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Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Titel: Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ludwig
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Baden ist es mir jetzt noch zu kalt. Lass uns an der Küste entlangfahren“, schlägt sie vor.
    Rebekka nickt. „Wie du willst. Weißt du, dass ich dich liebe?“
    Gwen strahlt die Freundin an: „Ja, ich liebe dich auch.“
    Als sie die westliche Küstenstraße Richtung Soller hinter Andratx erreichen, ist es hell. Zwar lässt die Sonne auf sich warten, trotzdem genießt Gwen jede Sekunde. Die Bergstraße windet sich in engen Kurven am Felsen entlang und öffnet immer neue Blicke auf das Himmels- und Wasserpanorama. Die Linie des Horizonts ist noch diffus und nicht zu definieren. Ab und an steigen kleine Wolkenfetzen aus den Kiefern am Weg auf, oder ein uralter, knorriger Olivenbaum scheint ihnen zuzugrinsen.
    Das kleine Örtchen Estellencs liegt auf dem Felsen und trägt seine Terrassengärtchen wie einen Bauchladen vor sich her. Die Meereslinie verläuft weiter vorn, und sie können nicht mehr direkt in die Tiefe sehen. Hier bekommen die Zweige der Bäume gerade erst grüne Spitzen. Die Vegetation ist noch zurück und nicht so weit gediehen wie an der südlichen Küste bei Peguera. Ein Lokal oberhalb der Straße lockt auf einer Schiefertafel mit mallorquinischen Spezialitäten.
    „Schade, dass wir so früh dran sind. Hier gibt es die besten Tapas der Insel, behaupte ich mal.“ Rebekka zeigt auf die Terrasse und auf die Tische und Stühle, die zum Verweilen einladen. „Und das einzige Lokal, das sich die Mühe macht, jeden geradesitzen zu lassen. Die Stuhlbeine sind verschieden lang, so dass das Bodengefälle ausgeglichen wird. Lustig, nicht?“
    „Mmhm, schade, das mit dem Kaffee, wie spät ist es eigentlich? Ich habe gar keine Uhr.“
    „Es ist kurz nach sieben. Vor acht oder neun werden wir wohl kein Frühstück bekommen. Aber schau, dafür wird der Himmel jetzt rosa, und wir erreichen gleich Banyalbufar mit seinen tausend Terrassen und einem wirklich grandiosen Blick.“
    „Madame Reiseführer, danke. Die frostig rosaroten Himmelstöne erinnern mich an eine Meeresmuschel und die Terrassen an die hängenden Gärten der Semiramis. Enttäusch mich nicht, sicher weißt du auch, wer die Wasserbecken angelegt hat.“
    „Sei nicht so frech. Die Araber natürlich. Wollen wir halten und das Verdeck öffnen? Oder ist es dir noch zu kalt?“
    „Ich glaube, wir warten noch“, sagt Gwen, nachdem sie die Hand eine Weile aus dem Fenster hält. „Es ist frisch, wir haben März, dafür blühen die Kirschbäume“, stellt sie fest.
    Sie fahren ins Innere der Insel. „Riech mal, die Orangenblüten.“ Er gleicht deinem Duft, meine Liebste, blitzt durch Gwens Hirn, und sie bläht ihre Nasenflügel.
    „Wir sind gleich in Valldemossa. Pass auf, ich setze dich irgendwo an einer schönen Stelle ab, wo die Sonne gleich hinkommen wird, und versuche, uns etwas zum Frühstück zu besorgen. Lass mich mal machen“, lacht Rebekka.
    Als sie halten, kann Gwen nicht widerstehen, sie muss diesen sinnlichen Mund spüren, und eigentlich ist ihr gar nicht mehr nach Essen und Kaffee. Es kommt ihr vor, als wäre in dem Kuss alles enthalten. Etwas atemlos trennt sie sich von Rebekka, haucht: „Geh nur Zigaretten holen, aber komm wieder.“
    Sie steigt mit Rebekka aus, schaut ihr nach, wie sie eine kleine gepflasterte Gasse hinaufsteigt, blickt dann auf das riesige, das Ende des Tals beherrschende Kloster. Die alten, verwitterten Mauern aus gelblichem Sandstein ragen majestätisch auf. Gwen erinnert sich an Beschreibungen in dem Buch von George Sand Ein Winter auf Mallorca , das in jedem Souvenirgeschäft der Insel zu haben ist und das sie gleich nach ihrer Ankunft verschlungen hat. Warum ihr jetzt gerade jene Szene aus ihm einfällt, in der die Einheimischen Fastnacht feiern, weiß sie nicht. Sicher, sie hat ihr beim Lesen besonders gefallen, nicht zuletzt deshalb, weil sie Gwen die Konstanzer Fasnet ins Gedächtnis rief. Mit lauten Schellen und Glocken scheuchen die mit geschnitzten Masken ausstaffierten Hexen und Zauberer George Sand und ihre Kinder in der Nacht auf. Im Schein der Fackeln tanzen sie mit ihren furchterregenden Fratzen um sie herum. Die Kinder fürchten sich, weinen und fliehen wie Gwen als kleines Mädchen in den Schoß der Mutter. Gwen lächelt bei dem Gedanken.
    Ihr Lächeln erstirbt, als ihr der Maskierte vor dem Landhaus und die schrecklichen Bilder wieder vor Augen kommen. Sie macht sich Vorwürfe, fragt sich, ob Hetyei sich wirklich aus dem Haus befreien konnte. Sie hätten warten und ihn mitnehmen müssen. Sie

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