Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie
zur Beruhigung eingesetzt werden ( Apeasement pheromones ). Auch Allelochemikalien werden vom Menschen genutzt. So gibt es Präparate, die auf Geruchsstoffen von Fuchs- oder Kojotenurin basieren und die auf Hasen oder Rehe als Räubervermeidungskairomone wirken. Durch Applikation dieser Präparate sollen Verbissschäden von Wildtieren verhindert werden. Momentan wird diskutiert, ob die biologische Bekämpfung von Pflanzenschädlingen durch die Verwendung von Nutzpflanzenvarietäten verbessert werden kann, die besonders große Mengen an herbivoreninduzierten Synomonen ( Siehe hier ) abgeben. Diese Pflanzen könnten besser in der Lage sei, die natürlichen Feinde ihrer Schädlinge anzulocken und damit weniger Fraßschäden haben.
Schließlich werden Duftstoffe auch dazu eingesetzt, das Verhalten von Menschen zu beeinflussen. Mithilfe von Gerüchen bestimmter Produkte (Gebäck, Obst) sollen Kunden in Kauflaune versetzt werden, in Nahrungsmitteln werden natürliche Aromen durch Zugabe künstlicher Geschmacksstoffe ersetzt und synthetische Sexualpheromone sollen den Erfolg beim anderen Geschlecht sicherstellen.
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3.4.6 Destruenten und ihre Nahrung
Während Konsumenten lebende Organismen der jeweils darunter liegenden trophischen Ebenen angreifen, leben Destruenten von toten Organismen oder den Abfallprodukten lebender Organismen (z. B. Kot, Blätter, Federn). Definitionsgemäß stellen sie damit die erste trophische Ebene des Zersetzersystems dar. Der Abbau toter organischer Substanz wird als Zersetzung oder Dekomposition bezeichnet und führt schrittweise zu ihrer Umwandlung in CO 2 , Wasser, ihre anorganischen Bestandteile und Energie (Abb. 3. 20 ). Letztlich stellt der Zersetzungsprozess das Gegenstück zur Photosynthese dar, bei dem anorganische Mineralstoffe und CO 2 mithilfe von Sonnenenergie zu Kohlenhydraten, Proteinen und weiteren Pflanzeninhaltsstoffen umgesetzt werden. In der Regel sind an diesen Zersetzungsprozessen nicht einzelne Arten, sondern ein ganzes Nahrungsnetz beteiligt und der Abbau besteht aus einer Reihe von Darmpassagen des toten Materials durch verschiedene Tierarten und seinen Befall durch spezialisierte Mikroorganismen. Größere Arten wie Aasfresser oder Kotfresser sorgen zunächst für den Aufschluss der Ressource und ermöglichen oder erleichtern die Besiedlung durch generalistische Bakterien und Pilze , welche von löslichen Aminosäuren und Kohlenhydraten leben oder von spezialisierten Mikroorganismen , die den Abbau komplexer Moleküle wie Cellulosen, Lignin oder großen Proteinen übernehmen. Ein Problem tierischer Destruenten ( Detritivoren oder Saprophagen ) besteht darin, dass sie die für den Abbau von Cellulose aus totem Pflanzenmaterial benötigten Enzyme (Cellulasen) meist nicht besitzen. Der Abbau von Lignin erfolgt überhaupt nur durch Mikroorganismen, insbesondere höhere Pilze (Basidiomyceten, Abb. 3. 20c ), nur diese besitzen die hierfür notwendigen Enzyme (Peroxidase, Lignasen). Detritivore lösen das Problem dadurch, dass sie Bakterien, Pilze oder Protozoen nutzen, welche die entsprechenden Enzyme zum Abbau von Cellulose und Lignin besitzen und das Pflanzenmaterial für sie aufschließen. Diese Nutzung kann in unterschiedlicher Form erfolgen. Manche Detritivoren nehmen zusammen mit der totenPflanzennahrung Mikroorganismen auf und bauen die Cellulose während der Darmpassage mit den Cellulasen der aufgenommenen Mikroorganismen ab, bei anderen Arten leben symbiotische Mikroorganismen mit Cellulasen ständig im Verdauungstrakt. Eine dritte Möglichkeit besteht darin, dass die Detritivoren das Pflanzenmaterial indirekt in Form der Mikroorganismen aufnehmen, welche auf dem Material leben. Das Gemisch aus Pflanzenmaterial und Mikroorganismen stellt also eine Art external Rumen dar (engl. external: äußerere; rumen: Pansen), in dem die Verdauung außerhalb des Körpers der Destruenten stattfindet. Besonders extrem ist diese Form der Ernährung bei manchen Ameisen und Termitenarten ausgeprägt, die von Mikroorganismen leben, die sie in Pilzgärten mit Pflanzenmaterial kultivieren.
Abb. 3. 20 Dekomposition. a Tiere als Zersetzer: Laubstreu wird durch tierische Zersetzer zerkleinert und in Kotpartikel umgewandelt. In basenreichen Mull-Wäldern spielen hierbei Saftkugler (Diplopoda, hier Glomeris marginata ) eine wichtige Rolle. Bei den runden Bodenaggregaten im Vordergrund handelt es sich um Kokons, die Tiere umschließen ihre Eier zum Schutz mit Erde. b In sauren Wäldern
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