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Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Titel: Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jury , S.E. Fine
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hätte helfen können, wenn du dir Sun Zis Lehren vor deinem Match einmal angesehen hättest. Hört sich an, als hätte dein Gegner das getan. ›Täusche Schwäche vor, um die Arroganz deines Gegners anzustacheln.‹ Ni ting shuo guo ma? «
    Großartig. Jetzt stellt er meine Intelligenz in sarkastischem Chinesisch infrage. Meine Augen brennen. Ich möchte auf irgendetwas draufschlagen. Hauptsächlich, weil er so verflucht gefasst ist und ich mit meinen Fingerspitzen an der zerklüfteten Kante hänge. Oh, und außerdem noch, weil er recht hat. Wieder. Und ich falschliege. Wieder. Schon wieder. Scheiße mal wieder.
    » Shi ma? Ni zhen hui taiju ren «, blaffe ich, während ich meinen Stuhl zurückschiebe. »Es tut mir ja so leid, dass ich dir keinen glänzenden Preis für deine glänzende Vitrine heimgebracht habe. Es tut mir ja so leid, dass ich nicht perfekt bin, so wie du.«
    Er zuckt zusammen und eine Sekunde lang lässt mich das erschaudern. Habe ich ihn etwa getroffen? Doch dann ist es vorbei und sein Ausdruck wird wieder ruhig. »Ich verlange nicht, dass du perfekt bist«, sagt er. »Ich verlange nur, dass du dein Bestes gibst. Wenn du mir in die Augen sehen und mir sagen kannst, dass du heute dein Bestes gegeben hast, dann ist dieses Gespräch beendet.«
    Er wartet. Und ich sitze auf meinem Stuhl, die Arme vor der Brust verschränkt. Tatsächlich pocht es nun in meinem Bein, meine Augen sind auf meinen immer noch vollen Teller geheftet. Ich bin nicht in der Lage, irgendetwas zu sagen, denn all diese Worte unterdrücke ich schon so lange, dass ich wie eine Granate explodieren werde, wenn ich nur den Mund aufmache.
    Er nimmt ein paar Bissen von seinem Essen und kaut jeden vierzigmal, bevor er ihn runterschluckt. Dann sagt er: »Die nächsten Wochen trainierst du jeden Tag eine Stunde länger. Chicão hat sich die Zeit freigeschaufelt. Zusätzlich zum Morgentraining hast du nach der Schule eine Sparringseinheit mit ihm, bevor du dich mit deinen Sprachlehrern triffst.«
    Heilige Scheiße, das hat mir jetzt den Rest gegeben. Ich springe auf die Füße. »Ich kann nicht! Ich hab schon mit Christina ausgemacht, dass ich ihr bei Chemie helfe!«
    »Nein«, bellt er, und bei der Erwähnung ihres Namens funkeln seine Augen vor Zorn. »Das hier ist viel wichtiger.«
    » Sie ist wichtig«, rufe ich. »Ich hab’s ihr versprochen und ich werde sie nicht hängen lassen.«
    Inzwischen ist er auch aufgestanden. An den Schläfen wachsen zwar ein paar graue Haare, aber er hat seine besten Jahre noch längst nicht hinter sich. Er könnte mir vermutlich den Arsch aufreißen, ohne auch nur ins Schwitzen zu geraten. Es wäre beinahe eine Erleichterung, wenn er es versuchen würde, denn jetzt gerade will ich ihn schlagen.
    »Nichts ist wichtiger als dein Training«, sagt er mit leiser Stimme. »Du hast – wir haben eine Verantwortung , und der Einsatz ist höher, als du dir …«
    »Scheiß auf meine Verantwortung! Ich weiß noch nicht mal, was das sein soll!« Wut sprudelt und schießt durch meine Venen, verteilt ihre Hitze auf meine Gliedmaßen. »Du sprichst ständig davon und merkst noch nicht einmal, wie bescheuert du klingst.«
    Ich strecke die Brust raus und senke meine Stimme um eine Oktave. »Den Namen Archer zu tragen, ist eine große Verantwortung, Tate, auf die du dich vorbereiten musst, indem du eine Diät aus gegrilltem Hähnchen und Nudeln einhältst und dein Hirn Tag für Tag umkrempelst.«
    Mein Vater streicht sich über den Nasenrücken. »Hör auf, Tate.«
    Aber ich kann nicht. Ich bin gerade in Fahrt. »Du bist schon ein Junior in der Highschool und sprichst erst elf Sprachen? Nicht gut genug. Ich spreche aus irgendeinem nicht nachvollziehbaren Grund dreiundzwanzig. Und vergiss deine Freundin. Klar, sie ist das Beste, was dir je passiert ist, aber wahrscheinlich ist es trotzdem klüger, sie als eine lebendige, atmende Zeitverschwendung zu betrachten.« Ich wedele mit dem Finger in seine Richtung. »Aber keine Sorge. Du kannst deinen Frust auf der Matte abbauen, mit einem schwitzenden Portugiesen, der zu viel Old Spice aufgetragen hat. Du wirst zwar nie so perfekt sein wie ich, aber vielleicht kann ich dich in ein billiges Imitat verwandeln.«
    Er verschränkt die Arme vor der Brust. »Tate, beruhige dich.«
    Jetzt bin ich genau in seinem Bereich, was bedeutet, dass ich das Schicksal herausfordere, aber ich bin schon zu weit gegangen, als dass es mich noch kümmern würde. »Und ich werde dir auch niemals

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