Anweisungen des Arabers zuverlässig an Händen und Füßen. Der Engländer protestierte energisch, aber da weder die Schwarzen noch der Araber ein Wort von dem verstanden, was er sagte, war sein Bitten umsonst. Nachdem sie ihn gefesselt hatten, verließen sie die Hütte. Der ehrenwerte Morison lag lange und sah, welch entsetzliche Zukunft ihn erwartete während der langen Monate, die verstreichen würden, ehe seine Freunde von seinem Schicksal Kenntnis erhielten und ihm Rettung bringen konnten. Nun hoffte er, sie würden das Lösegeld schicken – er hätte gern bezahlt, was er wert war, um aus diesem Loch zu kommen. Vorhin hatte er noch beabsichtigt, seinen Anwälten telegrafisch zu untersagen, Geld zu schicken, vielmehr mit den Behörden in Britisch-Westafrika Verbindung aufzunehmen, damit sie eine Expedition zu seiner Rettung schickten.
Angewidert rümpfte er seine patrizische Nase, denn der widerliche Gestank in der Hütte beleidigte seine Geruchsnerven. Das ekelhafte Lager aus Gras, auf dem er lag, strömte den Geruch von schweißbedeckten Körpern, verfaulten tierischen Substanzen und Abfall aus. Doch es sollte noch schlimmer kommen. Er hatte nur wenige Minuten in der unbequemen Haltung gelegen, in der sie ihn hingeworfen hatten, als er deutlich ein scharfes, juckendes Stechen an Händen, Hals und Kopf verspürte. Entsetzt und
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