Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie
also nicht zwei Pflanzen oder Tiere denselben Namen tragen, wohl aber dürfen eine Pflanze und ein Tier gleich heißen. Gattungen tragen einen einteiligen Namen, Artnamen sind aus Gattungsnamen und Art-Epitheton zusammengesetzt ( binominale , binomiale oder binäre Nomenklatur ). Dieselben Art-Epitheta dürfen beliebig oft vergeben werden, solange nicht dieselbe Kombination mit einem Gattungsnamen entsteht. Wurde ein Name mehrmals vergeben ( Homonymie ), gilt die älteste Bezeichnung. Falls ein Taxon mehrfach und verschieden benannt wurde, gilt der älteste Name, der den Vorschriften entspricht, alle jüngeren sind ungültige Synonyme .
Damit eindeutig zu klären ist, für welches Taxon ein vergebener Name gelten soll, muss für jeden Namen ein sogenannter Typus festgelegt werden. Für einen Gattungsnamen ist dies eine Art. Für Taxa vom Artrang oder darunter (Arten, Unterarten, Formen etc.) sind es Einzelexemplare. Sie werden in wissenschaftlichen Sammlungen allgemein zugänglich aufbewahrt, meistens in konserviertem Zustand. Jeder Name für ein Taxon muss von einer Beschreibung dieses Taxon begleitet sein. Das Einzelindividuum, mit dem der Name verbunden ist, wird Holotypus genannt. Liegen der Beschreibung darüber hinaus noch andere Exemplare zugrunde, werden diese als Paratypen bezeichnet. Diese Typusexemplare sind für die systematische Biologie ungemein wichtig.
Nomenklatur-Regeln. In der Botanik werden Namen aller Rangstufen geregelt, in der Zoologie nur bis zur Überfamilie. Für die Endungen der Rangstufen in Botanik und Zoologie gibt es verschiedene Regelungen (Tab. 8. 1 ). In allen nomenklatorischen Regelwerken ist festgelegt, dass ein wissenschaftlicher Name nicht inhaltlich zutreffen muss, damit ein Name gültig ist. Ein Käfer, der Chrysolina americana genannt wurde, mussalso nicht unbedingt in Amerika vorkommen. Wenn ein Art-Epitheton aus einer Kombination mit einem Gattungsnamen, z. B. Chrysomela melanopus , in eine andere überführt wird, dann wird dies in der Zoologie dadurch angezeigt, dass der Name des Erstbeschreibers der Art in Klammern gesetzt wird, z. B. Oulema melanopus (Linnaeus). In der Botanik wird der Name des Erstautors in Klammern gesetzt und der Name des revidierenden Autors danach aufgeführt, Aethusa cynapium L. subsp. cynapoides (Bieb.) Simk. heißt demnach: Die Originalbeschreibung des Taxon cynapoides stammt von Bieberstein, Simonkay veröffentlichte die jetzt gültige Kombination. In der Botanik wird eine Unterart durch den Zusatz subsp. gekennzeichnet (Artikel 24), in der Zoologie wird der Name der Unterart ohne Zusatz an das Art-Epitheton angeschlossen (Artikel 5.2.), z. B. Mus musculus domesticus (die Hausmaus). In der Zoologie dürfen Gattungsname, Art-Epitheton und Unterartname gleich lauten (Artikel 18 und 23.3.7). So eine Tautonymie findet man z. B. beim Flachlandgorilla Gorilla gorilla gorilla , in der Botanik ist dies verboten (Artikel 23.4). Fakultativ wird zum Autor das Jahr der Erstbeschreibung genannt, in der Botanik in separaten Klammern, z. B. Lythrum salicaria L. (1753), in der Zoologie zusammen mit dem Autor in oder ohne Klammern, z. B. Oulema melanopus (Linnaeus, 1758) oder Cassida vibex Linnaeus, 1758. Damit nicht nach beliebig alten Namen recherchiert werden muss, enthalten alle Regelwerke ein Startdatum. So beginnt die botanische Nomenklatur mit dem 1. Mai 1753, dem Publikationsdatum von Linnés Species Plantarum . Für bestimmte Gruppen allerdings setzt der ICBN abweichende Anfangsdaten, z. B. für Moose den 1. Januar 1801 (als Hedwigs Species Muscorum erschien), oder für fossile Pflanzen den 31. Dezember 1820, weil da Sternbergs Flora der Vorwelt publiziert wurde. Die zoologische Nomenklatur beginnt mit dem (willkürlich festgesetzten) 1. Januar 1758. In diesem Jahr erschien die zehnte Auflage des Systema Naturae (der ersten, in der Linnaeus die binominale Nomenklatur für Tiere konsequent durchführte). Das Erscheinungsjahr von Clercks Aranei Svecici , tatsächlich schon 1757 veröffentlicht, wurde durch Beschluss der Internationalen Kommission für zoologische Nomenklatur auf 1758 festgesetzt, letzteres Werk erhielt Priorität über ersteres.
Tab. 8. 1 Endungen zur Bezeichnung linnaeischer Ränge in einer Klassifikation. In der botanischen Nomenklatur sind alle Endungen festgelegt, in der zoologischen nur die von Familie und Unterfamilie, die Endungen für Überfamilie und Tribus sind nur empfohlen.
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Phylogenetik: Wissenschaftliche
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