Tastenfieber und Liebeslust
konntest!
Aber da gibt es noch viel mehr zu bewundern: Deine schoenen, klugen Augen, Deinen festen Po, Deine Venushaende, die so wunderbar streicheln koennen. Aber daran darf ich jetzt nicht denken, sonst geht es mit meiner Arbeit nicht weiter.
Ich bin nun bei 63 kg angekommen.
Ich kuesse Dich so circa zehn Minuten ohne eine Pause.
Deine Geliebte
5. Juni – 00:07 Uhr
Mein Schnuckelchen,
Deinen atemberaubenden Kuss habe ich gerade noch so überlebt.
Claudio sei Dank, denn er bellte kurz vor meinem Dahinscheiden herzzerreißend und ermöglichte mir im letzten Moment noch ein kräftiges Luftholen. Was hat mir Deine Mail gutgetan!
Allerdings bist Du nicht mehr auf dem Laufenden, was die Verhältnisse in Nordostmitteleuropa betrifft. Meine Augen sind nicht mehr schön und klug, auch nicht mehr blau, sondern vom dauernden, Nächte währenden Heulen geschwollen und rot. Mein Po ist nicht mehr fest, sondern ganz faltig und schwabbelig, da ich aus Trauer und Verzweiflung kein Essen anrühre, und meine Hände sind entwöhnt, wissen nicht mehr, wo die Venus ist, und sind von den vielen Baustoffversuchen ganz schwielig. Schluchz!
Ich werde täglich immer sexbesessener, so wie die Seeleute, wenn sie lange nicht an Land waren. Abba, ik trau mir nich! Ik würd ja jern, abba dürfen lässt mich meene Mieze nich! Se hat wat jejen de Verbalerotika oder wie sich det schimpft. Na, denn bleeben die scheenen Bilda von det dufte Jebumse bei mich inne Kopp, janz alleen! Da biste selba dran Schuld. Oda darf ik nach det lange Jewarte mal wat von’n Leda ziehn?
Ich werde unruhig, also doch nicht so verknittert und verwittert, wie ich mich noch gestern fühlte. Haben wir genug Zeit füreinander in Frankfurt? Auch nach dem Mittagessen?
Mein Lob! 63 kg! Und das nach nur einer Woche! Das war doch genau Dein Kampfgewicht, als ich – noch vor der Kleestener Mast – zum ersten Mal ins Bett abkommandiert wurde und Du danach empört sagtest: ›Was war das denn, Dottore?‹
Nicht nur Küsschen!
Dein Sklave
5. Juni 07 – 22:40 Uhr
Mein Ein und Alles,
keine Nachricht ging heute ein! Hast Du mich etwa schon vergessen? Und ich denke doch dauernd an Dich. Ich wollte Dir mal zeigen, dass ich nicht nur reimen kann, sondern auch ein Dramatiker in mir schlummert. So sende ich Dir meinen ersten Dreiakter, den ich Dir zugleich widme. Die Autorenrechte übertrage ich Dir gleich mit. Ich glaube, es ist ein sehr zeitgemäßes Stück!
Dein, bald an und in Sehnsucht vergehender Max
Was war das denn, Dottore?
Eine Tragödie in drei Akten (mit hoffnungsvollem Ende)
Darsteller: eine Frau, ein Mann
Kulisse:
Gepflegte Wohnung, schwarzer Flügel im Wohnzimmer, an den Wänden Konzertplakate, sie sitzt am Flügel und spielt, ein großer Hund liegt unter dem Sofa und ratzt. Es klingelt. Unerträgliches Gebell. Sie steht auf und betätigt den Summer. Gebell hält an, bis ein älterer Mann an der Wohnungstür steht. Er ist kurzatmig. Trägt Schlips und Werkzeugkoffer
1. Akt
Sie: »Hallo und guten Tag! Was wünschen Sie?«
Er: »Guten Tag, gnädige Frau. Meine Firma hat mich geschickt. Sie haben doch eine Anzeige aufgegeben.«
Sie: »Anzeige ja, aber ich suche keine Firma.«
Er: »Doch, mein Chef hat gesagt, ich soll zu Ihnen kommen.«
Sie: »Von welcher Firma sind Sie denn?«
Er: »Black & Decker!«
Sie: »Ach so, dann kommen Sie mal schnell rein.«
Etwas linkisch geht der Mann in die Wohnung und wird aufgefordert, sich an den Tisch zu setzen. Sie setzt sich ihm gegenüber und schenkt Rotwein ein. Er trinkt schnell, hastig und viel. Man merkt, er ist nervös. Er weicht dem Blick ihrer strahlenden Augen aus. Belangloses Gespräch. Er sagt immer wieder, er sei Arzt, habe bis vor Kurzem Hartz IV erhalten und habe endlich wieder einen Job. Er sei eigentlich kein Außendienstler. Das Gespräch langweilt sie maßlos. Inzwischen ist auch die zweite Flasche leer.
Sie: »Jetzt haben Sie aber genug getrunken. Gehen Sie sofort ins Schlafzimmer! Ich komm gleich nach.«
Er: »Wie befehlen! Mein Chef hat mir gesagt, ich soll tun, was die Kundin sagt.«
Sie: »Der Chef hat immer recht! Na, dann mal schnell. Der gute Name Ihrer Firma steht doch auf dem Spiel!«
Er geht ins Schlafzimmer, zieht sich langsam aus und legt sich gottergeben ins Bett.
2. Akt
Sie kommt ins Schlafzimmer und trägt einen aufregenden Pelz.
Sie: »Ich sagte Schlafzimmer! Wieso liegen Sie denn schon im Bett? Sie müssen mir
Weitere Kostenlose Bücher