Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
enttäuscht.
„Ich möchte mich vorher mit Ihnen unterhalten. Ich bin Commissario di Flavio. Wenn Sie mir etwas von Ihrer Zeit zur Verfügung stellen, dann entscheide ich, ob Sie Ihre Freundin besuchen dürfen oder nicht.“
„Aha“, murmelt Rebekka und nimmt den ihr zugewiesenen Platz ein. Sie wirkt nicht sonderlich begeistert.
„Sind Sie damit einverstanden, dass wir das Gespräch protokollieren?“ Er hält das Tonband hoch und weist mit dem Finger auf die junge Stenografin. Rebekka nickt. Der Commissario stellt das Band an und richtet es vor Rebekka auf dem Tisch aus.
Di Flavio betrachtet die junge Frau, die vor ihm sitzt. Sie ist groß für eine Frau, geht ihm durch den Kopf ... Ihm fällt sein damaliger Vergleich ein. Ja, denkt er, sie gleicht einem schwarzen Panther, kraftvoll und schön. Sie ahnt noch nicht, dass sie sich bereits im Netz der Jäger verfangen hat.
„Bei der Vernehmung durch Hauptkommissar Garcia haben Sie angegeben, dass Sie am Morgen vor dem Beginn des Schamanenkongresses an der Séance teilgenommen haben. Dann sind Sie mit Gwen zusammen in das Hotel zurückgefahren.“
Rebekka schaut di Flavio gelangweilt an und murmelt: „Ja, das stimmt.“
„Was haben Sie gemacht, nachdem Sie im Hotel eingetroffen sind?“
„Das weiß ich nicht mehr genau, ich habe die Listen gecheckt oder so, es war so viel zu tun, und ich wollte Gwen helfen.“
„Nach der Aussage einer Frau aus ihrer Gruppe haben Sie das Hotel verlassen. Zu ihr haben sie gesagt: ‚Ich gehe schwimmen.‘ Sie haben eine sehr sportliche Figur, gehen Sie gern schwimmen?“
„Ja, kann sein, ich weiß nicht, ich gehe häufig schwimmen, ich segle auch, ich habe ein Boot in Porto Petro.“
„Sie wissen, dass ein Anschlag auf ihr Boot verübt wurde?“
„Ja, sicher von diesem Verrückten, diesem Kunert, er hat uns verfolgt.“
„Waren Sie an dem fraglichen Tag zum Schwimmen in der Cala Fornells?“
„Bestimmt nicht, ich weiß nicht, wie Sie darauf kommen, wenn, dann war ich sicher gleich vor dem Hotel schwimmen. Warum sollte ich extra in die Cala Fornells fahren, ich bitte Sie.“
Di Flavio fällt die Aussage von Julia ein, und er pokert: „Sie sind vom Hotel Solemar aus gesehen worden, sie trugen einen schwarzen Neoprenanzug, wie immer um diese Jahreszeit.“ Rebekka schaut ihn misstrauisch an.
„Wo befindet sich der Anzug jetzt?“
„Im Haus, auf dem Boot, er ist verbrannt“, wiegelt sie ab, um sich dann, als sie merkt, dass sie den Köder geschluckt hat, aufzurichten, charmant zu lächeln und zu sagen: „Sicher habe ich als Seglerin einen Neoprenanzug, und manchmal trage ich ihn auch beim Schwimmen, aber bestimmt nicht an jenem Tag, weil ich ihn gar nicht mit in das Hotel genommen habe.“
„Und Sie hatten ihn nicht im Auto?“
„Nein“, kommt es jetzt patzig von ihr, und di Flavio wechselt das Thema. „Ihre Freundin ist in einen Hungerstreik getreten und will auch nicht trinken, das bedeutet, sie möchte eine Art Selbstmord begehen, weil sie es nicht aushält, als Mitschuldige in einem Mordfall zu gelten. Das ist der Grund, warum ich Sie gebeten habe, zu uns zu kommen. Wir erhoffen uns von Ihnen Hilfe.“
„Lassen Sie mich zu ihr, ich werde mit ihr reden, sie wird es sich überlegen. Ich halte es nicht aus, dass Gwen da eingesperrt ist, das ist nicht recht, bitte, Commissario, fragen Sie, machen Sie, aber geben Sie mir die Möglichkeit, mit ihr zu reden.“
Di Flavio wiegt nachdenklich seinen Kopf. Rebekka macht Anstalten, vor ihm auf die Knie zu gehen.
„Bitte“, sagt er und bedeutet ihr, sich wieder zu setzen. „Beruhigen Sie sich.“ Er blättert in den Unterlagen und zieht ein Foto heraus. „Noch ein paar Fragen, bitte, denken Sie daran, Sie helfen auch Ihrer Freundin. Kannten Sie diese Frau?“ Er reicht ihr das Foto der Ermordeten hinüber und beobachtet ihre Reaktion. Ohne zusammenzuzucken betrachtet sie eingehend das Bild. Fast unmerklich ziehen sich ihre hübschen Mundwinkel verächtlich nach unten.
„Ja, ich kenne, pardon, ich muss wohl sagen, ich kannte diese Frau. Als Sie mir das Foto aushändigten, dachte ich einen Moment lang, es ist ein gestelltes Bild. Ein Kunstfoto für einen Fotographen arrangiert. Aber dann würden Sie mich natürlich nicht dazu befragen, sondern es würde in einer Galerie hängen.“
Vergessen die Emotionen von vorhin. Kühl und mit ihrem jugendlichen Charme spielend lächelt sie di Flavio zu. Der Commissario muss sich eingestehen, dass er sie einen
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