Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
Schritte ohne sich festzuhalten bis zu einer kleineren Tür und stellt erleichtert fest, dass es sich um das Bad handelt. Auf dem Toilettensitz hockend, sieht sie ihre Badeutensilien vor dem Spiegel stehen und wundert sich. Wie kommen die hierher? Wenn man sie eingeliefert hat, wer hat ihre Badesachen gebracht? War Erik, ihr Exmann hier? Oder Julia, oder gar Dennis? Was ist eigentlich passiert? Sie versucht sich zu erinnern. Aber ihre Hirnwindungen gehorchen nicht, sie bleiben dunkel, und so sehr sie sich auch anstrengt, sie findet den Lichtschalter nicht. Obwohl, an die kleinen Monde auf den Kacheln kann sie sich dunkel erinnern, aber wo gehörten sie hin?
Die Frau in Weiß erscheint an der Tür. „Mein Gott, Sie sollten sich noch ausruhen, das Mittel ... Sie müssen sich sofort wieder ins Bett legen.“
Ulla ist erleichtert, als sie, von der Hand der Frau gestützt, ihr sicheres Bett wieder erreicht. „Wo bin ich?“
„Sie sind in unserem Landhaus. Hetyei, unser Führer, hat Sie gestern vom Flughafen abgeholt. Sie haben heute Morgen an der Séance teilgenommen, erinnern Sie sich nicht?“
Ulla schaut sich um, sieht die weißen, schweren Leinenvorhänge, den kleinen Tisch, ihren Koffer und auf dem Stuhl daneben sorgfältig über die Lehne gebreitet ihren Rock, ihr T-Shirt und ihre Strickjacke. Unter dem Sitz stehen wie zwei Soldaten ihre Schuhe. Durch das Fenster fällt ihr Blick auf Bäume und auf ein kleines Feld mit einer Steinmauer. Sie erinnert sich vage an eine Sternennacht, in der sie eben jene Steinmauer als Schemen erkennen konnte.
„Warum geht es mir so schlecht? Was ist mit mir passiert?“
„Sie waren in einer sehr tiefen Trance. Ihr Kreislauf hat das nur schlecht verkraftet. Sie haben sehr stark auf die Mittel angesprochen. Aber Gwen, unsere Ärztin, hat Ihnen bereits ein Medikament zur Stabilisierung verabreicht, Sie sollten sich jetzt einfach noch ausruhen.“
„Was für Mittel haben Sie mir gegeben?“
„Ein Naturpräparat aus unserer eigenen Herstellung. Fragen Sie Gwen oder Hetyei danach. Ich bin nicht befugt, Ihnen Auskunft zu geben. Eigentlich sollte ich Sie in das Hotel in Peguera bringen, wo die Tagung heute Nachmittag beginnt. Aber ich befürchte, Sie sind noch zu schwach dazu, umzuziehen. Oder? Es ist besser, ich lasse Sie hier. Meinen Sie, Sie kommen ein oder zwei Stunden ohne mich zurecht? Ich würde so gern zur Eröffnung der Tagung fahren.“
„Fahren Sie nur, ich denke schon. Wenn Sie mir noch das Wasser etwas näher an das Bett stellen würden. Wie lange meinen Sie, hält diese Schwäche noch an?“
„Ganz genau weiß ich es nicht, aber Gwen sagte, spätestens gegen Abend sind Sie wieder fit. Und dann hole ich Sie ab, versprochen. Ach ja, ich bin übrigens die Anja.“
Ulla nickt. Sie ist eigentlich ganz froh, bald wieder allein zu sein.
Anja rumort noch ein wenig im Haus rum, bis dann das Motorengeräusch eines abfahrenden Wagens Ulla verrät, dass das Haus leer ist. Sie entdeckt ihre Handtasche neben dem Bett und zieht sie zu sich heran, kramt das Handy heraus. Hoffentlich ist der Akku aufgeladen und nicht leer, fiebert sie, als sie es einschaltet. Die Erkennungsmelodie wirkt auf sie wie ein belebender Cocktail. Hoffentlich ist Julia zu erreichen. Vielleicht kann Julia sie hier abholen. Auf jeden Fall wird Ulla sie verständigen und ihr mitteilen, wo sie sich aufhält.
„Der Teilnehmer meldet sich nicht, bitte versuchen Sie es später ...“ Ulla flucht. Schnell schreibt sie eine SMS. Dann lehnt sie sich in die Kissen zurück, müde von der Anstrengung dämmert sie vor sich hin. Als das Handy etwas später brummt, schreckt sie zusammen. Das glatte Metall gleitet aus ihren Händen und knallt auf den Boden. Immer noch mit wackeligen Knien, aber schon ein wenig kräftiger, krabbelt sie aus dem Bett und beginnt zu suchen. Schließlich, ein Stück weit unter dem Bett, wird sie fündig.
Als sie endlich die SMS vor sich hat, kribbelt es durch ihre Adern: Enno ist in Palma. Ulla fällt ihr Traum ein, in der Nacht vor der Séance. Zaghaft versucht sie ein paar Tanzschritte vor Freude zu vollführen, wird aber schnell in die Wirklichkeit zurückgeholt. Sofort fängt alles an, sich zu drehen, obwohl die Vorstellung, Enno wiederzusehen, sie mehr und mehr belebt. Sie schleicht ins Bad. Aus dem Spiegel blickt ihr ein blonder, verwuselter Lockenschopf entgegen, mit einem blassen Gesicht darunter, in dem braune Augen sitzen, umkränzt von dicken, schwarzen Ringen. Der Körper,
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