Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
Enno war gerade weg, und ich lag genüsslich ausgestreckt auf dem Bett, träumte vor mich hin, als es klopfte. Natürlich glaubte ich, Enno habe etwas vergessen, und eilte nur mit einem kleinen Fetzen vor dem Körper zur Tür. Das Gesicht des mallorquinischen Polizisten hättest du sehen sollen. Er stand da, wie zur Salzsäule erstarrt, dann grinste er mit hochrotem Kopf, murmelte: ‚Verzeihung, Señora, bitte bekleiden Sie sich‘, und zog die Tür wieder zu. Ich warf mir rasch ein paar Klamotten über und grinste ebenfalls, als ich dann die Tür wieder öffnete. Ein schmucker Kerl übrigens. Die Uniform ...“
„Hey, Madame Nimmersatt, willst du die gesamte Polizei Europas lahmlegen? Oder dir in jedem Hafen einen zulegen?“ Julia kichert.
„Mmhm, bei der wenigen Zeit, über die Enno verfügt, nicht die schlechteste Lösung“, giggelt Ulla.
„Ich war in Margos Vortrag, bevor die Polizisten kamen. Stell dir vor, sie ist am Rednerpult zusammengebrochen und wurde mit einem Krankenwagen abtransportiert. Hetyei sah ziemlich alt aus. Ich weiß nicht, es wurden allerlei Stimmen laut. Manche vermuteten anscheinend auch ein Verbrechen. Mein Gott, sie war so lebensfroh, und dann lag sie da …“
Ulla nickt mitfühlend.
„Und, ach ja, Rebekka habe ich vorher kennengelernt. Die Gruppen wollen sich neu formieren, was nicht ohne Schwierigkeiten abgeht, wie ich aufgeschnappt habe. Deinen Plan, mit den weißen Frauen zusammenzuarbeiten, kannst du jedenfalls vergessen, daraus wird nichts. Aber Rebekka hat mich gefragt, ob ich dich heute Abend begleite. Sie wollen mit dir nochmals eine Séance veranstalten. Ist das dein Ernst?“
„Ja, ich hatte es vor, aber jetzt, nach dem Ganzen hier – ich weiß nicht. Aber es ist eine einmalige Chance. Vielleicht erfahre ich noch etwas über meine Mutter, und wenn ich dieses spezielle Mittel finde, dann bekomme ich von ihnen Geld und kann alles da unten in Kalabrien selbst starten. Einen Versuch scheint es mir wert. Wenn du mitkommst, dann würde ich es wagen. Allein gehe ich nicht in das Landhaus. Aber wo sind Gwen und Rebekka? Den Meister habe ich auch nicht gesehen. Jedenfalls waren sie nicht im Speisesaal unter den anderen wartenden Teilnehmern.“
„Wenn man vom Teufel, Pardon vom Meister spricht, da kommt er gerade die Treppe hoch“, flüstert Julia Ulla zu und stupst sie in die Seite.
„Ulla, schön, dass ich Sie treffe, ich habe schon nach Ihnen Ausschau gehalten.“ Hetyei blickt zu Julia. „Ah, und ihre Freundin Julia“
Julia lächelt. „Ihre Fotografien in Ullas Buch sind hervorragend. Sie müssen mir in einer ruhigeren Stunde einmal erzählen, wie Ihnen eine solche Perfektion gelingt.“
„Danke, sicher“, erwidert Julia artig.
„Jetzt sind Sie hergekommen, um mit meiner Gruppe zu verhandeln, Ulla, und geraten in ein solches Chaos. Margo und ich wollten eigentlich heute Abend den Zusammenschluss der beiden Gruppen bekannt geben und feiern. Nun, daraus wird unter den gegebenen Umständen wohl nichts.“
„Wie geht es Margo? Sie wirkte so kraftvoll und energetisch bei ihrem Vortrag, und der Zusammenbruch kam ziemlich unvermittelt“, sagt Julia.
„Eine Herzschwäche, ihr geht es schon wieder besser. Sie wird die Nacht noch in der Klinik bleiben. Ich habe mir große Sorgen um sie gemacht.“
„Grüßen Sie Margo von mir, sagen Sie ihr, ihre Wärme und ihre Worte hätten mir gut getan. Sie wird sich dann sicher an mich erinnern.“
Ulla sieht Julia zweifelnd von der Seite an. „Ein kleines Unwohlsein, kurz nachdem du weg warst. Keine Sorge, alles im grünen Bereich“, wiegelt Julia ab.
„Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll“, stammelt Hetyei. „Wir setzen viel Hoffnung in das Mittel ihrer Mutter, das wir anscheinend nur finden, wenn wir sie als Geist zu uns holen. Wären Sie denn nochmals zu einer Séance bereit, Ulla? Natürlich würden wir Ihnen finanziell entgegenkommen, wenn wir fündig werden, das hat Gwen ja bereits mit Ihnen besprochen, oder? Wenn Sie Ihre Freundin hier mitnehmen?“
„Ja, ich habe vorhin gerade mit Julia darüber geredet. Ja. Aber wie kommen wir heute Abend in das Landhaus?“
„Wenn es Ihnen nicht zu spät ist, würde ich Sie um kurz vor neun mitnehmen. Vor dem Hotel also?“
Ulla schaut Julia an, und als diese nickt, sagt sie: „Nun gut, probieren wir es. Ich hoffe nur, dass ich etwas schneller wieder unter den Lebendigen weile als beim ersten Mal.“
„Wir werden einen anderen Zugang probieren, ohne dass
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