Tastenfieber und Liebeslust
Schwanz vereisen und die Eier abschrecken. Das wirkt Wunder! Steht das auch im Buch?)
Schwarze Unterhosen habe ich noch nie getragen. Ich werde zum nächsten Besuch eine anziehen. Dann musst Du mir sagen, ob Dich Schwarz antörnt. Wenn ja, leihe ich mir auch ein passendes Unterhemd, ziehe mir die andere über den Kopf oder springe in ein Tintenbad, bevor ich mich in Dein heiliges Bett begebe. Du siehst, ich bin bereit, alles zu tun, was meiner Perle und ihrem Perlchen gefällt.
Nun, mein Liebling. Sag mir, wann ich wieder kommen darf.
Lass uns die schöne Sitte, erst gepflegt zu essen und uns zu unterhalten, um dann … (ich denke, Du weißt schon was), fortführen.
Dein Geliebter
21. Juni – 21:11 Uhr
Mein Süßer,
die Kreuzworträtselei brachte folgende Gewinne: ein Superfahrrad oder 2.000 € in bar, was ich natürlich vorziehe und mir eins für 300 oder 500 € kaufe, denn ich radle ja nicht professionell. Gut, ne?
Eva
21. Juni -21:50 Uhr
Mein Liebling,
herzlichen Glückwunsch! Kasse machen! Ein Fahrrad kriegst Du auch für 50 € über e-bay. Mit dem kannst Du erst mal testen, ob Dir das Radeln überhaupt gefällt.
Ich träume gelegentlich von einer kleinen Radtour mit Dir: S-Bahnhof Endstation, dann radeln wir durch Felder, Wiesen und Auen; nun kommt ein uralter, seit 300 Jahren nicht mehr gepflegter Mischwald; in einer sonnendurchfluteten Lichtung breite ich eine Decke aus chinesischer Seide aus und helfe Dir, Dich weich zu betten. Du trägst ein hinreißendes, dunkelgrünes Kleid mit goldenen Lilien und einem Ausschnitt, bei dessen Anblick mir die Augäpfel rausfallen, die Du dann generös und mit Grazie aufhebst und mir überreichst.
Ich serviere Schweinelendchen in Estragonsauce und stoße mit einem Pomerol grand cru an, wobei mein verklärter, verliebter Blick Dich und alle Rundungen Deines Körpers zärtlich und sehnsuchtsvoll streichelt. Und dann …
Dein Geliebter
21. Juni – 22:29 Uhr
Was brachte der Postberg noch? Ein Engagement als Jurymitglied für einen Klavierwettbewerb in Amsterdam. Wunderbar. Mache ich gerne.
Kuss
Eva
21. Juni – 22:58 Uhr
Herzlichen Glückwunsch. Nun hast Du ja das Kleingeld, um mir die passenden schwarzen Unterhemden oder das Tintenfass zu schenken! Ich liebe Dich!
Dein Max
21. Juni – 23:27 Uhr
Mein Lieber,
ich möchte noch mal was zum Thema ›Fühlen – Sprechen‹ sagen, was wir so unterschiedlich erleben.
Für Dich bin ich sicher ein kompliziertes Wesen, und ganz sicher wird Dich meine Art der Suche und Auseinandersetzung mit der Gefühlswelt, meine Reflektionen über Verhalten, Gedanken und Sprache irgendwann schrecklich nerven. Du wirst mir immer wieder sagen: ›Lass es sein, wir zerreden nur die Schönheit.‹
Aber ich empfinde das anders.
Ich habe viele Menschen, mit denen ich in die Welt der Gefühle und Reflektionen eintauchen kann. Bei meinen Freunden ist das gar nichts Besonderes. Bei Dir wird es wahrscheinlich so sein, dass Du mit Deinen Corpsbrüdern und anderen Menschen solche Gespräche gar nicht führst – auch nicht bei meinen Vorgängerinnen? -, sondern sie eher meidest.
Man muss natürlich eine Auseinandersetzung über Gefühle und Gedanken, über Ängste und Trauer, Verzweiflung und Hoffnung ebenso üben wie das Klavierspielen oder einen Laborversuch. Und man muss auch Interesse daran haben, denn sonst tut man das erst gar nicht. Und von Menschen, die offenen Austausch meiden, ist die Welt voll. Ich passe da nicht hinein, und deshalb habe ich auch nie den Versuch gemacht, zu ihnen zu gehören.
Liebster, ich weiß es selbst, dass ich ganz schön heftig aus der Norm falle, aber ich muss natürlich einen Menschen haben, der mein Wesen erträgt und nicht davon verunsichert oder gar belästigt wird. Das wirst Du doch verstehen können. Ich umarme Dich!
Traurig, Deine Eva
22. Juni – 00:27 Uhr
Mein geliebtes Evachen,
natürlich darfst Du über alles sprechen, in welcher Form auch immer. Aber denke dabei auch an meine Devise: »Reden ist Silber – Ficken ist Gold.« Du hast mir ein neues und aufregendes Lebensgefühl gegeben. Dieses möchte ich jetzt einfach genießen und keinen Schatten darauf fallen lassen. Wenn dieser irgendwann mal kommen sollte, werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, damit wieder Licht auf Dich, mich und uns fällt. Aber jetzt ist es – zumindest für mich – noch nicht so weit!
Vielleicht musst Du lernen, dass nicht alle Menschen so offen wie Du mit
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