Tascosa (German Edition)
um der Höflichkeit willen und verstummte dann.
Amanda nahm nervös ein Plätzchen und knabberte
daran. "Das schmeckt köstlich. Haben Sie die gemacht?" fragte sie
Gertie.
"Schauen Sie, Miss Clark", Opal,
eine der Frauen, schüttelte den Kopf. "Sie könnten woanders bessere
Gesellschaft finden."
"Warum? Ich versteh nicht?"
"Lassen Sie uns es so sagen. Wir haben
eben einen anderen Lebensstil als Sie. Das ist alles", erklärte Opal
taktvoll.
"Einen anderen Lebensstil?" Sie
schaute finster drein. Das Plätzchen in ihrer Hand war vergessen. "Nur
weil ich mein eigenes Restaurant besitze?"
"Nicht unbedingt deswegen." Opal
neigte den Kopf. "Es ist wegen all der Männer, die ständig durch Ihre
Hintertür hereinspazieren." Die Augen der Frau füllten sich mit dunkler
Böswilligkeit.
"All die Männer…?" Amanda machte
einen Schritt rückwärts. Sie war erstaunt und entrüstet. "Welche Männer?"
"Da wäre zum ersten Joey."
Amanda's Widerspruch "Er ist doch noch
ein Junge" wurde ignoriert.
"Und soviel ich weiß auch Mr. Garza, Mr.
Moritz, und sogar Mr. McLeod, um nur ein paar zu nennen. Sie wurden
gesehen, wie sie häufig ein und ausgingen, und zwar zu jeder Tageszeit."
"Um Himmels willen!" Amanda kochte.
"Das sind doch Geschäftsleute, die Lebensmittel anliefern, Fleisch und
Milch." Aber langsam dämmerte es ihr. Ihre Beziehung zu Brian ärgerte die
Frauen. Diese Frauen gehörten zu Brian's Kreisen nur durch ihre Ehemänner. Wenn
sie auf sich allein gestellt wären, würden sie niemals die Aufmerksamkeit
dieses wohlhabenden Mannes erwecken.
"Kann sein, aber nicht alle von
ihnen." Opal hob das Kinn und versuchte Amanda's Behauptung zu widerlegen.
"Wollen Sie mir vorwerfen,…?"
Brian kam herbeigeeilt und schnitt ihr mitten
im Satz das Wort ab. "Miss Clark, darf ich bitten?"
Amanda warf ihren Kopf herum und sah ihn an.
Ihre Augen waren schockiert und wütend. "Wird wohl besser sein",
murmelte sie, "sonst geb ich ihnen wirklich was, worüber sie
schwätzen können!" Sie schmiss das Plätzchen auf den dreckigen Boden und
nahm seine ausgestreckte Hand.
Als er sie herumwirbelte, sagte er, "Du
hast ausgesehn, als wolltest du den Kampf aufnehmen. Ich kann mir nur denken,
worüber das Gespräch dort ging. Aber nach dem Ton zu urteilen, hatte ich das
Gefühl, es wäre besser dich auf die Tanzfläche zu holen."
Sie runzelte die Stirn. "Bist du sicher,
dass du dich mit mir sehen lassen willst?"
"Kümmer' dich nicht um die",
lächelte er. "Die sind doch nur eifersüchtig."
"Eifersüchtig?"
"Ja. Auf deine Schönheit, deine
Intelligenz. Es gibt hier keinen einzigen Mann, der nicht mit dir tanzen
wollte. Diese Frauen haben heut Abend nur ein einziges Mal mit ihren Männern
getanzt und einmal mit dem Sheriff — das eine war, weil er musste und
das andere, weil er die Stimme des Mannes bei der nächsten Wahl haben
will."
Amanda warf den Kopf zurück und lachte. Ihr
Ärger verflog mit jedem Ton der Musik. "Danke, Brian, dass du mich wieder
mal gerettet hast."
"Jeder Zeit, meine Liebe." Ein
aufrichtiges Lächeln überzog sein kräftiges, hübsches Gesicht. "Für dich
jeder Zeit."
* * *
Sie kehrten in den frühen Morgenstunden heim.
Joey sprang hinten vom Wagen und brachte die leeren Tortenplatten und
Kuchenformen hinein.
"Mir hat's gut gefallen." Amanda
stand vor Brian.
"Danke, dass du mich begleitet
hast."
Bevor er noch mehr sagen konnte, langte sie in
den Wagen und holte das restliche Geschirr. "Es ist spät, ich sag schnell
Gut Nacht."
"Natürlich. Gut Nacht, Amanda."
Amanda ging die Hoftreppe hoch und, kurz bevor
sie die Tür zumachte, drehte sie sich um und sah wie Brian auf den Wagen
kletterte und seinen langen Heimweg antrat.
Als sie ein paar Minuten später im Bett lag
und über den Abend nachdachte, ärgerte sie sich mehr und mehr über die
Auseinandersetzung mit den Frauen. Warum mussten sie solche Klatschtanten sein?
Und warum konnte Nate nicht hier sein? Sie hätten so 'ne tolle Zeit zusammen
haben können. In ihrer Verärgerung boxte sie in ihr Kopfkissen in dem Versuch
es für den Schlaf herzurichten.
* * *
Der Regen goss in düsterem Grau aus grantigen,
tief hängenden Wolken. Nate marschierte ins Büro des Quartiermeisters und
schüttelte den Regen aus seinem Hut. Bei so einem Wetter konnte niemand
arbeiten. Er war gelangweilt und schlecht gelaunt. In dem Raum saßen ein paar
Soldaten um den dickbauchigen Ofen herum und wollten die Feuchtigkeit
loswerden.
"Ich hab gehört, die
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