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Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Titel: Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ludwig
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so einfach aufgeben, gilt nicht. Du weißt, was dein Ex sonst sagt: „Typisch Ulla!“ Und er hätte recht.
    Ulla presst die Lippen zusammen, tastet sich angespannt zur Wand zurück und bis zum Metall, um einen neuen Versuch zu wagen. Sie muss einfach den Öffnungsmechanismus für den Gefrierschrank finden. Ganz sicher wird sie es schaffen, dieses verdammte Ding zu öffnen. Wieder wandern ihre Hände über die kühle Metalloberfläche, und sie fixiert gleichzeitig das rote Lämpchen. Wo war die Kamera positioniert? Was war zu sehen gewesen, als das Licht plötzlich ausging? Jetzt kommt das Bild wieder in ihr Gedächtnis. Doch, sie ist sicher, am Schrank war ein Griff angebracht. Ihre Finger wandern weiter, sie vergisst fast zu atmen, so eifrig suchen sie, und dann fühlen sie ihn tatsächlich: den Griff. Es gibt ihn, sie hat es sich nicht eingebildet. Vor Freude könnte sie in die Luft springen, aber dann müsste sie den kostbaren Gegenstand loslassen, und wer weiß, ob sie ihn wiederfinden würde. Nein, sie muss gleich daran ziehen. Sie hat es tatsächlich geschafft!
    Ulla umklammert den Griff. In den Moment der Erleichterung mischt sich plötzlich die Furcht, dass zwar ein Griff vorhanden ist, der Schrank sich aber trotzdem nicht öffnen lassen wird oder, dass das Ding zwar aufgeht, aber innen keine Beleuchtung vorhanden ist.
    Ihre Hand zögert bei diesem Gedanken, um dann doch langsam zu ziehen und, als der Mechanismus tatsächlich nicht nachgibt, an dem Griff zu zerren, bis die Tür mit einem Ruck unvermittelt nachgibt, und Ulla zu Boden wirft und sie unsanft auf ihrem Popo landet. Das Innere des Schrankes leuchtet den erdigen Boden aus, auf dem sie sitzt. Sie muss ungewollt schallend lachen.

Kapitel 17
     
    Julia wandert unruhig vor den Gittern des schmiedeeisernen Tores auf und ab. Der Kiesweg dahinter dehnt sich vor ihren Augen ins Unendliche, und die Finca scheint ihr Lichtjahre entfernt.
    „Jetzt geh endlich an das Handy, Ulla“, flucht sie und drückt ihr Telefon noch dichter ans Ohr, als würde sie damit den Gesprächspartner zwingen können, endlich abzuheben. Der Taxifahrer steht neben seinem Wagen und raucht eine Zigarette. „Jetzt bin ich extra diese Scheißkurven nach Galilea nochmals hochgefahren und dann auf dem Sträßchen hierher wieder runter, und das alles mit vollem Magen, und was ist? Ich stehe wie eine Blöde hier vor dem verschlossenen Tor. Dass mir schlecht wird vom Bergfahren, schert dich wenig? Okay, aber warum mailst du erst und dann?“
    Alles Fluchen ist vergeblich, Julia hört nur eine Frauenstimme lapidar verkünden: „Der Teilnehmer ist zur Zeit nicht verfügbar …“ Shit, denkt sie und steckt ihr Handy wieder ein. Enttäuscht wendet sie sich an den Taxifahrer: „Könnten Sie bitte hupen?“
    Die Hupe schallt laut durch die Landschaft. „Jetzt kommt schon, irgendjemand wird doch in dieser große Kiste wohnen. Ullaaa, wo bleibst du? Das kostet mich hier ein Vermögen, nimm Rücksicht“, flucht Julia leise weiter vor sich hin. Sie tigert in der Nähe des Eingangs auf und ab. Aber die Auffahrt bleibt menschenleer. Sie sondiert mit einem Blick das Gelände. Seitlich vom Tor erstreckt sich eine nicht ganz brusthohe Steinmauer.
    Ich muss Zeit gewinnen, überlegt sie. „Por favor. In einer Stunde? Wieder hier, ja?“ bittet sie den Taxifahrer, deutet auf die Zeiger ihrer Armbanduhr, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, und wedelt mit einem Schein.
    „Es posible, Señora. Una hora“, nickt der Mann und steigt in sein Fahrzeug. Julia wartet nach seiner Abfahrt, bis die Rücklichter des Wagens nur noch als winzige Punkte leuchten.
    Dann sucht sie die Mauer ab nach einer günstigen Stelle, um hinüberzuklettern. Es hat etwas Abenteuerliches, geht ihr durch den Kopf. Schon als Kind haben sie Mauern nicht unbedingt abgehalten. Sie erinnert sich daran, dass sie in der Kirschenzeit mit ihrem Bruder häufig über den Zaun in den Garten des Großvaters geklettert war, um den Kirschbaum zu plündern, während er seinen Mittagsschlaf hielt. Ihr Großvater war kein Kinderfreund. Nach seinem Verständnis wurden Kirschen verkauft, und nicht an Enkel verschenkt und so musste man ihn überlisten.
    Unschlüssig steht sie vor dem Steinwall. Sie bedauert, dass ihr nicht mal mehr ansatzweise die Beweglichkeit eines Kindes zur Verfügung steht. Der erste Kletterversuch scheitert kläglich, immer wieder rutscht ihr Fuß an den Steinen ab, aber sie gibt nicht auf. Ihre Hände tasten

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