Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie
und Temperaturverhältnisse limitierend auf die Produktion aus.
Im Meer mischt sich das Oberflächenwasser ständig mit der Luft, bei ausreichender Lichtversorgung wird es zusätzlich durch die Photosynthese mit Sauerstoff angereichert. Im Oberflächenwasser ist die Sauerstoffversorgung daher deutlich besser als in 500–1000 m Tiefe, wo Durchmischung und Primärproduzenten fehlen. Das Tiefenwasser unterhalb 1000 m weist wieder günstigere Sauerstoffbedingungen auf, denn es stammt vom sauerstoffreichen Oberflächenwasser der kältesten Erdregionen, außerdem verlangsamen die geringen Temperaturen sauerstoffzehrende Prozesse.
In den ozeanischen Bereichen der Meere durchmischen und verfrachten vor allem Strömungen die Wassermassen, sie sind auf Wind, Dichteunterschiede, Verdunstung und Zustrom von Wasser zurückzuführen und werden durch dieForm der Kontinente, Meeresschwellen und die Trägheit der Wassermassen gegenüber der Erdrotation ( Coriolis-Kraft ) modifiziert. Da Licht- und Mineralstoffangebot über die Primärproduktion entscheiden, sind besonders solche Strömungen wichtig, die mineralstoffreiches Tiefenwasser an die lichtdurchflutete Oberfläche bringen, das gilt z. B. für den Humboldtstrom vor den Küsten Perus, den Kalifornischen Strom, den Guinea Strom, den südafrikanischen Benguelastrom und den Westaustralstrom (Abb. 5. 2 ). Die Fischereierträge dieser Auftriebsregionen erbringen 75 % des Weltfischfanges. In den Flachmeeren gewinnen die Gezeiten bei der Wasserdurchmischung an Bedeutung.
Viele Lebewesen des freien Wassers sind kaum eigenbeweglich, sondern folgen passiv den Wasserströmungen. Sie werden als Plankton vom aktiv beweglichen Nekton abgegrenzt. Planktonische Algen ( Phytoplankton ) sind die Primärproduzenten in den durchleuchteten Wasserschichten des Pelagials. Das Zooplankton der Hochsee besteht vorwiegend aus Formen, die ihren ganzen Lebenszyklus im freien Wasser durchlaufen ( Holoplankter ), dazu gehören vor allem Kleinkrebse. Im Flachwasser leben dagegen viele Meroplankter (z. B. Krebslarven, Molluskenlarven), die das freie Wasser als Adulte verlassen und im Benthal siedeln. Plankton bildet die Nahrung für weitere Meerestiere, darunter die größten Tiere der Erde, die Furchenwale. Sie gehören wie die Großräuber (Tintenfische, Knochenfische, Haie und Delphine) dem Nekton an.
5.2.2 Tiefsee
Die Tiefsee wird durch Finsternis geprägt, es gibt zwar einen dämmerlichtigen Übergangsbereich, aber diese Lichtintensitäten können photosynthetisch nicht genutzt werden. Schließlich kann allenfalls die Biolumineszenz einzelner Tiefseearten eine Lichtquelle darstellen. Sieht man von den vereinzelten Hot Vents ab ( Siehe hier ) ist das Wasser mit Temperaturen zwischen + 4 und –1 °C gleichmäßig kalt und weitgehend unbewegt. Sauerstoff ist im Allgemeinen in ausreichender Menge vorhanden, da von den kalten Polen aus das schwere, sauerstoffreiche Oberflächenwasser bis in die tiefen Wasserzonen absinkt. Bedeutender abiotischer Faktor ist der hydrostatische Druck , er wächst mit jedem Tiefenmeter um 10 Kilopascal (kPa) und beträgt bei 10 000 m Tiefe bereits etwa 100 000 kPa. Stoffwechsel und Morphologie der Tiefseeorganismen müssen an diese Druckbedingungen angepasst sein ( Siehe hier ).
Die Tiefsee ist vielfältiger und dichter bewohnt als man lange Zeit dachte, hier leben Hohltiere, Würmer, Krebse, Kopffüßer, Stachelhäuter, Manteltiere und Fische. Lange Extremitäten oder Körperanhänge verhindern ein Einsinken bei den bodenlebenden Organismen . Im Boden lebt ein Mikrokosmos aus Prokaryoten, Pilzen, Protozoen, verschiedenen „Würmern“, Kleinkrebsen und Tardigraden. Chemosynthetisch aktive Primärproduzenten können zwar lokal von Bedeutung sein ( Siehe hier ), da photosynthetisch aktive Primärproduzenten fehlen, gehören die meisten Organismen den Konsumenten oder Destruenten an.Ausgangspunkt des Nahrungsnetzes sind organische Substanzen, die aus der darüberliegenden Wassersäule herabregnen, dabei handelt es sich einerseits um Planktonleichen und andererseits um Kotbestandteile mit den darauf siedelnden Bakterien. Räuberisch leben vor allem die Fische, sie besitzen große, zahnbewehrte Mäuler, in der Dämmerungsschicht sind ihre Augen besonders groß, in den finsteren Zonen können die Augen ganz fehlen.
Auch die Tiefsee ist heute nicht ohne anthropogene Beeinflussung , lange wurden Möglichkeiten zur Deponierung radioaktiver Substanzen in den Tiefseegräben
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