Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie
diskutiert, außerdem locken verschiedene Rohstoffquellen, wie Manganknollen oder Methanhydrat .
5.2.3 Brackwasserregionen
Wird Meerwasser durch Süßwasser von Flüssen, Niederschlägen oder Grundwasser verdünnt, entsteht Brackwasser mit mittleren oder wechselnden Salinitäten zwischen 0,5 und 30‰. Dieser Salinitätsbereich lässt sich weiter unterteilen in eine mixo-polyhaline (30–18‰), eine mixo-mesohaline (18–5‰) und eine mixo-oligohaline Zone (5–0,5‰). Zu den Brackgewässern gehören Ästuare, Deltas, Lagunen, Strandseen und -tümpel, Binnenmeere und das Küstengrundwasser. Ein Beispiel für ein Brackwassermeer ist die Ostsee, ihr fließt aus zahlreichen Flüssen mehr Süßwasser zu als verdunstet, und der Zustrom salzhaltigen Tiefenwassers aus der Nordsee wird durch Schwellen verhindert. Viele Meeresarten, die sowohl in der Nordsee als auch in der Ostsee vorkommen, leben in der Ostsee in tieferen und damit salzigeren Zonen. Dieses Phänomen bezeichnet man als Brackwassersubmergenz . In tieferen Zonen finden sie nicht nur angemessene Salinitätsbedingungen, sondern müssen sich auch mit weniger Konkurrenten und Prädatoren auseinander setzen als in der Nordsee. Wachstumsgeschwindigkeit und Größe von Brackwasserformen bleiben hinter denen der Nordseeformen zurück (z. B. Miesmuschel Mytilus edulis , Ostsee-Dorsch bzw. Nordsee-Kabeljau Gadus morhua ). Es gibt nur wenige Arten, die auf das Brackwasser spezialisiert sind (z. B. Flohkrebs Corophium lacustre, Moostierchen Membranipora crustulenta, Chinesische Wollhandkrabbe Eriocheir sinensis ), die meisten sind euryhalin und lassen sich von marinen Arten ableiten (z. B. Hering Clupea harengus, baltische Plattmuschel Macoma baltica , Darmtang Enteromorpha) , nur wenige sind euryhaline Arten limnischen Ursprungs (Borstenwurm Nais elinguis , Schlammschnecke Limnaea ovata , Plötze Rutilus rutilus ). Das Artenmaximum liegt bei 3–8‰, nur wenige Arten dringen bis zur 17‰ Grenze vor.
5.2.4 Litoral
Als Grenzbereich zwischen Meer und Land weist die Küste ( Litoral ) eine für Ökotone typische Diversität und Produktivität auf. Die prägenden Umweltfaktoren sind das Licht und der Wechsel von Ebbe und Flut (Gezeiten). Gezeiten entstehen durch Erdrotation und Anziehungskraft von Mond und Sonne auf die Wassermassen und äußern sich in einem rhythmischen Steigen und Fallen des Wasserspiegels. Die Höhendifferenz zwischen Hoch- und Niedrigwasser wird als Tidenhub bezeichnet. Gezeiten mit besonders großem Tidenhub (Springtiden) treten dann auf, wenn sich die Anziehungskräfte von Sonne und Mond addieren. Das ist bei Vollmond und bei Neumond der Fall, denn dann stehen Sonne, Mond und Erde in einer Linie. Bei Halbmond schwächen sich die Anziehungskräfte dagegen gegenseitig ab, und der Tidenhub fällt geringer aus, es handelt sich um eine Nipptide. Da die mondabhängigen Gezeiten die Lebensaktivitäten der Litoralarten bestimmen, ist die Lunarperiodik ein wichtiger Taktgeber im Litoral, sie kann von einer Tag-Nacht-Periodik überlagert werden. Die Reproduktion verschiedener Braunalgen, Polychaeten, Strandschnecken und Zuckmücken ist zum Beispiel mit den Springfluten synchronisiert. Die Überflutungsdauer und damit das Küstenniveau lässt sich als Komplexgradient verstehen: Landwärts verlängern sich die Expositionszeiten, die täglichen Temperatur- und Salzgehaltsschwankungen verschärfen sich, die mechanische Beanspruchung durch Wellen und Eisgang wird stärker, die Lichtversorgung wird besser. Ergebnis ist eine charakteristische Zonierung der litoralen Organismen. Das am weitesten landwärts gelegene Supralitoral kommt nur bei Springfluten oder durch Wellenspritzermit Meerwasser in Berührung, das Eulitoral wird bei Ebbe und Flut regelmäßig freigelegt und überflutet, während das Sublitoral nur bei Niedrigwasser von Springtiden trockenfällt. Viele Migrationen von Land- und Meeresorganismen finden im Takt der Gezeiten statt. Mit jedem Ebbe- und Flutwechsel wechselt der jeweils aktive Teil der Fauna. Im Litoral leben nicht nur viele charakteristische Litoralarten, wie Wattwürmer, Seepocken oder Tange, sondern auch Gäste aus benachbarten Lebensräumen. Dabei dominieren im Supralitoral salztolerante terrestrische Arten, im Sublitoral austrocknungstolerante marine Organismen. Die Grenzen der Verbreitungszonen korrespondieren weitgehend mit der Hoch- und Niedrigwasserlinie, können aber bei stärkerer Wellenexposition und in Abhängigkeit von der
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