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Tatjana

Tatjana

Titel: Tatjana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Cruz Smith
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»Wissen Sie, ich bin wie die meisten Menschen. Manchmal vergesse ich meinen Schlüssel oder kann ihn nicht finden, daher gebe ich meinen Zweitschlüssel einem Nachbarn. Nun sind Sie die Einzige hier oben. Sie haben Tatjana einen Gefallen getan.«
    Keine Antwort.
    »Im Polizeibericht steht, ein Nachbar hätte Schreie gehört. Das waren Sie, stimmt’s?« Er ließ ihr Zeit mit der Antwort, bevor er hinzufügte: »Hat das Schreien drinnen oder draußen auf dem Balkon begonnen?«
    Swetlana wischte sich die Nase.
    »Hat sie geschrien oder gerufen? Da besteht ein Unterschied.«
    Tränen traten ihr in die Augen, doch sie schwieg.
    »Hat sie Ihren Namen gerufen? Sie waren der einzige andere Mensch im ganzen Haus. Wusste sie, dass Sie zu Hause waren?«
    »Ich hole Ihnen den Schlüssel«, sagte Swetlana.
    Na, siehst du, dachte er, nicht viel grausamer, als die Antwort mit einem Messer herauszukitzeln. Er brauchte den Schlüssel. Für einen Ermittler entschuldigte das alles, und als sie ihre Tür öffnete, trat er hinter ihr ein.
    Ein bescheidener Versuch war unternommen worden, das Vorderzimmer in ein Serail zu verwandeln. Billige indische Tagesdecken hingen an der Wand und waren über ein schmales Bett drapiert. Eine Lavalampe stand auf einem Nachtkasten, das Wachs am Boden verklumpt. Ansonsten sah Arkadi nichts, das nicht für einen raschen Aufbruch Platz im Koffer fand. Und Katzen. Sie wuselten ihm um und über die Füße und miauten kläglich. Während er reglos dastand, ging Swetlana ins Nebenzimmer und kam mit einem glänzenden, frisch gefeilten Schlüssel zurück.
    »Ein neues Duplikat?«, fragte Arkadi.
    »Ich bin so schusselig. Dauernd verliere ich sie.«
    Die meisten Katzen waren grau gestreift, eine getigert und eine weiß.
    »Die verdienen sich ihren Unterhalt. Jede Nacht jage ich sie raus, um Ratten zu fangen. Bis auf Schneeflocke.« Sie hob die weiße Katze hoch. »Schneeflocke versteckt sich gern und bleibt hier.«
    »Sie haben ihre Leiche gefunden?«
    »Ja. Sonst hat sie ja niemand schreien gehört.«
    »Was genau haben Sie gehört?«
    Swetlana setzte die Katze ab. »Geräusche.«
    »Geräusche wie …?«
    »Ich weiß nicht. Möbel, die herumgerückt wurden.«
    »Sie war Ihre Freundin. Sind Sie an ihre Tür gegangen, um zu fragen, warum sie um Mitternacht Möbel rückt?«
    »Nein.«
    »Hat sie jemals Männer mit in ihre Wohnung gebracht?«
    »Natürlich. Sie war eine sehr beschäftigte Autorin. So ist das mit jemandem wie mir und einer Autorin wie ihr, man lernt alle möglichen Typen kennen.«
    »Alle möglichen Typen?«
    »Sie hat sich um eine Menge Sachen gekümmert.«
    »Wie zum Beispiel …«
    »Tschetschenen, Kriminelle, Veteranen.«
    »Gewalttätige Typen?«
    »Klar.«
    »Waren sie ihr gegenüber gewalttätig?«
    »Nein. Außerdem sagt die Polizei, es war Selbstmord.«
    »Nachdem ihre Möbel herumgerückt wurden.«
    »Die Polizei sagt, ihre Tür war abgeschlossen. Sie war allein.«
    »Diese Beamten, haben Sie deren Namen mitbekommen?«
    »Waren nur Polizisten. Sie haben meinen Namen notiert, falls es noch Fragen geben würde.«
    »Gab es die?«
    »Nein. Wenigstens haben sie Tatjana mit einem Tuch bedeckt.«
    »Aber Sie haben sie vorher identifiziert?«
    »Ja. Das war scheußlich.«
    »Tut mir leid, dass Sie das sehen mussten.«
    »Danke. Sie sind der Erste, der das sagt.«
    Seine Fragen wiederholten sich, waren fast verwirrend. Als umkreiste er ein Pferd, bevor er es kaufte. Von dem Moment an, als Swetlana den Schrei hörte, bis sie die Leiche fand, wie viel Zeit war da vergangen? Fünf Minuten? Zehn?
    »Eher fünf.«
    »Sie haben fünf Minuten gebraucht, um zu reagieren?«
    »Glaub schon.«
    Eine gesunde junge Frau hatte so lange gebraucht, die sechs Stockwerke hinunterzurennen? Wenn Swetlana keine unzuverlässige Zeugin war, dann war ihre Geschichte voller Löcher und Auslassungen.
    »Sind Sie sicher, dass Sie allein in Ihrer Wohnung waren?«
    »Ja. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt.«
    »Stimmt. Wie lange werden Sie hier noch bleiben?«
    »Weiß ich nicht. Kann sich von einem Tag auf den anderen ändern.«
    Oder von einer Minute auf die andere, dachte Arkadi. Er ließ sich ihre Handynummer geben und reichte ihr seine Visitenkarte. »Rufen Sie mich an, wenn Ihnen noch etwas einfällt.«
    »Diese fünf Minuten, glauben Sie, sie hat da noch gelebt?«, fragte Swetlana.
    »Nach dem Sturz? Ich glaube, sie war sofort tot. Ich bezweifle, dass sie noch etwas gespürt hat.«
    »Wer macht denn so

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