Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
über den Bergen zusammenziehen. Sie fröstelt unvermittelt, obgleich die Luft nicht kühl, sondern eher schwül ist.
Mit gemischten Gefühlen schlendert sie in das Hotel zurück. Im Vorraum zum Vortragssaal vergisst sie die grauen Wolken. Die Auslagen der aufgebauten Stände mit allerlei Esoterischem fesseln ihre Aufmerksamkeit. Sie amüsiert sich über kleine Zimmerspringbrunnen aus Natursteinen, die elektrisch betrieben vor sich hinplätschern, ebenso wie über Glücksbringer in allen möglichen Formen; Steine, kleine Figuren, Federn, Kreuze, Engel, magische Augen und vieles andere mehr. Ein weiblicher Guru, jedenfalls ordnet Julia die junge Frau in den exotischen Gewändern so ein, versucht sie zum Kauf eines Glücksamuletts zu bewegen.
Entdecken Sie das Schicksal, das in ihren Handlinien schlummert , verheißt ein Plakat an dem nächsten Stand. Von diesem Versprechen angelockt und die warme Energie der Frauenhände von vorhin noch im Sinn, zückt sie ihre Börse und steckt wie befohlen ihre Hand in eine Art Fotokopierer. Sofort rattert eine Maschine los, und kurze Zeit später hält sie ein Abbild ihrer Handinnenflächen in den Fingern. Neugierig überfliegt sie die beigefügten zwei maschinengeschriebenen Seiten.
Ein langes Leben wird ihr prophezeit und dass sie im Alter jünger wirken wird, als sie ist. Julia muss schmunzeln, weil ihr darüber hinaus ein lebhaftes Sexleben in Aussicht gestellt wird. Nun dann. Dazu gehören wohl aber zwei. Der Computer ist nicht auf dem Laufenden, denkt sie, rollt das Papier ein und steckt es in den Rucksack.
Sie tritt an das ausgehängte Kongressprogramm und stellt fest, dass der nächste Vortrag von Margo gehalten wird. Ullas Schilderungen nach die Frau mit den farbenfrohen Gewändern. Als es ihr einfällt, fragt sie sich, ob die Frau vorhin wohl jene Margo gewesen ist. Julia beschließt, sich den Vortrag anzuhören. Der Blick auf die Uhr zeigt ihr, dass ihr bis zum Beginn noch etwas Zeit bleibt.
Sie wandert durch Grüppchen sich angeregt unterhaltender Menschen und fühlt sich ein wenig fremd. Aber es ist ihr nicht mehr unangenehm. Als sie sieht, dass eine Windböe durch die Kronen der Bäume fegt, sucht sich Julia einen gemütlichen Sessel im Erdgeschoss mit Blick hinaus in den Garten und lümmelt sich in ihn hinein. Zwei Frauen gehen auf dem Gartenweg gestikulierend auf und ab. Sie scheinen sich nicht um das in Anmarsch befindliche Gewitter zu kümmern.
Sofort erkennt Julia in der etwa fünfzigjährigen Frau ihre Helferin, obgleich sie ihr den Rücken zudreht. Die dunklen Haare quellen aus dem gelben Turban, der Rücken ist breit und stämmig, die Bewegungen kraftvoll und voller Temperament. Die mit ihr diskutierende Frau, auch hier sieht Julia im Moment nur den Rücken, überragt die andere um gut eine Haupteslänge. Ihr Rücken ist schmal und biegsam und bei ihren langen Beinen wäre wohl Hochsprung ihre Disziplin. Mit schnellen Schritten gehen die beiden auf und ab. Als sie kehrtmachen, kann Julia ihre erhitzten Gesichter erkennen. Sie scheinen in eine ernste Diskussion verwickelt, denn beide gestikulieren temperamentvoll mit den Armen, um ihre Argumente zu unterstreichen. Julia greift nach dem Programm, das auf einem Tischchen liegt. Ja, die Frau ist Margo, und die andere heißt Rebekka, stellt sie anhand der Abbildungen fest. Sie schaut wieder zu den beiden Frauen. Ein Windstoß fegt unter Margos sonnengelb schillernde Umhänge, und sie beginnen zu flattern. Die Parallele zu einen Paradiesvogel drängt sich Julia unwillkürlich auf, und, da sie gerade Vergleiche zieht, die andere Gesprächspartnerin scheint ihr in ihrem weißen Anzug wie ein eleganter Fischreiher hin- und herzustolzieren. Der Wind hat auch die Tür zur Terrasse geöffnet, so dass jetzt Fetzen des Streitgesprächs an Julias Ohren dringen.
„Du machst alles kaputt, Margo. Wir waren eine homogene Gruppe, bevor du aufgetaucht bist. Du versteckst dich hinter deinen bunten, geschmacklosen Klamotten. Eine Lachnummer. Was soll das sein? Ein Anklang an den Amazonas?“ hört Julia Rebekka die andere verhöhnen. „Mit Heilen hast du so wenig am Hut wie die Professoren an den meisten Krankenhäusern, du willst nur reich werden.“
Julia hat sich nicht getäuscht, sie streiten, und es ist tatsächlich Margo.
„Du mogelst dich doch nur im Schatten von Gwen durch, Rebekka. Ansonsten lebst du dein eigenes Leben, ich möchte nicht wissen, was alles ans Tageslicht kommt, wenn man genauer hinschaut, tu nur
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