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Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Titel: Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ludwig
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Sträußchen zusammen, fast so, wie die Frauen ihrer Gruppe, zur Erntezeit. Sie bekommt das typisch herbe Aroma der Kräuter in die Nase, und es verschlägt ihr fast den Atem. Sie hört eine der Frauen sagen: ‚Meinst du, wir haben das Rezept der Indianer gefunden und der Tee daraus hilft, Schwangerschaften zu verhindern?‘ Jene Sabina nickt fröhlich und behauptet: ‚Sicher doch.‘
    „Ich bin nicht hinter das Geheimnis gekommen, weil ich nicht erkennen konnte, um welches Heilkraut es sich handelt. Die Frau verschwand plötzlich, und dann zerbröselte der Traum. Als ich erwachte, ärgerte ich mich, dass ich nicht in der Lage gewesen war, zu fragen oder den Traum zu wiederholen, wie geübte Schamanen es können. Genauso erging es mir bei der Séance. Ich war zwar ein Medium, aber noch nicht weit genug, nachzufragen, zu wiederholen und mit den Träumen zu spielen“, lässt sie sich dann doch hinreißen zu erzählen.
    „Schade, tut mir leid, es wäre ...“ Rebekka legt ihre Hand auf Gwens Arm, „du hast einfach nicht genügend Zeit gehabt.“
    „Danke für deine Empathie, Rebekka, aber ...“
    „Ich verstehe nicht, warum diese Ulla plötzlich abgeblockt hat. Sie wollte doch mehr über ihre Mutter erfahren, und du hättest ihr sicher noch mehr verraten können.“
    Gwen antwortet unwirsch: „Lass, ich hätte dir das nicht erzählen dürfen. Aber ich gebe zu, einiges ist mir unverständlich. Hat der Meister sie zurückgeholt? Wollte er nicht, dass sie mir mehr verrät? Es ist ärgerlich. Hoffentlich erkennt er, dass wir mit dieser Frau lieber nicht zusammenarbeiten sollten.“
    „Aber den Namen der Pflanze, mit dem die Indianer die Schwangerschaften kontrollierten, will er doch erfahren, hatte ich den Eindruck.“
    „Rebekka, jetzt gehst du zu weit. Wenn ja, ist es ganz allein seine Entscheidung.“ Gwen wendet sich ab, tritt an ihren Schreibtisch und blättert in den dort liegenden Unterlagen. Rebekkas Insistieren stört sie. Sie ist müde und möchte, dass die andere endlich geht. Wieder gesteht sie sich nicht ein, dass Rebekkas Duft, eine Mischung aus Orangen und Schweiß, die den Raum schwängert, sie nervös macht und das Verlangen in ihr weckt, erneut ihren Kopf in Rebekkas Schulterbeuge zu versenken.
    „Okay, okay, ich verstehe“, lässt Rebekka vernehmen. Gwen merkt an dem kalten Blick, der sie trifft, dass sie die Freundin verletzt hat. Rebekka wirft den Kopf in den Nacken. „Wir sehen uns nachher.“
    Gwen möchte Rebekka zurufen: „Bleib und verzeih“, aber die Worte kommen nicht über ihre Lippen, und sie ist froh, als die Tür sich hinter Rebekka schließt und sie allein bleibt.
    Ihr Blick fällt auf die ein paar Zentimeter offenstehende Nachttischschublade. Sie fängt an zu zittern und streckt die Hand aus. Der Zwang ist stark, sie vollends zu öffnen und nach dem Messer zu greifen. Gwen kämpft. Nach ein oder zwei Minuten stößt sie die Lade verächtlich zu, bevor sie sich auf ihr Bett fallen lässt. Sie atmet scharf ein und aus, bis sie nach einer Weile ruhiger wird. Die Zeiger des Weckers auf dem Nachttisch zeigen 6.40 Uhr an. Ein wenig Zeit zum Ausruhen bleibt ihr noch.
    Als Gwen eine Stunde später ihr Zimmer verlässt, hat sie sich wieder voll in der Gewalt. An der Rezeption stehen grüppchenweise Leute, die einchecken wollen. Sie kennt den einen und den anderen, geht auf ihn zu und begrüßt ihn herzlich. Tritt zu jenen, die hilflos schauen, erkundigt sich nach ihren speziellen Wünschen, funktioniert wieder.
    Natürlich bestürmen alle Gwen: „Ist der Meister zu sprechen? Wir würden gern vor dem Beginn noch mit ihm reden.“
    Gwen vertröstet sie. Zwar ist sie nicht begeistert über seine Abwesenheit, aber das müssen die anderen nicht wissen. Schließlich ist dieser Kongress wichtig für das Überleben der Gruppe. Die Erzeugnisse müssen an den Mann gebracht werden. Wovon sollten sie sonst alles unterhalten und auch alle leben? Sie seufzt. In diese Tiefen des Seins steigt der Meister nicht ab. Sie lächelt verbindlich.

Kapitel 8
     
    Julia beglückwünscht sich zur Wahl des Hotels in der Cala Fornells. Das Solemar thront hoch oben auf einem Felsen. Gestern am späten Abend blinkten in der Ferne die Lichter von Peguera und Santa Ponsa geheimnisvoll wie ferne Sterne. Jetzt erkennt sie einzelne Buchten. Ein Kiefernwald beginnt gleich hinter dem Hotel den Berg hinaufzuklettern. Sie reibt sich die Augen. Der Geruch von Pinien steigt ihr in die Nase. Die Luft duftet würzig nach

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