Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
nicht so scheinheilig.“
Obwohl sich Julia ein wenig schäbig vorkommt, lauscht sie weiter.
„Woher verfügst du und deine Gruppe über genügend Mittel für die Anschaffung eines dermaßen riesigen Hauses? Das musst du uns verraten. Bist du dabei, unsere Forschungsergebnisse und unsere Veröffentlichungen zu verschachern? Und soll Gwen für euch als Alibi herhalten? Oder wollt ihr sie ausbooten?“
„Der Meister wird ihr ein Angebot unterbreiten, das sie nicht ablehnen wird, da bin ich sicher. Ich weiß gar nicht, warum du dich so aufregst, Rebekka. Wir geben dir die Möglichkeit, weiter mit Gwen zusammenzuarbeiten. Keine Frage. Überleg es dir.“
Margos Stimme klingt ruhig, während sich Rebekkas fast überschlägt: „Wir sollen für euch die Hampelmänner machen, die Arbeitsameisen sein, und ihr sonnt euch im Zeichen des Erfolges! Ohne mich. Ich habe keine Lust, euren Rummel in diesem Tarantellaschaukelhaus mitzumachen. Da staunst du, ich bin genau im Bilde. Nein, ganz bestimmt nicht. Ich werde nicht zustimmen, und dann kommst du auch nicht an das Geld heran, denn dann kann der Meister das Landhaus nicht verkaufen.“
Margo schüttelt den Kopf. „Rebekka, du siehst das völlig falsch. Nur wenn wir uns zusammenschließen, sind wir stark und können den Menschen helfen. Gwen betrachtet das übrigens ebenso. Sie hat es mir nach meinem ersten Vortrag bestätigt.“
Margo ist stehen geblieben, Rebekka notgedrungen ebenfalls.
„Ihr solltet das miteinander ausmachen. Ich bin sicher, wir finden eine Lösung für uns alle. Schade, dass ich dich jetzt noch nicht überzeugen kann.“ Nach einem Zögern fügt sie hinzu: „Aber du wirst allein dastehen, Rebekka. Du willst doch mit Gwen zusammenbleiben, ohne sie kannst du dir dein Leben nicht vorstellen, stimmt’s? Du liebst sie. Und Gwen? Hat sie schon jemals wahrgenommen, dass sie dir mehr bedeutet? Sie behandelt dich, wie Ärzte eine Krankenschwester halt behandeln, als Untergebene, nützlich, aber doch weit unter ihnen stehend. Wurmt dich das nicht manchmal? Gwen liebt den Meister, das dürfte dir doch schon mehr als einmal aufgefallen sein. Warum sie zögert, es ihm zu gestehen? Ich weiß es nicht. Aber jetzt, wo sie ein Medium geworden ist, findet sie ihre Bestimmung. Der Weg ist geebnet, Gwen wird ihre Liebe finden. Damit ist sie frei und kann eine wirkliche Heilerin werden.“
Julia ist gespannt, was Rebekka darauf erwidert. Scheint ja alles nicht so einfach zu sein. So ein Gruppenzusammenleben birgt anscheinend eine Menge Zündstoff.
„Damit ihr sie noch mehr benutzen könnt? Hör doch auf, Margo. Ich glaube dir nicht. Aber gut.“ Rebekka seufzt. „Vermutlich hast du sogar recht. Ich werde mich wohl oder übel mit euerem Projekt anfreunden müssen. Wohin soll ich sonst? Ja, ich liebe Gwen. Okay, gib mir noch bis heute Abend Bedenkzeit.“
Rebekka setzt sich bei ihren Worten auf eine Bank, und Margo lässt sich neben ihr nieder, legt ihr begütigend die Hand auf den Arm. „Ich bin froh, dass du es so siehst, Rebekka. Glaube mir, du wirst ebenfalls Erfüllung in der Liebe finden. Ich kann es sehen.“
„Na dann ...“ Rebekka nickt etwas skeptisch. Sie wirkt erschöpft und kramt in ihrem Rucksack. Schließlich fördert sie eine Thermoskanne zutage, gießt etwas in einen Becher und fragt, bevor sie trinkt: „Möchtest du einen Schluck?“ Sie hält Margo den Becher wie eine Friedenspfeife hin.
Die andere lächelt, antwortet: „Ja, danke.“ Sie greift nach dem Becher und setzt ihn an den Mund, dann reicht sie ihn an Rebekka zurück, steht auf und murmelt: „Ich muss los, Rebekka, ich bin als Nächste mit meinem Vortrag dran, entschuldige mich.“
Rebekka bleibt sitzen.
Margo rauscht, einen Schwall Vanilleduft hinter sich herziehend, an Julia vorbei, ohne sie zu bemerken. Julia schaut ihr hinterher und bewundert die Energie und Ausstrahlung der Frau, selbst im Laufen ist ihre unbändige Kraft spürbar. Julias Blick sucht jetzt die Gestalt der jüngeren Frau im Garten und sieht, dass Rebekka ebenfalls aufgestanden und im Begriff ist, an ihr vorbeizusegeln. Als Rebekka ihren schnellen Gang unterbricht, um unverhofft neben Julia stehen zu bleiben, fühlt Julia sich fast ertappt.
Doch Rebekka lächelt ihr verbindlich zu und streckt ihr die Hand hin: „Sie sind Julia, nicht wahr? Ulla Hönigs Freundin. Ich freue mich, Sie kennenzulernen.“
Julia nickt. Rebekka richtet ihr kurzes, braunes Haar mit den Händen zurecht und schimpft lachend:
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