Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie
Klimatologen und Paläontologen.
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Meer, See, tropischer Regenwald oder Wüste – jeder hat bei diesen Begriffen sofort ein plastisches Bild vor Augen, welches Klima, Boden, Pflanzen und Tiere einschließt. Für jeden Betrachter sind also typologische Unterschiede zwischen diesen marinen , limnischen oder terrestrischen Naturräumen offensichtlich. Bei vergleichbaren klimatischen Bedingungen lebt in verschiedenengeographischen Regionen eine ähnliche Flora und Fauna, die Regionen gehören demselben Biomtyp an. So gibt es auf allen Kontinenten mehr oder minder vegetationsfreie Gegenden, die sich alle sofort als „Wüste“ ansprechen lassen. Einem Biomtyp kann man die verschiedenen Biome einer geographischen Region zuordnen. Zum Biomtyp „Wüste“ gehört z. B. das Biom Sahara in Afrika, das Biom Sonora-Wüste in Amerika und das Biom Simpson-Wüste in Australien. Das Arteninventar der einzelnen Biome ist bei näherer Betrachtung jedoch oft gänzlich verschieden. Die äußeren Ähnlichkeiten der im gleichen Biomtyp lebenden Organismen sind als Anpassungen an ähnliche Umweltfaktoren zu verstehen. Sie beruhen vielfach auf Analogien , eine systematische Verwandtschaft liegt nicht immer vor: Es gibt zwar in allen Wüstengebieten sukkulente Pflanzen, diese gehören in Amerika aber zur Gruppe der Cactacea, in Afrika zur Gruppe der Euphorbiacea ( Stellenäquivalenz , Siehe hier ).
Um das Vorkommen oder Fehlen von Arten in bestimmten Regionen der Erde zu verstehen, muss man einerseits die zugehörigen Klimate betrachten und andererseits die erdgeschichtliche Entwicklung der Region berücksichtigen.
Das Klima auf der Erde wird vor allem von der Sonne geprägt, außerdem spielen die Gase der Atmosphäre eine wichtige Rolle ( Siehe hier ). Zusammen mit der Gestalt und Bewegung des Globus bestimmt die Sonne die Beleuchtungsverhältnisse auf der Erdoberfläche, dadurch werden indirekt auch Temperaturverhältnisse und Verdunstungsraten maßgeblich beeinflusst. Man unterscheidet grob die solaren Klimazonen: äquatorial, tropisch, subtropisch, gemäßigt (temperiert) und polar, mit Grenzen entlang dem Äquator, den Wende- und Polarkreisen. Die Land-Meer-Verteilung auf der Erde, Oberflächenstrukturen, Wolkenbildung und atmosphärische Zirkulationen wirken modifizierend und ermöglichen eine weitere Differenzierung in die folgenden zehn Klimazonen : äquatoriale immerfeuchte Zone, tropische Sommerregenzone, subtropische Trockenzone, Übergangszone mit Winterregen, warme gemäßigte (warmtemperierte) Zone, humide gemäßigte Zone, aride gemäßigte Zone, boreale oder kaltgemäßigte Zone, arktische Zone und die oreale Zone der Hochgebirge. In den Grenzbereichen benachbarter Biome (Ufer, Küsten, Waldränder) ergeben sich durch Randeffekte Sonderbedingungen, solche Saumbiotope ( Ökotone ) sind oft besonders produktiv und vielfältig ( Siehe hier ).
Neben dem aktuellen Klima und dem erdgeschichtlichen Klimawandel spielen für das Vorkommen der Arten auch Veränderungen der Land-Wasser-Verteilung eine erhebliche Rolle, denn auch in klimatisch ähnlichen Regionen können nur dann gleiche oder verwandte Arten vorkommen, wenn eine Ausbreitung zumindest irgendwann einmal möglich war. Für viele Verbreitungsmuster von Organismen liefert die Kontinentalverschiebungstheorie (Alfred Wegener, 1912) plausible Erklärungen, wonach wechselnde Kontakte zu den verschiedenen Festlandsgebieten Ausbreitungswege öffneten oder versperrten (Abb. 5. 1 ). Im älteren Paläozoikum, also vor etwa 600 Millionen Jahren, gab es die Erdmassen Laurasia (heutiges Europa, Nordamerika sowie Nord- und Ostasien, Indonesien) und Gondwana (heutiges Afrika, Südamerika, Australien, Neuseeland, Indien). Diese Landmassen rückten zur Pangaea zusammen und wurden in der Trias (vor 200 Millionen Jahren) durch das keilförmige Tethysmeer wieder voneinander getrennt. Von nun an drifteten die Kontinente weiter auseinander, bis im Tertiär (vor etwa 4 Millionen Jahren) etwa der heutige Zustand erreicht war. Noch immer zeugen vulkanische Aktivitäten, Rücken- und Grabenlinien in den Tiefen der Ozeane von dieser Plattentektonik. Durch die noch andauernde, langsame Verschiebung der Kontinente gehörten die Landmassen in früheren Zeiten oft anderen Klimazonen an als heute, außerdem bildeten sich auch zwischen den Meeresteilen auf diese Weise neue Verbindungen, Trennungen und Strömungen.
Abb. 5. 1 Kontinentalverschiebungstheorie. In der Trias (vor etwa 200 Millionen
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