Tascosa (German Edition)
Zahnstocher aus dem Mund und schmiss ihn
auf den Boden, während Bill den Rest von seinem kalten Kaffee runterkippte.
"Danke." Nate nickte kurz und ging
zu Amanda zurück. "Wenn du hier fertig bist, willst du vielleicht zu
deinem Hotel zurück?"
"Ja, ich bin fertig." Sie stand auf,
sah sich um und bemerkte, dass das Lokal voll war.
"Meine Güte", flüsterte sie Nate zu.
"Das ist hier ein beliebtes Lokal."
Nate schaute finster drein, als er sie rüber
zu seinen Freunden führte, die schon aufgestanden waren. "Miss Amanda, das
sind Randy und Bill."
"Ma'am", sagte Randy in seinem
reizenden Südstaatenslang. Bill lächelte verlegen und zog den Kopf ein.
"Bleib dicht bei mir", sagte Nate.
Er legte seine Hand auf ihren Rücken und führte sie zur Tür. Randy ging voraus.
während Bill hinter Nate folgte.
Auf Randy's stechenden Blick, machten die
Gaffer widerwillig eine Gasse frei und ließen sie durchgehen. Als sie erst mal
draußen auf der Straße waren, drehte Bill sich kurz um und sah die glotzende
Menge. Seine anfangs schüchterne Haltung war einer drohenden Geste gewichen,
als er bedeutungsvoll die Hände an seinen Revolver legte. Zufrieden stellte er
fest, dass es keine Herausforderer gab. Er holte Nate mit drei schnellen
Schritten ein. Die kleine Gruppe schlenderte unbehelligt zum Hotel.
In der milden Abendluft lag über Texas ein
Himmel, der aussah wie tausend Lichter auf samtigem Grund. Die Mittagshitze war
kühleren Temperaturen gewichen mit einer angenehmen Brise. Vom Saloon kam Musik
herüber, in der Luft lagen Gelächter und laute Rufe der Gäste.
"Eigentlich müsste ich müde sein",
seufzte Amanda und sah Nate an, "aber ich will noch nicht reingehn."
Beim Klang ihrer Stimme sah Nate zur Seite und
hielt unbewusst den Atem an. Das Mondlicht zeichnete Ihr Profil golden vor dem
schwarzen Hintergrund und ihr Haar war dunkel bis auf eine schimmernde Locke
hier und da. Er wollte auch nicht, dass sie schon reinginge, aber wo sollte sie
sonst hin? Die wenigen Frauen in Tascosa arbeiteten entweder im Saloon oder
waren daheim bei Mann und Familie.
"Weißt du", sagte Nate schließlich,
"vielleicht könntest du hier bei 'ner Familie 'n Zimmer mieten. Das wär
besser als im Hotel."
"Bei wem?" fragte Amanda.
"Weiß ich nicht. Lass mich mal
sehen."
Die vier kamen beim Hotel an und gingen in die
düstere Lobby.
"Na gut, Gentlemen, jetzt sag ich mal Gut
Nacht." Amanda lächelte sie lieb an. Sie schüttelte Randy die Hand und
dann Bill. "Danke für eure Hilfe. Ich bin froh, dass ich euch getroffen
habe."
"Ebenso", sagte Randy und sprach für
beide.
Als Nate ihr die Hand hinstreckte, übersah sie
es und legte stattdessen die Hände auf seine Schulter, streckte sich und gab
ihm langsam einen sanften Kuss auf die Wange.
"Ganz besonders dir vielen Dank",
wisperte sie ihm ins Ohr und sah ihm ernst in die Augen. Nach einem kurzen
Moment der stillen Vertrautheit, drehte sie sich um und verschwand nach oben.
Die drei sahen ihr nach. Als sie hörten wie ihre Tür ins Schloss fiel, kehrten
sie auf die Straße zurück.
"Woohoo!" rief Randy. "Ich
könnte sie den ganzen Tag ansehn."
Bill grinste zustimmend. "Ich kann mich
nicht erinnern, wann ich schon mal mit einem jungen Mädchen gesprochen hätte,
das nicht verheiratet ist."
"Ich kann dir was sagen, Partner",
gluckste Randy, "das hast du immer noch nicht."
Bill blieb mittendrin stehen, mit verwirrtem
Gesichtsausdruck. "Verdammt, du hast Recht. Oh, well. Aber immerhin hat
sie mit mir gesprochen." Er zuckte pragmatisch mit den Schultern und ging
weiter.
Nate sagte dazu nix. Er gewahrte immer noch
ihre sanften Lippen auf seiner Wange — ihre wunderschönen Augen — Fliederwasser.
"Hey, Junge", neckte Randy und
klopfte ihm auf die Schulter. "Geht's dir gut? Das war wohl ein Kuss
eben?"
"Was?" Nate kam zu sich und sah
Randy an. "Oh ja, geht gut." Er blieb stehen. "Ich denk ich geh
zur Ranch."
"Kein Whiskey? Ach komm", bettelte
Bill.
"Nee, heut Abend nicht. Bin nicht in
Stimmung."
"Na gut. Wir sehn uns morgen." Randy
ging zum Saloon, Bill dicht auf seinen Fersen.
Auf dem Weg zu seinem Pferd machte Nate kurz
Halt und schaute zum Hotel rüber. Oben aus einem Fenster fiel Licht auf die
Straße und durch die dünnen Gardinen konnte man die Silhouette einer Frau
sehen. Nate stand draußen in der Dunkelheit und beobachtete Amanda völlig
hingerissen, wie sie ihre Haare für die Nacht kämmte und flocht. Er ging erst,
als sie ihr Licht ausgeblasen hatte.
Auf dem langen
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