Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
sollten zurückfahren, es ist nicht recht, einfach so wegzurennen.
Aber Rebekka hat ihn ja das Haus verlassen sehen, beruhigt sie ihr aufgewühltes Gewissen, und als Rebekka kurz darauf pfeifend mit einer Tüte im Arm erscheint, lösen sich ihre Bedenken in Nichts auf.
Die Freundin schwenkt eine CD wie eine Trophäe in der Hand. „Hier, erst einmal Musik. Warte, ich lege sie gleich auf. Mit fiel ein, dass ich im Kofferraum einen CD-Player liegen habe. Wenn die Batterien nicht leer sind, dann gibt es gleich ein Morgenkonzert. Rate, was ich außerdem noch hab? Frischen Kaffee und Croissants. Na, wie habe ich das gemacht? Dafür bekomme ich eine Belohnung.“
Gwen lächelt spitzbübisch und erfüllt nur zu gern Rebekkas Wunsch. Wichtig ist das Hier und Jetzt. Ich habe so viel nachzuholen, geht ihr noch kurz durch den Kopf.
Sie suchen sich eine Bank, und tatsächlich gelingt es Rebekka zum improvisierten Frühstück, Chopin spielen zu lassen.
„Wundervoll.“ Gwen streckt ihr Gesicht dem ersten Sonnenstrahl entgegen, der noch schüchtern blinzelt.
„Kennst das Schlösschen du Son Marroig? Ludwig Salvadore von Österreich ließ es sich bauen. Er hatte genug von dem strengen Hofzeremoniell, wie vor ihm schon Sissi und Ludwig II. Er wollte außerdem die alten Olivenbäume retten und kaufte viel Land auf.“
Gwen lächelt über Rebekkas Eifer und schüttelt den Kopf.
„Nein? Dann ist das unser nächstes Ziel. Es gibt sehr verschwiegene Gärten mit herrlichen Ausblicken da ...“ Rebekka ist nicht zu bremsen und hat nicht zu viel versprochen.
Eine Stunde später liegen sie im Gras, Rebekka hat eine Decke unter ihnen ausgebreitet, und sie lieben sich. Gwen genießt das Sonnenlicht auf dem muskulösen Körper der Geliebten und wünscht sich Unendlichkeit.
„Jetzt ist das Schlösschen offen, komm“, sagt Rebekka nach einer Weile.
„Nein, lass. Erzähl mir von dir, ich weiß so wenig“, Gwen spielt mit dem braunen Haar der anderen.
„Es gibt nicht viel ...“
„Doch, warum bist du Krankenschwester geworden, zum Beispiel.“
„Ich war ...“, Rebekka zögert, ihr sonst burschikoses Verhalten ist verschwunden. „Ich war in Konstanz im gleichen Gymnasium wie du. Zwei Klassen unter dir. Aber du hast mich nie bemerkt, mich nie angesehen, durch mich durchgesehen.“
„Wirklich, das kann nicht sein, ich hätte dich doch ...“
„Nein, hast du nicht. Aber ich habe dich gesehen und mich in dich verliebt, gleich. Dann hast du dein Abi gemacht und hast in Ulm Medizin studiert. Ich habe mir ausgerechnet, wenn ich auch Medizin studiere, kann ich erst nach dir abschließen. Deshalb habe ich in Ulm am Krankenhaus meine Schwesternausbildung gemacht. Damit war ich zum gleichen Zeitpunkt fertig. Du hast in der Klinik, an der ich war, famuliert, erinnerst du dich?“
Gwen muss schlucken. Ihr fällt die junge Schwesternschülerin ein, die sie einmal sehr von oben herab ausschimpfte. Noch heute schämt sie sich über ihre damalige Arroganz. War das Rebekka gewesen? Sie sagt nichts.
„Dann bist du nach Konstanz an das Krankenhaus zurückgegangen und ich auch. Du warst eine der jüngsten Ärztinnen dort, weil du alle Abschlüsse mit summa cum laude geschafft hattest und einige Sachen überspringen durftest. Ich war stolz, in deiner Nähe zu sein. Dann wurdest du Anästhesie-Ärztin und ich OP-Schwester, und wir lernten uns kennen.“
„Ja“, beeilt sich Gwen beizupflichten, „du warst eine sehr tüchtige Schwester, mit dir habe ich am liebsten gearbeitet.“
„Aber richtig wahrgenommen hast du mich noch immer nicht. Du hast dich in diesen eingebildeten Schnösel von Arzt verliebt. Ich sah, wie du unter der Beziehung leiden musstest. Es schnitt mir in das Herz.“
„Ach komm, ich wollte es so. Ich wusste, dass er gebunden war. Irgendwie war es mir ganz recht, damit konnte er nicht zu viele Ansprüche an mich stellen, alles war vage, bis ...“
„Bis du schwanger wurdest. Meinst du, nur du wusstest davon? Alle tuschelten darüber. Was wird sie jetzt tun? Er wird sich nie von seiner Frau trennen, das steht doch fest. Was schmeißt sie sich dem auch an den Hals, das konnte ja nicht gut gehen. Warum nimmt sie denn nicht die Pille ...“
„Der Tratsch kümmerte mich wenig. Ich fragte mich, wie kann ich ein Kind lieben, wenn ich nicht mal in der Lage bin, meinen Körper zu lieben? Mich befielen Zweifel. Ich ließ es wegmachen und ging nach Sizilien.“
„Nach Sizilien konnte ich dir nicht folgen, die Klinik hatte
Weitere Kostenlose Bücher