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Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Titel: Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ludwig
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„Der Wind ist heute alles andere als gemütlich, leider hat uns das schöne Wetter verlassen. Ich bin Rebekka. Wie finden Sie unseren Kongress? Haben Sie sich schon mit Lebenshilfen eingedeckt?“ Rebekka zeigt auf die Rolle, die neben Julia liegt.
    Julia errötet leicht, lacht dann aber und meint: „Ein Blick in die Zukunft.“
    „Ich habe auch gerade einen Blick in die Zukunft erhalten. Es sind allerhand Veränderungen zu erwarten. Und wer verändert sich schon gern? Am liebsten möchte man sich weiter in der bewährten Kuhle suhlen.“
    Julia überlegt kurz, ob Rebekka mitbekommen hat, dass sie unfreiwillig Zeuge des Gesprächs zwischen ihr und Margo wurde. Sie antwortet lächelnd: „Ja, stimmt, meist wird man vom Schicksal überrascht und muss sich abfinden, ob man will oder nicht.“
    Rebekka wirft ihr einen Seitenblick zu. Julia ist sich jetzt sicher, dass Rebekka ahnt, dass sie belauscht wurde. Schnell fügt Julia ihren Worten hinzu: „Mein Mann, er ist vor vier Jahren gestorben und ...“
    Julia bemerkt, dass Rebekka aufatmet. Hat sie den Verdacht der anderen zustreut? Offensichtlich, denn Rebekka sagt: „Tut mir leid für Sie. Wissen Sie, ich bin froh, Sie hier zu treffen. Wir wollten Sie um etwas bitten. Ulla hat Ihnen sicher verraten, dass sie nochmals eine Séance mitmachen möchte. Wir halten es für besser, wenn Sie Ulla begleiten würden. Wäre Ihnen dies möglich? Heute, im Laufe des Abends? Wir würden Sie auch abholen und wieder in Ihr Hotel bringen.“
    „Eine Séance? Ich weiß nicht. Aber, wenn Ulla möchte, dass ... Sicher.“
    „Wenn Sie den nächsten Vortrag besuchen möchten, müssen Sie jetzt in den Saal gehen. Ich verabschiede mich, vielleicht sehen wir uns dann später. Auf Wiedersehen.“

Kapitel 30
     
    Gwen stopft ihre Sachen ungeordnet in die Reisetasche. Bei den Mullbinden verharrt sie einen Moment. Im Vorbeigehen erhascht sie einen Blick auf ihr Spiegelbild und wundert sich über die Frau mit dem entschlossenen Zug um den Mund, die ihr entgegenblickt. Das Bild geht so wenig konform mit dem Chaos, das in ihrem Inneren herrscht. Ohne sich weiter damit aufzuhalten, schnappt sie sich den Haufen Mull und knüllt ihn hastig zu der anderen Kleidung. Als sie vor der Nachttischlade steht, zögert sie. Die Angst, das Messer in die Hand zu nehmen, es zu berühren, dem Zwang nicht widerstehen zu können, sich zu ritzen, schnürt ihr die Luft ab. Kurz entschlossen greift sie sich die Reisetasche und wendet sich zur Tür. Ein dumpfes Pochen gegen Glas aus Richtung der Terrassentür vereitelt ihren Entschluss. Sie bleibt stehen.
    Rebekkas Stimme von draußen klingt hohl: „Gwen, bitte, lass mich rein.“
    Unschlüssig erwägt sie den Gedanken, sich nicht umzudrehen, sondern einfach durch die Tür hinauszumarschieren, alles hinter sich zu lassen, aus diesem Leben auszusteigen. Blödsinn, sagt sie sich, das ist gegen jede Vernunft. Ein leises, fiebriges Gefühl tapst sacht durch ihre Eingeweide und gibt ihr zu verstehen, dass für ihren Entschluss, die Tasche abzustellen und die Balkontür zu öffnen, andere Gründe als vernünftige verantwortlich sind.
    „Ich dachte, du bist bei Margos Vortrag, was machst du hier?“ fragt sie mit gespielter Strenge, obwohl sie innerlich stöhnt, als sie die Terrassentür öffnet.
    „Gwen, bitte. Ich muss wissen, ob du mit Hetyei zur neuen Gruppe gehst. Klar. Du liebst den Meister, ich weiß, und schließt dich ihm und Margo an.“ Rebekka sieht aus wie ein zerzauster Vogel mit einem sinnlichen Mund, denkt Gwen zärtlich und hat Mühe, ihre Gedanken beisammenzuhalten.
    „Und du? Wie hast du dich entschieden?“ Gwens Herz pocht, sie bereut, nicht weggerannt zu sein. Rebekka rückt ein Stück näher an sie ran. Sie sagt nichts, schaut Gwen nur an, ihr Mund zuckt, ihr Blick ist leer. Dann beginnen ihre bernsteinfarbenen Augen zu funkeln.
    „Du gehst nicht, ja? Mein Gott, wie schön. Gwen, ich ...“ Ohne weitere Vorwarnung schwenkt sie Gwen herum, als wäre sie eine Puppe. Gwen befreit sich widerstrebend.
    „Ich verlasse die Gruppe.“ Sie berichtet Rebekka in kurzen Worten von ihrem Gespräch mit Hetyei und der Vereinbarung. Ihre Worte ziehen eine spontane Umarmung nach sich, gegen die Gwen sich nicht wehren kann und die unversehens in einem zarten Kuss mündet. Verwundert sieht sie die andere an. Rebekka lächelt und nimmt sie an die Hand. Wie ein Kind wird sie aus dem Zimmer geführt.
    „Komm, lass uns ins Landhaus fahren“, sagt Rebekka heiser

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