Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)
sie mir zu viel.
»Ja, na klar.« Ich trete zurück und wende mich ab, starre auf die vielen Computer meines Vaters. Einer davon war beim letzten Mal, als ich mich hier reingeschlichen habe, noch nicht da. Das Display ist schwarz bis auf drei Zahlen in der Mitte des Bildschirms:
2.943.288.494
4.122.239.001
14 (?)
Während ich zusehe und, um mich zu beruhigen, zähle, wie viele Sekunden meine Atemzüge dauern, bleibt die untere Zahl mit dem Fragezeichen gleich, aber die beiden oberen Zahlen verändern sich, schwanken mal zwei nach unten, eins nach oben, drei nach unten, fünf nach oben. Dann wird die erste Zahl immer kleiner, während die zweite sprunghaft wächst.
Genauso fühlt sich die Befangenheit zwischen Christina und mir gerade an.
Sie schweigt und mein Puls wird immer schlimmer – allerdings aus einem ganz anderen Grund als vor wenigen Minuten. Meine Augen und mein Hirn suchen mit einer Geschwindigkeit von einhundertsechzig Kilometern pro Stunde nach einer Möglichkeit, aus diesem Tsunami der Verlegenheit, der uns getroffen hat, zu entkommen. Nervös tippe ich den Bildschirm mit den Zahlen an. Sogleich leuchten die Ziffern auf und verschwinden, fast als hätten sie nur als Bildschirmschoner gedient. Für den Bruchteil einer Sekunde ist irgendein unglaublich komplizierter Plan auf dem Display zu sehen, doch dieser wird sofort durch eine grellrote Maske ersetzt, die ein Passwort verlangt.
Schnell weiche ich zurück zu Christina. »Was ist das?«, fragt sie.
»Keine Ahnung.« Es war dumm von mir, das Display einfach so zu berühren – in diesem Labor weiß man nie, was passieren könnte, und normalerweise bin ich vorsichtiger. Aber noch bin ich nicht bereit zu gehen, also dirigiere ich Christina zu den Dingen hin, die ich schon kapiert habe. »Lust, ein paar verschiedene Möglichkeiten kennenzulernen, wie man jemanden umbringen kann?«, biete ich an.
Sie lacht hoch und zittrig. »Was?«
»Wir könnten ein paar Spielsachen von meinem Dad ausprobieren.« Ich gestikuliere in Richtung des Regals mit den glatten, schwarzen Waffen, das bis oben an die Decke reicht. Früher hat mein Vater für eine Firma gearbeitet, die sich Black Box Enterprises nannte, einen privaten Waffenhersteller. Dort hat er etwa zu der Zeit gekündigt, als uns meine Mom verlassen hat. Er erledigt aber immer noch als selbstständiger Unternehmer Aufträge für Black Box. Aus irgendeinem Grund nimmt er weiterhin an allen Vorstandssitzungen der Firma teil. Auf einer dieser Vorstandssitzungen ist er auch jetzt. Über meine Schulter hinweg sehe ich Christina an.
Sie hakt einen Finger in eine meiner Gürtelschlaufen und zieht mich zurück. Dann schlingt sie die Arme um meine Mitte und schaut mich verschmitzt an. »Das hört sich nach einem hervorragenden Plan an.«
Sie hüpft vom Labortisch und läuft zu etwas hin, das wie ein Handtuchhalter aussieht, auf dem mehrere silberne Säcke hängen. Diese sind aus feinem Stahlfaden gewoben. Dünne Kabel winden sich aus dem Boden jedes einzelnen und führen zu einem schwarzen Bedienfeld unter dem Regal.
»Wie man damit jemanden umbringen kann, weiß ich ja nicht«, kommentiert sie trocken, indem sie auf die Säcke zeigt. »Jedenfalls sehen sie ganz hübsch aus.«
»Oh, die bringen niemanden um.« Das weiß ich, weil ich einmal dumm genug war, mit einem davon zu spielen. Offensichtlich habe ich es überlebt, obwohl ich mir damals das Gegenteil gewünscht hätte. »Du kannst jemandem eins von diesen Schätzchen über den Kopf ziehen und es dann einschalten …« Ich lege einen Schalter an dem schwarzen Bedienfeld um, und die Säcke fangen an, mit gedämpftem Licht zu pulsieren. »Wenn du in die Säcke reinschaust, ist es viel heller – oder wenn dein Kopf in einem drinsteckt. Die Stroboskope der Glasfasern im Inneren blitzen in derselben Frequenz auf wie die menschlichen Gehirnwellen. Man nennt das Bucha-Effekt. Ein Rezept für einen Anfall.« Ich muss es wissen. Ich lag einen Tag im Bett, bis ich mich davon erholt hatte.
Sie tritt einen Schritt zurück und rempelt mich an. »Ich glaube, ich habe Angst vor deinem Dad – aber auch einen Mordsrespekt.«
Das beschreibt in etwa meine Gefühle für ihn und irgendwie werde ich dadurch noch wütender auf ihn.
Ich beuge mich hinüber und angele mir eine glatte schwarze Scheibe aus einem Regal voller ähnlicher Geräte. Dabei hinterlasse ich überall darauf schmutzige Fingerabdrücke, aber das ist mir egal.
»Die hier ist echt ziemlich cool«, sage
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