Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie
treten Kleinringelwürmer (Enchytraeidae, Annelida) in teilweise sehr hohen Dichten auf und fungieren als wichtige Zersetzer. Der in diesen Wäldern typischerweise auftretende H-Horizont ( Siehe hier , Abb. 2. 12 ) besteht zu einem erheblichen Teil aus Kotpellets von Enchytraeiden. c Abbau von Holz: Totholz in Wäldern wird vor allem durch Pilze, insbesondere Basidiomyceten, hier der Baumschwamm ( Fomitopsis sp.), abgebaut. Im Gegensatz zu tierischen Zersetzern sind diese mit Enzymen ausgestattet, die auch den Abbau von Lignin erlauben. (Fotos von Stefan Scheu, Göttingen).
Wie erwähnt können Konsumenten oft erheblich auf die Reproduktionsrate ihrer Opfer bzw. die Populationen ihrer Opfer einwirken. Im Gegensatz dazu haben die meisten Destruenten keinen Einfluss auf die Menge an Nahrung, die ihnen zur Verfügung gestellt wird, also den Eintrag von toter organischer Substanz. Sie selbst sind damit vollkommen abhängig von Prozessen wie Mortalität und Kotabgabe von Konsumenten oder den Eintrag von Pflanzenabfällen. Destruenten sind also von ihrer Nahrung bottom-up kontrolliert, üben aber selber keine direkte Top-down-Kontrolle aus. Eine Ausnahme stellen Organismen dar, die wie manche Pilze oder die Larven von Schmeißfliegen als Parasiten den Tod ihrer Opfer herbeiführen und anschließend vom toten Körper ihres Wirtes leben. Allerdings können Destruenten indirekt auf ihre Ressourcen einwirken, in dem sie durch Abbau organischen Materials das Wachstum potentieller Ressourcengeber verbessern. So führt die Bereitstellung von anorganischen Mineralstoffen durch Destruenten dazu, dass Pflanzen besser wachsen können und mehr Blätter produzieren, welche nach dem Laubfall dann wieder den Destruenten zur Verfügung stehen. Die fehlende Top-down-Kontrolle der meisten Destruenten hat auch Auswirkungen auf evolutionäre Prozesse. Es findet keine Koevolution statt und evolutionäre Vorgänge beschränken sich auf die Anpassungen der Destruenten an ihre Ressourcen. Allerdings trifft diese Betrachtungsweise nur für echte Detritivore zu, also für Fresser toter organischer Substanz, nicht für die Vielzahl von Bodentieren, die sich von Pilzen oder Bakterien ernähren. Oft werden diese allerdings mit Detritivoren zusammen gefasst. Eine strikte Trennung von Ernährungsformen ist bei Detritivoren auch schwierig, da sie sich, wie oben dargestellt, aus einer Kombination von toter organischer Substanz und den diese besiedelnden Mikroorgansismen ernähren. Viele Destruenten zerkleinern totes Pflanzenmaterial vermutlich vor allem um Zugang zu Mikroorganismen innerhalb der Streu zu erhalten. Die eigentliche Ernährung erfolgt dann durch Verdauung dieser Mikroorganismen, nicht von dem toten organischen Material. Plakativ wird dies als Fraß von „peanut butter on undigestible biscuit“ bezeichnet. Zudem weisen neuere Untersuchungen daraufhin, dass sich viele als Destruenten eingestufte Arten tatsächlich von Mykorrhizenernähren ( Botanik ). Sie nutzen also den von Pflanzen an Pilze gelieferten aktuell fixierten Kohlenstoff und nicht den Kohlenstoff aus toter organischer Substanz.
3.4.7 Pflanzen-Herbivoren-Beziehungen
Pflanzen stellen als Primärproduzenten die Lebensgrundlage nahezu aller Ökosysteme dar. Ihre Beziehung zu den nächst höheren trophischen Ebenen spielt daher eine wichtige Rolle in der Ökologie. Bei den natürlichen Feinden von Pflanzen handelt es sich nicht nur um herbivore Tiere wie Huftiere oder Insekten, sondern auch um Pilze, Bakterien und Viren. Ihre Wirkung kann darin bestehen, dass die Pflanzen ein verringertes Wachstum, eine geringere Photosyntheserate und eine reduzierte Reproduktionsrate zeigen. Viele Pflanzen können Angriffe bis zu einem gewissen Grad tolerieren und z. B. den Verlust von Blattmasse durch Kompensationswachstum ausgleichen, welches allerdings oft auf Kosten anderer Pflanzenorgane (Wurzeln, Blüten) geht. Eine besondere Form der Pflanzen-Herbivoren-Beziehungen besteht zwischen manchen Minierfliegen, Gallmücken, Gallwespen und deren Wirtspflanzen. Die Pflanzen bilden an der Infektionsstelle Gewebswucherungen ( Gallen ), in und von denen die Herbivoren leben und außerdem Schutz vor Feinden finden. Bei der Stieleiche ( Quercus robur ) löst jede Parasitenart einen anderen morphologischen Gallentyp aus.
Da Pflanzen nicht davonlaufen können, besitzen sie zahlreiche Verteidigungsstrategien . Der direkten Verteidigung dienen morphologische Strukturen wie Dornen, Trichome, glatte
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