Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
Route.“
Und tatsächlich führt der Weg hinter einer Brücke erst einmal eine Weile einen Fahrweg entlang, bevor es durch einen Kiefernwald aufwärts geht. Etwas weiter oben erklärt Gunter: „Wir sind auf der Piratenroute. Gemeinerweise haben sie sich von hinten angeschlichen, um Andratx auszurauben.“ Seine Hand weist auf die Aussicht. Julia bewundert den Blick über Felder, die intensiv grün leuchten, zu den Bergen schaut sie lieber nicht hinauf, weil sie ihr so unerreichbar hoch erscheinen.
„So, jetzt beginnt der Aufstieg, achtet auf die roten Markierungspunkte. Für diejenigen, die gern die Höhenmeter wissen wollen: Es sind 350. Wer ins Schwitzen gerät, dem rate ich, hinunter zur Cala En Basset zu schauen.“
Julia wischt sich den Schweiß von der Stirn. Das Blau der Bucht da unten ist ihr zu weit weg, um Kühlung zu bringen. Ihr Blick fällt auf eine Art Steingarten. Sie erkennt Lavendel und Rosmarin. Zwischen den blauen Blüten setzt Stechginster gelbe Tupfer, und um alles noch zu toppen, blinken vereinzelt Zistrosen in Pink heraus. Was für ein wundervoller Ort, kann Julia nur noch denken, und mit diesem Gefühl im Herzen bewältigt sie am Schluss locker den Einstieg in die Wand. Zum Glück sind an allen schwierigen Stelle Stufen gehauen und erleichtern den Aufstieg. Oben angekommen, verblasst alles, was ihr zu steil und zu schwierig erschien. Sie blickt hinunter auf den Klosterhof von La Trapa und die ihn umgebenden Terrassenfelder. Ihr fällt das Herrenhaus der Schamanen ein, und sie freut sich plötzlich riesig darauf, heute Nachmittag Ulla zu treffen.
„Jetzt habe ich wirklich wieder Hunger, Gunter“, meint Helga. Es ist inzwischen Mittag geworden, und die Gruppe drängt in den Gastraum. Ein langer, eingedeckter Tisch erwartet sie. Julia hätte lieber draußen gesessen, aber Wind ist aufgekommen, und vereinzelt beginnen Wolken sich vor der Sonne zu türmen. Auf dem Tisch steht Wein, Wasser und Brot. Helga stopft sich ein Stück in den Mund, und noch mit vollen Backen verkündet sie: „Mmhm, das Brot ist vielleicht lecker.“
„Selbst gebacken“, lacht die Wirtin und stellt einen Teller mit kleinen Tapas auf den Tisch. „Schön, dass ihr da seid.“
„Die Liebe hat Christa hier auf den Berg geführt“, bemerkt Gunter.
„Ja. Und da das deutsche Brot mir anfangs fehlte, habe ich es selbst gebacken. Inzwischen ist es in der ganzen Gegend beliebt“, lacht die Frau. „Der Rest kommt gleich.“ Eine Minute später jongliert sie mit Tontöpfen, die anscheinend heiß sind, und verteilt sie nacheinander vor den Besuchern. Julia schaut skeptisch auf die geschmorten Kaninchenteile. Kaninchen sind nicht ihr Ding, seit sie in den Kindertagen in der Nachkriegszeit ihr süßes Kätchen vorgesetzt bekam und es später noch als Muff herhalten musste. Doch sie probiert, und das zarte Fleisch, das sich locker von den Knochen löst, ist ein Gedicht.
Als Julia die Toilette sucht und die Wirtin fragt, fällt ihr eine Reklameschrift auf einem kleinen Tischen auf. Die weißen Frauen helfen Ihnen , steht da auf Deutsch und auf Spanisch. Sie nimmt den Zettel in die Hand. „Meine Freundin ist zu Gast bei der Gruppe. Waren Sie schon einmal dort in Behandlung?“
„Bei den Frauen der Umgebung ist die Gruppe sehr beliebt.“
Julia stutzt. „Ich verstehe nicht ganz ...“
„Nun, ja, unsere Männer stehen diesen Heilern und ihren alternativen Heilungsformen meist skeptisch gegenüber“, erläutert sie. „Außerdem können Männer schlecht ihre Eizellen verkaufen. Sie haben keine“, lacht Christa.
„Eizellen? Ich dachte an normale Behandlungen.“
„Auch, aber für die Eizellenspende wird gezahlt. Und einmal im Jahr, wenn man etwas klamm ist, kann man hingehen, bekommt für eine Woche Hormone, die Eier reifen und werden schließlich entnommen. In Spanien ist das gängig. Die Gruppe beackert hier den gesamten Südwesten. Ich glaube, auch viele Touristinnen nutzen den Nebenerwerb. Sie zahlen ganz gut. Doch entschuldigen Sie mich, ich muss mich um den Nachtisch kümmern.“
Julia geht zu den anderen zurück. Sie sieht, dass Gunter mit einem Cortado an der Bar steht. Max hat es sich zu seinen Füßen bequem gemacht. „Einen kleinen Kaffee könnte ich auch gebrauchen“, sagt sie und gesellt sich zu ihm.
„Wir haben für heute Abend eine Einladung zu einem Orgelkonzert erhalten. Der Fahrer wird uns nach Galilea bringen und gegen 23 Uhr wieder abholen. Die anderen habe ich schon gefragt, wie sieht
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