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Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie

Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie

Titel: Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Hrsg Munk
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ihnen fressen. Viele Pflanzen reagieren auf den Fraß und sogar auf die Eiablage von Herbivoren mit der Abgabe von Duftstoffen, welche Räuber und Parasitoide der Herbivoren anlocken. Diese fressen bzw. parasitieren die Herbivore und ersparen den Pflanzen dadurch die Fraßschäden. Sowohl die Pflanzen als auch die Karnivoren profitieren also von den Duftstoffen. Da ihre Abgabe erst durch die Herbivoren induziert wird, werden sie als herbivoreninduzierte Synomone ( HIS ) bezeichnet. Ihre Abgabe erfolgt entweder als lokale Abgabe an der Stelle des Befalls oder das Signal wird durch die Pflanze transportiert und erfolgt auch in anderen Pflanzenteilen ( systemische Abgabe ). Die Entdeckung der HIS als weit verbreitetes Phänomen hat gezeigt, dass bei der Betrachtung von trophischen Beziehungen zweier Arten auch stets das Umfeld mit beachtet werden muss. Die Untersuchung der Beziehung zwischen Pflanzen und ihren Herbivoren ist unvollständig, wenn nicht auch die natürlichen Feinde der Herbivoren mit einbezogen werden, und bei der Betrachtung einer Parasitoid-Wirts-Beziehung darf die Fraßpflanze des Wirtes nicht fehlen.
3.5.2 Parabiosen
    Systeme aus zwei Arten, bei denen eine Art den alleinigen Nutzen hat, während für die andere Art keine Nachteile oder Vorteile ersichtlich sind, werden als Parabiosen bezeichnet. Profitiert eine Art von der Nahrung der anderen, spricht man von Kommensalismus . Dieser Begriff wird von einigen Autoren im weiteren Sinne, also synonym zu Parabiose benutzt. Eine parabiotische Beziehung kann sich aber auch auf die Nutzung von Wohnraum , Schutz oder Transport beziehen (Abb. 3. 29a , Tab. 3. 7 ). Viele Parabiosen haben Übergänge zum Parasitismus (Abb. 3. 29b ) oder zur Symbiose und dürften mit diesen in einem evolutionsbiologischen Zusammenhang stehen. Oft kann man erst nach genauer Analyse feststellen, ob der parabiotische Partner nicht doch einen Nutzen hat oder Schaden davonträgt. So lebt zum Beispiel der Muschelwächterkrebs ( Pinnotheres pisum ) als Mitesser in der Mantelhöhle von Austern ( Ostrea edulis) oder Miesmuscheln ( Mytilus edulis ), gelegentlich frisst er aber zum Nachteil seiner Partner vom Muschelgewebe, erweist sich also als Parasit. Krustenförmige Kolonien des Stachelpolypen ( Hydractinia) wachsen auf Strandschneckenhäusern, die von Einsiedlerkrebsen ( Pagurus bernhardus ) bewohnt werden. Die Polypenkolonie nutzt die bewegliche Unterlage und profitiert gelegentlich wohl auch von den Mahlzeiten des Einsiedlers. Diese für den Einsiedlerkrebs zunächst neutrale Beziehung (Parabiose) erweist sich als beiderseits nützlich (Symbiose), sobald die Schneckenschale für den wachsenden Krebs zu klein wird: Durch das Wachstum des Stachelpolypen am Schalenrand wird das Gehäuse indirekt vergrößert und erspart dem Krebs einen Umzug.

    Abb. 3. 29 Parabiose und Parasitismus. a Parasitismus bei Pflanzen: Pflanzen der Gattung Orobanche (Sommerwurz; Orobanchaceae) parasitieren mit ihren Wurzeln auf Nachbarpflanzen und versorgen sich hierdurch mit Mineralstoffen und organische Substanzen, was ihnen eine heterotrophe Ernährung ohne Photosynthese erlaubt; sie besitzen daher keine grünen Pflanzenteile. b Phoresie: Temporäre Assoziation zur Verbesserung der Verbreitung: Der Bücherskorpion Lamprochernes nodosus bewohnt als Räuber Ansammlungen von Dung und Aas. Sind diese erschöpft, klammert er sich z. B. an Beinen von Fleischfliegen (Sarcophagidae) fest und lässt sich zu neuen Dung- oder Aasansammlungen vertragen. (Fotos von Stefan Scheu, Göttingen.)
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    Symbiose: Wird heutzutage meist als enge Form des Zusammenlebens zum gegenseitigen Nutzen definiert.
    Mutualismus: Beziehung, bei der beide Partner profitieren, aber nicht unbedingt eng zusammenleben müssen.
    Parabiose: Beziehung, von der nur ein Partner profitiert und die für den anderen neutral ist.
Phoresie: Parabiose, bei der sich ein Partner vom anderen über weite Strecken transportieren lässt.
Kommensalismus: Parabiose, bei der sich ein Partner von den Nahrungsresten des anderen ernährt.
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    Tab. 3. 7 Typen und Beispiele für Parabiosen.
Parabiose-Typ
Beschreibung
Beispiel
Kommensalismus (Tischgemeinschaft, Mitessertum, oft auch synonym zu Parabiose gebraucht)
Art A ernährt sich von Nahrungsresten der Art B
Geier profitieren von Nahrungsresten der Raubtiere; Lotsenfische begleiten Raubfische
Parökie (Nachbarschaftsgesellung)
Art A sucht die Nachbarschaft von Art B
Schneehühner folgen Rentieren,
um an die

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