Tascosa (German Edition)
gut. Er vermisste sie. Als der Tag zu Ende
ging, und sie allein in ihrer Kammer war, nahm sie ein Blatt Papier und schrieb
ihm zurück.
* * *
Brian wusste, dass Nate nach Ft. Sill gezogen
war. Er vermutete, dass Amanda Gefühle für Nate hegte. Brian bedrängte sie zwar
nie zu diesem Thema, verbrachte aber viel Zeit in ihrer Nähe, damit er ihr
Freund, ein Vertrauter werden konnte, jemand an den sie sich als ersten wenden
würde, wenn sie etwas brauchen würde.
Die Schießübungen gaben ihm die perfekte
Gelegenheit, mit der hübschen, jungen Frau zusammen zu sein und ihr all seine
Vorzüge zu präsentieren: Charme, Ausbildung, Wohlstand und (was er sehr gerne
zugab) gutes Aussehen.
* * *
"Meine Güte! Du warst doch erst gestern
Abend hier. Du bist bald mein bester Kunde!" grinste Amanda, als Brian am
Samstagabend mit zwei Paaren hereinkam.
"Ich hab's dir vorhergesagt." Er
lächelte und begleitete seine Gäste an einen Tisch. "Was steht heute Abend
auf dem Speiseplan?"
"Gebackene Hühnchen, Kartoffeln, Mais,
Brötchen und Kürbiskuchen." Amanda beobachtete, wie seine Augen vor
Appetit aufleuchteten. "Ich geh schnell den Kaffee holen." Als sie
zurückkam, stellte sie hübsche blau-weiße Tassen aus Delfter Porzellan auf den
Tisch.
"Die sind aber neu", rief Brian aus
und nahm eine hoch.
"Jawohl. Dank deiner großzügigen
Unterstützung, konnte ich endlich das hässliche Blechgeschirr ausrangieren.
Diese hier hab ich gestern erst bekommen."
Eine von Brian's Gästen, Estelle Richards,
inspizierte Tasse und Untertasse, verkniff sich aber jeglichen Kommentar. Sie
und Amanda waren sich seit ihrer Auseinandersetzung vor dem Kaufladen vor ein
paar Wochen nicht mehr begegnet. Amanda wusste, dass sie nur gekommen war, weil
Brian ihren Mann eingeladen hatte, der für Brian's Geschäft von Nutzen war.
"Habt ihr hier schon mal gegessen?"
fragte Brian seine Gäste.
"Nö, kann ich nicht behaupten",
antwortete Mr. Greensboro.
"Und wie ist's mit euch?" Brian sah
Mr. Richards an. Estelle antwortete für ihren Mann.
"Nein. Ich hab gehört, hier hätte es eine
Schießerei gegeben, und später einen Einbruch. Ich glaube, sie war verwundet?
Hier ist es uns nicht sicher genug." Sie äußerte ihre Einschätzung mit der
Endgültigkeit eines Todesurteils.
"Was? In Tascosa? Da kann es niemals sicher sein", gluckste Brian. "Damit verpasst du aber ein gutes
Essen."
"Kann sein", zischte Estelle durch
dünne Lippen, "dennoch halte ich das nicht für einen Ort, wo eine Lady
hingehen sollte." Ihre Augen flackerten in Amanda's Richtung und stierten
dann auf den Tisch.
Die Worte, Das erklärt warum du hier bist ,
wären Amanda beinah rausgerutscht. Zum Glück sprach Brian vor ihr.
"Heute sieht es hier voller aus als
sonst", bemerkte er und sah sich um.
"Das hast du gut beobachtet", Amanda
beschloss die Stichelei zu ignorieren. "Am Anfang als ich eröffnet habe,
musste ich sechs Stühle herausnehmen, weil ich nicht genug Geschirr hatte.
Heute habe ich alle sechs zurückstellen können." Sie strahlte über ihren
wirtschaftlichen Aufschwung.
"Prima, gut für dich!" Brian
klatschte kurz auf den Tisch. "Und jetzt, wie wär's mit Essen?"
* * *
Nate schlug hart im Dreck auf und landete
flach auf seinem Hinterteil. Das Wildpferd buckelte sich quer durch den Korral,
wütend auf den Sattel. Nate rollte sich langsam zur Seite, nahm seinen Hut und
stand wieder auf den Füßen. Ein paar Soldaten, die dienstfrei hatten, standen
am Zaun und feuerten ihn an oder lachten ihn aus — je nach Stimmungslage. Nate
ging vorsichtig rüber zu dem scheuen Pferd und sprach leise mit ihm.
"Heh, jetzt aber, Kumpel. Nimm's leicht.
Alles wird gut." Er zog ganz langsam die Hand vor und streichelte dem
Pferd den Hals. "Jetzt versuchen wir das nochmal. Ganz ruhig."
Nate stellte den Fuß in den Steigbügel,
verlagerte allmählich sein Gewicht auf das Pferd. Sein rechtes Bein schwang
über den Sattel und er setzte sich behutsam, abwartend. Mit voraussehbarer
Gewissheit explodierte der Fuchs, den Kopf nach unten, das Hinterteil hoch in
der Luft, mit wild schlagendem Schwanz. Nate hing darauf, als hätte ihn jemand
im Sattel festgeklebt. Ein paar Minuten später begann das Pferd loszurennen,
immer rundherum im Korral. Es konnte Nate nicht abwerfen, noch den Sattel
loswerden. Endlich, erschöpft, blieb es am Zaun stehen, schweißnass auf
zittrigen Beinen. Nate beugte sich vor und streichelte das Pferd mehrmals.
"Na also, war doch gar nicht
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