Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
Identitätsnachweis. „So, Sie sind schon seit Jahren in Mallorca ansässig?“
Gwen sieht, wie der andere Beamte nickt, um dann ihren Ausweis wieder an den ersten zurückzugeben.
„Sie sind Gwen Hübner? Ich muss Sie bitten, mitzukommen. Sie werden gesucht.“
„Wegen des Brandes, nehme ich an?“
„Bitte folgen Sie mir, wir bringen Sie ins Präsidium zu Hauptkommissar Garcia.“
„Ah, ja, Garcia, den kenne ich, okay denn. Und meine Freundin? Kann sie mitkommen?“
„Ich komme mit dem Auto hinterher Gwen, ich lasse dich nicht allein, keine Angst.“
Gwen umarmt Rebekka, dann geht sie mit den Polizisten zu dem anderen Fahrzeug. Bevor sie einsteigt, schaut sie sich noch einmal um. Rebekka wirft ihr eine Kusshand zu. Als sie fahren, linst sie immer wieder durch das Rückfenster, Rebekka folgt ihnen. Gwen ist beruhigt. Sie wird die Fragerei nach dem Brand schnell hinter sich bringen, dann werden sie sich in einem Hotel einmieten, und morgen oder übermorgen werden sie einfach wegfliegen, egal, wohin.
„Vorsicht“, warnt di Flavio, als er den Kollegen den Sachverhalt unterbreitet. „Er ist zwar in irgendeiner Art betäubt, aber unberechenbar.“
Die Polizisten stürmen in die Gaststätte. In der nächsten Minute erschüttert eine Explosion das Hafengelände. Das einzelne Boot, das in der Mitte des Hafenbeckens schwimmt wie eine Attrappe, fliegt wie ein Spielzeug in die Luft. Erst wird es hochgehoben, dann klatscht es wieder auf das Wasser, wo es wie eine Fackel brennend schwimmt.
„Mist, konnten die nicht ...“, flucht di Flavio und sieht weiter vorn Julia, Ulla, Gunter und die übrigen vor dem Lokal stehen und das Geschehen beobachten. Die Polizisten hieven Heinz Kunert hinaus, dessen Kopf auf das Kinn gesunken ist. Er brabbelt vor sich hin, Sabber läuft ihm aus dem Mund. Ein Krankenwagen fährt vor, sie verfrachten ihn auf eine Trage. Auf dem Wasser kümmern sich zwei Löschboote um den brennenden Bootsleib. Als nur noch Qualm aus seinem Rumpf aufsteigt, wird es an eine etwas entfernte Stelle geschleppt und vertäut. Das Schauspiel ist vorbei.
Di Flavio geht die Hafenstraße entlang. Julia lächelt ihm schon von Weitem zu. „Also, dass Sie wieder pünktlich zur Stelle sind, das ist schon beinahe unheimlich, di Flavio“, sagt sie, als er ihre Höhe erreicht. Er schmunzelt, um gleich darauf wieder entschuldigend sein Handy herauszunehmen, das in seiner Tasche fordernd brummt. Er nickt zufrieden, als Garcia ihm mitteilt, dass Gwen verhaftet wurde.
„Aber jetzt kann ich vor Müdigkeit meine Augen kaum noch offenhalten, ihr seid mir zu aufregend, Mädels“, scherzt er, und Gunter pflichtet ihm bei: „Er hat recht, Julia, wenn ich lauter so aufregende Wanderteilnehmer hätte wie dich, müsste ich mir bald einen Platz auf dem Friedhof in Palma suchen. Los, kommt, unser Essen wartet in Cala Figuera. Den Naturpark und die Cala Mondrago lassen wir heute sausen. Ein anderes Mal. Ich hoffe, es ist niemand dabei, der mich jetzt deswegen gleich auf Schadensersatz verklagt.“
„Wo ist Max?“ fragt Ulla, und alle lachen als Max unter einem Tisch hervorgekrochen kommt und sie mit unschuldigen Augen anschaut.
Kapitel 46 – vormittags
Zwei Tage nach dem Ende des Schamanenkongresses und der Tag nach der Verhaftung
„Ihr Rechtsanwalt. Bitte kommen Sie mit, Frau Hübner“, fordert die wachhabende Beamtin Gwen auf. Sie trottet hinter ihr her.
„Grandes, Frau Hübner. Ihre Freundin hat mich mit Ihrer Vertretung beauftragt.“
„Rebekka? Wo ist sie, kann ich sie sehen?“
„Sie fragt mich dauernd das Gleiche, aber vorerst nicht. Sie sind nicht miteinander verwandt. Sie müssen sich gedulden. Ich möchte Sie zu den Anschuldigungen befragen. Sie müssen mir alles sagen. Wenn Sie sich schuldig bekennen, können wir vielleicht einen Deal machen, schließlich waren Sie nicht direkt ...“
„Was reden Sie da, ich habe dem Hauptkommissar schon gesagt, ich habe überhaupt keine Ahnung. Ich bin vollkommen unschuldig, ich habe nie jemandem Belladonna verkauft, gegeben oder sonst jemanden damit versorgt, wie er sich ausdrückt, und habe mit keinem Mord zu tun und überhaupt. Wenn Sie das glauben, dann scheren Sie sich zum Teufel.“
„Nicht so stürmisch, Frau Hübner, ich bin Rechtsanwalt, und ich suche nur nach Möglichkeiten, Ihnen so schnell wie möglich zu helfen.“
„Wenn Sie mir helfen wollen, dann sorgen Sie dafür, dass ich mit Rebekka sprechen kann, bitte. Und wenn Sie mir noch ein paar von
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