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Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Titel: Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ludwig
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in Rebekkas schreckgeweitete Augen. Sie sieht, dass Julia Ulla vom Stuhl zerrt und dass Hetyei wie angewurzelt dasitzt und nur den Kopf schüttelt. Es riecht nach Rauch.
    „Sie kommen, schnell, los“, ruft Rebekka in panischer Angst.
    Gwen ist unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Julia und Ulla sind inzwischen verschwunden, stellt sie unbeteiligt fest. Rebekka klammert sich an ihr fest, zeigt nach draußen. „Dort!“
    Sie dreht den Kopf, richtet ihn zur Terrassentür, sieht draußen einen Mann mit weißer Kapuze stehen. Ihr fallen die beiden Kapuzengestalten vor dem Hotel ein, das Transparent mit der Aufschrift: Hände weg von unseren Frauen und Kindern , und sie ist schlagartig hellwach.
    „Wir müssen hier weg, komm endlich, Gwen“, hört sie Rebekka mit sich überschlagender Stimme sagen.
    Gwen zögert, will zu Hetyei, ihn in die Wirklichkeit holen, aber Rebekka lässt ihr keine Chance. „Lass ihn, er muss für sich selbst sorgen.“
    „Hetyei, bitte, verlass das Haus, komm mit uns, bitte“, schreit sie ihn an. Doch der Meister rührt sich nicht, starrt auf einen imaginären Punkt im Raum, scheint sie nicht zu hören, nicht zu sehen. „Ich bin’s, Gwen, bitte, Hetyei, es brennt, wir müssen raus, so komm doch“, bettelt sie jetzt. Tränen laufen ihr über die Wangen. Sie will zu ihm laufen, aber ihre Beine gehorchen nicht, sie langt mit der Hand über den Tisch an seinen Arm, schüttelt ihn wie wild, damit er aufsteht. Keine Reaktion. Wieder und wieder ruft sie: „Bitte!“ Sie dringt nicht zu ihm durch.
    Rebekka zieht sie mit sich. Blind vor Tränen lässt sie alles mit sich geschehen. Rebekkas Hand umklammert ihren Arm, so dass es fast wehtut. Statt hinaus auf die Terrasse, wo der Kapuzenmann wie ein Mahnmal wacht, zerrt Rebekka sie in die Diele. Nein, möchte sie schreien, nicht hinein in das Haus. Das Holz, es brennt sicher wie Zunder. Warum nicht hinaus, der Mann wird ihnen schon nichts tun. Oder doch? Hat er es auf ihr Leben abgesehen? Warum hat er das Haus angezündet? Warum will er, dass alles verbrennt, dass sie verbrennen? Das hier ist doch nicht das Mittelalter!
    Erleichtert stellt Gwen fest, dass im Flur keine Flammen zu sehen sind. Sie stürzt zur Kellertür. „Wir müssen die Forschungsergebnisse retten, bitte, Rebekka, meine ganze Arbeit!“
    „Später, Gwen, komm jetzt.“ Rebekkas Stimme klingt beruhigend, als würde sie zu einem kranken Kind sprechen, und hüllt Gwen wie ein Mantel ein. Sie nickt ergeben. „Ja, gut.“
    Starker Brandgeruch schwängert die Luft in der Diele. Wie grauer Nebel beginnt der Rauch auch aus allen Ritzen zu kommen, um die Holztäfelungen zu kriechen und an ihnen zu lecken. Gwen muss husten. Rebekka gibt ihr einen Stofffetzen. Sie drückt ihn gegen ihren Mund. Mit aller Kraft zieht der starke Arm von Rebekka sie weiter.
    Als sie in der nächsten Minute ein Zimmer auf der anderen Seite des Hauses betreten, lockert sich der Druck ein wenig. Es riecht ebenfalls nach Rauch, aber der Qualm wabert hier noch nicht umher wie im Flur. Die Fenster des Raumes sind geschlossen. Erst als Rebekka die Terrassentür öffnet, überfällt sie der Qualm, der offensichtlich vom Dachstuhl heruntergedrückt wird, wieder beißt er in ihrer Kehle und quält die Lunge, sie fühlt Brechreiz aufsteigen.
    „Schnell!“ Rebekka dirigiert sie auf einen kleinen Gartenweg, der an den Terrassen der Zimmer entlangführt. Gwen folgt ihr, ohne weiter nachzudenken. Ihr fällt ein, dass der Weg hinter dem Haus verläuft, das sich hier fast in den Bergrücken schmiegt. Am Ende des Hauses mündet der Weg in einen schmalen Pfad. Sie rennen jetzt. Rebekka zieht sie mit sich, sie läuft schnell. Zu schnell für Gwen, die keine Luft mehr bekommt. Ihre Seiten stechen, sie ist nicht gewöhnt, in diesem Tempo zu laufen. Sie will stehen bleiben, krümmt sich. Versucht zu Atem zu kommen, atmet tief ein und aus, würgt ein wenig Schleim aus der Kehle. Ihr ist schlecht vor Erschöpfung oder von dem Rauch oder von der Aufregung. Doch Rebekka lässt ihr keine Zeit, darüber nachzudenken.
    „Komm, bitte“, fordert sie mit weicher Stimme und fragt besorgt, als Gwen ohne zu antworten nur hechelt: „Geht es wieder?“
    Sie beugt sich zu Gwen hinunter, legt fürsorglich den Arm um sie, stützt sie. Mit ihrer Hilfe humpelt Gwen weiter. Wohin eigentlich? Der Weg vor ihnen ist dunkel, an einer Seite ist der Berg. Steine stoßen an die Vorderkante ihrer Schuhe, stoßen bis zu den Zehen durch. Sie verspürt

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