Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie
Wasserkapazität des Substrates verschoben sein. Bei den Substraten lassen sich grob Hartböden , Sandböden und Weichböden unterscheiden. Wichtige marine Naturräume auf Hartboden sind Korallenriff und Felsküste, auf Sandboden Dünen und das sublitorale Wattenmeer, auf Weichböden das eulitorale Wattenmeer, Salzwiesen und die tropischen Mangroven (Tab. 5. 1 ).
Tab. 5. 1 Litoraltypen.
Für den Menschen boten besonders die Küstenregionen der Meere scheinbar unerschöpfliche Nahrungsquellen, das Küstenhinterland erwies sich oft als fruchtbares Agrarland, für Handels- und Hafenstädte ergaben sich optimale Expansionsmöglichkeiten. Heute werden die Küsten zusätzlich für die Gewinnung von Rohstoffen und als Erholungsgebiete genutzt. Die anthropogenen Beeinträchtigungen durch Industrialisierung, Landwirtschaft, Tourismus, Fischerei, Schifffahrt und Küstenschutz sind entsprechend vielfältig. Ein integriertes Küstenzonenmanagement ( IKZM ) soll eine nachhaltige Entwicklung dieser empfindlichen Lebensräume sicherstellen und die Interessen von Küstenschutz, Fischerei, Tourismus und Naturschutz koordinieren.
Bei Korallenriffen handelt es sich um sehr alte, sehr vielfältige und produktive Küstenbiome der Tropen und Subtropen, ein bedeutendes Beispiel ist das Große Barriere Riff vor Australien mit einer Fläche von 344 000 km 2 . Der Riffcharakter ist auf biogenen Kalk zurückzuführen, der hauptsächlich aus Skeletten von Steinkorallen besteht. Neben den Steinkorallen sind weitere Arten an der Riffbildung beteiligt, z. B. bestimmte Leder- und Rindenkorallen, Bryozoen, Seefedern, Seepocken, Serpuliden, sessile Mollusken und einige kalkanlagernde Grün- und Rotalgen. Man unterscheidet Saumriffe an Küsten, Barriereriffe parallel in einiger Entfernung zur Küste und Ringriffe oder Atolle , die um versinkende Inseln herum entstanden. Im Erdmittelalter kamen Korallenriffe zum Teil in Gegenden vor, die heute feste Landmassen bilden, so stellen die Dolomiten der Alpen ehemalige Korallenriffe dar.
Riffbildende Korallen bleiben auf die Hartböden der oberflächennahen Wasserschichten beschränkt und kommen nur in Meeren vor, deren Temperaturen stets über 20 °C liegen. Nur bei diesen Umweltbedingungen reicht die Carbonatbildung für die Ausbildung von Riffen aus. Obwohl Korallenriffe von Tierkolonien gebildet werden, bestehen sie zum größten Teil aus photosynthetisch aktiver Biomasse. Dieser Anteil ist auf endosymbiotische Zooxanthellen (Dinoflagellata) zurückzuführen. Steinkorallen können zwar auch ohne Symbionten überleben, ihr Wachstum ist dadurch aber deutlich verringert. Die Primärproduktion der Korallen ist sehr groß und bildet die Lebensgrundlage für zahlreiche Konsumenten undDestruenten (Tab. 4. 2 , Siehe hier ). Poren und Hohlräume im Riff bieten nicht nur für Fische, Krebse, Borstenwürmer gute Versteckmöglichkeiten, sie bilden auch ausgedehnte Oberflächen für zersetzende Bakterien und Pilze, welche die Stickstoff- und Phosphorverbindungen sehr schnell wieder den Produzenten zuführen.
Wegen des starken Bevölkerungszuwachses in Küstennähe leiden heute viele Korallenriffe unter Tourismus, Schiffsverkehr, Abwässern und Aquakultur. Weltweit gelten 10 % der Riffe als irreparabel geschädigt.
Das Wattenmeer ist ein litorales Schwemmland aus Sedimenten, es bildet sich an flachen Gezeitenküsten der gemäßigten Klimate und fällt bei Niedrigwasser regelmäßig trocken. Vielfach werden Sedimentpartikel durch die Wasserbewegung nach Größen sortiert, dabei gelangen die kleinsten, tonigen Partikel besonders weit landwärts. Im oberen Eulitoral herrscht daher Schlickwatt vor, es folgt Sand-Schlickwatt im unteren Eulitoral und schließlich Sandwatt im Sublitoral. Mit der Partikelgröße ändern sich weitere Umweltfaktoren: Schlickwatt enthält deutlich mehr organische Stoffe, wird seltener umgelagert und ist bereits in geringen Tiefen anaerob. Die Lebewelt des Wattenmeers erschließt sich dem Betrachter oft erst auf den zweiten Blick, denn die meisten Polychaeten, Krebse und Muscheln leben eingegraben im Sediment. Im Schlickwatt dominieren der Seeringelwurm ( Nereis diversicolor ), winzige Schlickkrebse ( Corophium ), Wattschnecken ( Hydrobia ) und die Pfeffermuschel ( Scrobicularia ). Charaktertiere des Sandschlickwattes sind Wattwurm ( Arenicola marina ), Sandklaffmuschel( Mya arenaria ) und Herzmuschel ( Cerastoderma edule ). Typische Arten des Sandwattes sind verschiedene Borstenwürmer (
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