Tascosa (German Edition)
Ritt nach Hause war Nate tief
in Gedanken versunken. Nachdem er sein Pferd abgesattelt, gebürstet und in den
Korral gestellt hatte, ging er zur Schlafbaracke. Der lange Raum war verlassen,
weil die meisten Cowboys noch im Saloon waren. Er nahm seine Gitarre und trug
sie zur Veranda. Er lehnte sich an einen Pfosten und begann zu spielen, ohne an
einen bestimmten Song zu denken. Er konnte Amanda einfach nicht aus dem Kopf
kriegen, und so hatte er was zu tun, während seine Gedanken auf Wanderschaft
gingen.
Nach einer Stunde ritten zwei Arbeiter auf den
Hof, sternhagelvoll.
"Ich hab gehört, sie hat schwarze Haare
und ihr Name ist Annie", lallte der eine und klang ganz amtlich.
"Nein. Nicht Annie", konterte sein
Freund und schwankte leicht. "Amy. Sie heißt Amy, irgendwo von
Boston."
"Oh, den Teil hab ich nicht gehört. Das
war aber auch ein Streit in der Wirtschaft."
"Hey, Bradford", rief einer der
beiden, als sie an ihm vorbei nach drinnen wankten.
"Ja. Hi." lächelte Nate zu sich
selbst. Sie lagen beide falsch, aber so lief es mit Gerede immer auf der Ranch.
Kapitel 3 — Einladung
Nate hatte den ganzen nächsten Tag, ein
Sonntag, für sich. Die normale Beschäftigung für die Arbeiter an diesem Tag war
Wäschewaschen, Kleiderflicken, Briefeschreiben, persönliche Dinge regeln. Nate
hingegen wachte am Morgen mit dem Gedanken in die Stadt zu gehen auf. Er
erledigte schnell seine Sachen und sattelte gegen Mittag auf.
"Soll ich mitkommen?" fragte Randy
in der Scheune.
"Nee. Aber danke."
"Denkst du an das Mädchen mit den braunen
Augen?"
"Vielleicht." Nate nahm das Pferd
und nickte. "Vielleicht."
Als er am Stadtrand ankam, sah sie für Sonntag
ziemlich voll aus. Musik kam aus den Saloon Türen. In der Gastwirtschaft liefen
die Gäste rum. Nate ging zuerst zum General Store. Er stieg ab und ging hinein,
und gewöhnte seine Augen ans Halbdunkel. Hier war auch viel Betrieb. Als er in
Richtung Tabak lief, hörte er jemand rufen.
"Nate. Guten Morgen." Amanda stand
da und lächelte ihn an.
"Oh, gutn Morgn." Er nahm seinen Hut
ab und ging zu ihr hinüber. "Wie war das Hotel?"
"Ich hab richtig gut geschlafen. Ich war
müder als ich dachte."
Von hinten wurde er angerempelt und stieß
gegen sie. Er streckte sich und sagte "Entschuldigung."
"Ich glaub, ich geh lieber",
murmelte sie. "Überall wo ich hin geh ist Gedrängel." Sie legte ihre
Einkäufe in den Korb und ging zur Theke um zu bezahlen.
"Kannst du reiten?" fragte er.
"Nein. Hab ich nie gelernt."
"Oh. Zu schade. Ich dachte, du willst
vielleicht für 'ne Zeitlang zum Fluss reiten. Da draußen ist es ruhiger."
"Das klingt nett." Sie nahm ihren
Korb und wartete auf ihn. "Was ich wirklich tun müsste, ist ein Zimmer
finden." Sie gingen zusammen raus. "Ist dir jemand eingefallen?"
"Nee. Noch nicht." Er setzte seinen
Hut wieder auf und nahm ihr den Korb ab.
Ein anderer Mann kam vorbei und unterbrach
sie. Amanda erkannte in ihm einen ihrer Retter von gestern Abend.
"Entschuldigung", sagte er und zog
den Hut. "Ich will mich gern vorstellen. Ich bin Brian McLeod." Brian
sah man die schottischen Ahnen an, auf die sein Name schließen ließ. Er war
groß, hatte kräftige Muskeln, erdbeerfarbene Haare und blass-blaue Augen.
"Mr. McLeod. Mein Name ist Amanda Clark.
Ich hatte noch keine Gelegenheit, Ihnen für die Hilfe gestern Abend zu
danken." Sie schüttelte ihm die Hand.
"War mir ein Vergnügen. Wirklich."
Brian sah kurz zu Nate. "Hi... Bradford, oder?"
"Ja. Howdy." Nate nickte zurück. Sie
machten sich zusammen auf, einer links von Amanda, einer rechts — so wanderten
sie weiter.
"Ich will Sie in Tascosa willkommen
heißen. Ich weiß, unsere Stadt ist recht rau, aber es gibt hier auch ein paar
nette Leute." Sagte Brian charmant.
"Oh, kein Problem", versicherte sie
ihm. "Ich fange an es zu mögen."
"Gut."
"Sind Sie auch Cowboy?"
Brian kicherte. "Kann man sagen, in
gewisser Weise. Mir gehört die Rocking-T Ranch."
"Ist das eine große Ranch?"
"Nicht ganz so groß wie die XT, aber groß
genug, um mich von früh bis spät auf Trab zu halten."
Sie gingen eine Weile still nebeneinander her,
wobei Nate das Gefühl hatte, dass Brian gern mit Amanda allein gesprochen
hätte. Und das veranlasste ihn, bei ihr zu bleiben.
"Sag, Bradford, es wundert mich, dass du
heut nicht mit 'nem Kater im Bett liegst."
Nate sah finster drein, wusste er doch, dass
er an dieser normalerweise allzu wahren Feststellung keinen Anstoß nehmen
durfte.
"Wenn du also irgendwohin
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