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Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Titel: Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ludwig
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der Hand hinter ihr? Oder versteckt sich, um sie im nächsten Moment von hinten zu überwältigen und ihr ein Messer an den Hals zu setzen? Ihre Knie zittern. Als nach ein paar Sekunden nichts passiert, dreht sie sich im Zeitlupentempo um. Der Raum ist so leer wie vorher, nur der Alarm schrillt weiterhin, und das blaue Licht sticht wie eine Abfolge von Pfeilen in ihre Augen.
    Erst jetzt fällt ihr auf, dass die Eingangstür noch immer verschlossen ist. Sie rennt los, stürzt darauf zu. Als sie die Klinke fassen will, bewegt sie sich ohne ihr Zutun zentimeterweise nach unten. Ulla starrt wie hypnotisiert darauf. Dann löst sie den Blick, der noch offene, verräterische Schrank fällt ihr ein, und sie hastet zu ihm zurück, schließt seine Tür mit einer schnellen Bewegung. Gleichzeitig suchen ihre Augen das Gewölbe nach einem Versteck ab. Es gibt keinen wirklich geeigneten Platz, also stellt sich Ulla hinter die Tür, wie es die Helden im Kino immer vormachen, um den Eindringling von hinten niederzustrecken. Angriff ist die beste Verteidigung. In den Filmen sieht es immer so leicht aus. Gebannt verfolgt sie die Bewegung der Türklinke, bis sie unten ankommt. Danach öffnet sich die Tür einen Spalt breit. Ulla macht sich bereit. Sie wartet. Niemand kommt, dabei hört sie den Atem der Person. Dann ruft eine ängstliche Stimme: „Frau Hönig, sind Sie da unten? Ich suche Sie schon überall, bitte, melden Sie sich.“
    Ulla atmet erleichtert auf. Anjas Kopf schiebt sich vorsichtig um die Ecke. Ulla muss plötzlich lachen. Die Frau, die sie vor Stunden versorgt hat, scheint mehr Angst zu haben als Ulla. „Ja, hier bin ich“, meldet sie sich.
    „Ein Glück, bin ich froh! Was machen Sie hier unten? Der Aufenthalt in diesem Kellerraum ist verboten. Wenn ich Sie nicht auf dem Überwachungsvideo gesehen hätte, hätten Sie hier verhungern können. Mein Gott, und ich bin für Sie verantwortlich, Gwen wird mich ausschimpfen, der Meister ... Was mache ich bloß?“
    Ulla muss über die Tiraden und das Jammern lächeln. Ihr Verstand fängt an zu arbeiten.
    „Es tut mir leid, Anja, ich war auf der Suche nach etwas Essbarem, ich hatte solchen Hunger, und dann ging hier das Licht aus. Können wir nicht das Video löschen und die Sache, dass ich hier unten war, für uns behalten? Wenn Sie nichts sagen? Ich behalte es für mich. Was meinen Sie? Aber jetzt gehen wir erstmal nach oben.“
    Ulla merkt, dass Anja erleichtert aufatmet. Auf ihrem Gesicht erscheint ein schüchternes Lächeln. „Meinen Sie? Das wollen Sie machen? Das wäre großartig. Ich hoffe, ich schaffe es, das mit dem Video, aber ich denke schon. Zum Glück hat mir Margit vor kurzem die Technik erklärt“, sagt sie, schon mehr zu sich selbst.
    „Ich packe meine Sachen zusammen. Wenn Sie mit dem Video fertig sind, holen Sie mich ab, einverstanden?“
    „Danke, Ulla.“ Zusammen durchqueren sie den Handwerksraum im Kellergeschoss, klettern die Stufen hinauf, und erst in der Diele trennen sie sich.
    „Gehen Sie nur, ist schon okay, ich komme zurecht“, nickt Ulla Anja zu und geht auf ihre Zimmertür zu. Bevor sie das Zimmer betritt, sieht sie Anja auf eine Tür weiter hinten zumarschieren, und als sie nochmals fragend zurückblickt, bedeutet Ulla ihr: „Ja, ja ...“ und verschwindet dann in ihrem Zimmer. Schnell rafft sie ihre Sachen zusammen. Als sie alles in den Koffer stopft, fällt ihr Julias Zettel in die Hände.
    Mein Gott, Julia war hier, und sie war dort unten eingeschlossen. Sie setzt sich auf das Bett. Bei dem Gedanke an das Durchlebte wackeln ihr plötzlich die Knie. Sie fingert ihr Handy heraus und schickt Julia eine SMS. Von Enno ist keine Nachricht gekommen, sie flucht.
    Kurze Zeit später steht Anja im Zimmer. „Alles hat geklappt, und Sie sagen wirklich nichts davon dem Meister oder Gwen? Versprochen?“
    „Versprochen“, sagt Ulla, und sie verlassen das Landhaus.
     
    Als Ulla im Hotel ankommt und in das Gewirr der Menschen eintaucht, kommt sie sich fast genauso verloren vor wie in dem einsamen Landhaus. Die Kakofonie von Geräuschen verwirrt sie. Alles kommt ihr zu laut vor. Ihre Sinne verstärken die Wahrnehmung. Stimmen schwirren durcheinander, Papier raschelt, Rucksäcke, die auf- und abgesetzt werden, reiben an Jacken. Handys klingeln in den absonderlichsten Melodien. Helle Frauenstimmen schwirren wie Gedanken im Raum herum, ab und zu durchbrochen von schrillem Gelächter und dem Quietschen von Gummisohlen. Sie zieht sich in das Zimmer

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