Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie
Lanice conchilega, Scoloplos armiger, Nephthys hombergi ) und das Seegras ( Zostera ). Unter den Gefäßpflanzen der gemäßigten Klimate ist das Seegras am weitesten in das Meer vorgedrungen, der Bestand an Zosterawiesen geht aber ständig zurück. Für zahlreiche Watvögel bietet das Wattenmeer eine vielfältige Nahrungsquelle, die sie regelmäßig bei Niedrigwasser mit ihrem langen Schnabel durchstochern (Abb. 5. 4 ). Bei Hochwasser nutzen Fische das Wattenmeer als Nahrungsquelle oder Laichgrund. Primärproduzenten der Wattenmeere sind vor allem die Kieselalgen und Cyanobakterien, die das Sediment wie eine dünne Haut überziehen. Tange können sich nur auf Festsubstrat festheften, wie einzelnen Steinen oder Miesmuschelbänken.
Abb. 5. 4 Wattenmeer. a Priele sind natürliche Wasserläufe im Wattenmeer, die vor allem im Schlickwatt Mäander mit Prall- und Gleithang bilden. b Lachmöwen suchen nicht nur im Wattenmeer nach Nahrung, man kann sie auch auf Wiesen, Äckern und Müllkippen beobachten. (Fotos von Inge Kronberg, Hohenwestedt.)
Weitere Küsten-Naturräume: Landeinwärts folgt auf das Schlickwatt die supralitorale Salzwiese , die in unregelmäßigen Abständen überflutet wird. Überschwemmungen verhindern das Aufkommen von salzempfindlichen Landpflanzen und sorgen für einen Konkurrenzvorteil von Blütenpflanzen, die Salz vertragen (Halophyten). Neben NaCl bringen Sturmfluten auch andere wichtige Mineralstoffe in die Salzwiesen. Ein Verlandungspionier ist der Queller ( Salicornia europaea ), ein Gänsefußgewächs mit salzsukkulentem Spross. Landeinwärts folgen weitere Salzwiesenzonen: Der Andelrasen ( Puccinellia maritima ) wird 100- bis 200-mal im Jahr überflutet, der Rotschwingelrasen ( Festuca rubra ) etwa 25- bis 50-mal jährlich. Für die Kleintierwelt, überwiegend aus Insekten und Spinnen, ist der Salzgehalt ein Extremfaktor. Viele Salzwiesen-Insekten scheiden überschüssige Salze über den Enddarm oder die Malpighischen Gefäße aus, limnische Insektenlarven weisen oft Analpapillen oder Chloridepithelien auf. Alle Salzwiesen-Wirbellose haben einen großen Flüssigkeitsbedarf, den sie an Niederschlagswasser stillen. Bodenlebende Arten müssen wegen der Überflutungen für eine Sauerstoffversorgung sorgen, viele Ameisen, Spinnen und Milben tragen an ihrem Körper einen Luftvorrat, der als physikalische Kieme wirkt, einige Käfer halten sich in belüfteten Bodengängen auf (Salzkäfer Bledius ). In Salzwiesen ist der Artenreichtum größer als im seewärts gelegenen Watt.
Im Schwemmland der Tropen und Subtropen wachsen an Stelle der Kräuter mehrjährige Holzpflanzen. Diese charakteristischen Wälder werden als Mangroven bezeichnet. Aufgrund des höheren Humusanteils ist die Bodenreaktion sauer und nicht alkalisch wie in den Salzwiesen. Die ostafrikanischen und indopazifischen Mangroven werden als östliche Mangroven den westlichen Mangroven von Westafrika und Amerika gegenübergestellt. Die Zonierung der Pflanzen wird vor allem vom Salzgehalt des Bodens bestimmt, daher weisen Mangroven der niederschlagsreichen Gegenden eine vollkommen andere Abfolge auf als in Trockengebieten. In ariden Regionen erhöht sich der Salzgehalt der Böden durch Verdunstung so stark, dass landeinwärts salzresistente Formen die weniger salzverträglichen ablösen. Schließlich wird ein Überleben von Gefäßpflanzen unmöglich, eine vegetationsfreie Zone trennt daher die aride Mangrove von der Landvegetation. An humiden Küsten geht dagegen die Mangrovenvegetation allmählich in die Landvegetation über, denn hier sinkt der Bodensalzgehalt landeinwärts kontinuierlich durch die Niederschläge. Nur die oberste Schicht des Schlickbodens ist sauerstoffhaltig, Stelzwurzeln (bei Rhizophora ) oder spargelartige Luftwurzeln (bei Sonneratia, Avicennia ) versorgen die unterirdischen Pflanzenteile mit Atemluft. Die Wurzeln wirken als Ultrafilter und lassen nur wenig Salz in die Pflanzen eindringen. Das Salz liegt gelöst in den Vakuolen der Blattzellen vor und bei tropischen Temperaturen reicht der Transpirationssog für eine Wasserversorgung der Bäume aus. Samen keimen vielfach bereits auf der Mutterpflanze und verankern sich beim Herabfallen im Schlick (Viviparie), sodass einAnwachsen im geeigneten Lebensraum gesichert ist. Tiere in den Mangroven leben weniger deutlich zoniert als die Pflanzen, denn ihr Aufenthaltsort wechselt mit den Gezeiten und richtet sich eher nach Feuchtigkeitsbedingungen und Substrat. Bodenlebende
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