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Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Titel: Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ludwig
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ruft sie: „Aus Nichts wird nur Nichts! Alles was ist, sichtbar oder unsichtbar, greifbar oder ungreifbar, wurde aus der Ur-Faser geschaffen. Alles ist ein Werk der Götter, aus dem Geistmaterial, der fühlenden und denkenden Hälfte Gottes, aus Eins gespalten. Alles, Gras, Baum, Tier, Mensch, auch die Erde, die sie trägt, auch der Lufthimmel, der sie schützend umhüllt. Wir wissen dies und wissen auch, dass die Geister um uns sind. Wir rufen heute den Geist von Ullas Mutter und bitten ihn, sich zu uns zu gesellen. Sabina, wir rufen dich, deine Tochter Ulla ruft dich. Gib uns ein Zeichen. Sprich mit uns.“
    Die Gruppe fällt ein: „Gesell dich zu uns und sprich mit uns, sprich mit uns.“
    Ulla erstarrt, ihre Arme fallen runter, sie steht nur da.
    „Wähle dir ein Medium, Geist von Sabina, hilf deiner Tochter, sprich mit ihr.“
    Eine Trommel setzt wieder ein, die nächste antwortet, bis sich nach und nach das Tal mit ihren dumpfen Klängen füllt. Die Erde bebt.
    Nach einer Weile beginnt Ullas Körper in einem ruhigen Rhythmus hin- und herzuschaukeln wie in Trance, im gleichen Takt heben und senken sich ihre Arme, und aus ihrer Kehle kommt ein Summen. Es gleicht dem Sirren der silbrigen Blätter des Olivenbaumes ganz in ihrer Nähe, durch den gerade ein Windstoß fährt. Ein tiefes Wonnegefühl überkommt sie, und sie meint, Erde, Baumstamm, Rinde, Zweig, Blatt des Baumes zugleich zu sein. Ihr Gesicht fängt gierig die Sonnenstrahlen auf, schluckt die Wärme in sich hinein, während ihre Fußsohlen im Boden wurzeln, als wollten sie bis zum glühenden Magma im Erdinneren vordringen. Sie schließt ihre Augen und spürt eine nie gefühlte Leichtigkeit, als würde sie in einem blauen Ozean schwimmen. Worte in einer fremden Sprache bilden sich in ihrem Mund und verlassen ihn, erst unzusammenhängend, brabbelnd, dann klarer, halb singend. Von irgendwo antwortet ihr eine Stimme in derselben Sprache.
    Das Spiel dehnt sich. Ein wundersamer Frieden hüllt sie wie ein Zaubermantel ein, bis sein Zauber nachlässt und Ulla hohl und leer wird, als hätte sie alles, was in ihr schlummerte, der Erde geschenkt. Erschöpft sinkt sie zu Boden. Noch immer spürt sie das Beben, hört die Trommeln. Sie gehen sie nichts mehr an, sie sprechen nicht mehr mit ihr, werden leiser und noch leiser, bis sie verstummen. Stille. Ruhe. Glück.

Kapitel 7
     
    Als Gwen vom Meister den Befehl erhält, in die Gegenwart zurückzukehren, möchte sie ihm den Gehorsam verweigern. Sie will die andere Welt noch nicht verlassen, warum verlangt er dies von ihr? Ein weiteres Mal bittet sie die Stimmen aus dem Jenseits, ihr eine Antwort zu schenken. Ohne Erfolg. Sie melden sich nicht mehr, sind verstummt.
    Gwen öffnet unwillig und noch völlig benommen die Augen. Ulla liegt bewusstlos am Boden, nimmt sie durch den Schleier der Tränen, die jetzt ihre Augen füllen, wahr. Der Meister und Anja heben Ulla hoch und schaffen sie zum Auto. Sie fühlt sich zu schwach, um hinzuzueilen und mit anzupacken. Ihre Hände strecken sich aus und fallen wie bei einer Stoffpuppe unkontrolliert zurück auf die Hüften. Rebekka eilt auf sie zu, als sie torkelnden Schrittes zum Minibus trotten will, und stützt sie. Die letzten paar Meter gehorchen ihr die Beine schon besser, und sie murmelt: „Geht schon, ist okay.“
    „Komm, Gwen.“ Rebekka hilft ihr, einzusteigen. Gwen ist froh, zu sitzen. Sie lehnt sich zurück. Obwohl sie sich ähnlich ausgelaugt wie nach einem ausgiebigen Saufgelage fühlt, lodert in ihrem Inneren ein euphorisches Feuer.
    „Gratuliere, Gwen“, rufen ihr einzelne Teilnehmer zu. Sie genießt die Anerkennung voller Stolz und möchte sich doch gleichzeitig zurückziehen. Am liebsten würde sie in das Landhaus fahren, durch die Felder streifen, um allein zu sein und sich ganz langsam, Schritt für Schritt daran zu gewöhnen, dass ihr der Durchbruch gelang und ihr endlich gegeben wurde, wonach sie solange suchte.
    Sie wurde zum Medium. Ohne weitere Anstrengung. Ein zufriedenes Lächeln zuckt um ihre Lippen. Die angenehme Leere lässt Raum für ein seliges Glücksgefühl. Wieder und wieder kehren ihre Gedanken zur Séance zurück, sie schließt die Augen, und wie Wolken, mal weiß und wattig, mal schwarz und drohend, ziehen die Eindrücke durch ihr Fühlen:
    Die Trommeln, das Stampfen, der Boden.
Die Erde, die Sonne, das Licht.
Der Singsang, das Wiegen, das Schaukeln.
Unbekannte Worte fließen, eine fremde Stimme tönt.
Bilder erscheinen, verschwinden,

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