Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
genug Schwestern, sie brauchten mich nicht. Also kam ich jedes Jahr im Urlaub runter und schaute nach dir. Aber du hast mich nie gesehen, obwohl du neben mir standest, neben mir im Café hocktest und im Bus fuhrst. Es war sehr frustrierend für mich. Nicht einmal: Hallo, sind Sie nicht die nette OP-Schwester aus Konstanz? Du hast mich einfach nicht wahrgenommen.“
„Es tut mir leid, ich war in dieser Zeit so vergraben in meinen Schmerz, so mit mir beschäftigt, da hätte vermutlich die Welt untergehen können, ich hätte es nicht bemerkt.“
Gwens Finger zeichnen ein Muster auf Rebekkas T-Shirt. „Du hast mir ohne das besser gefallen“, murmelt sie, um die Stimmung wieder auf eine andere Schiene zu bringen.
„Bei einem meiner Urlaube habe ich den Meister kennengelernt und ihm die Idee nahe gelegt, die Gruppe zu gründen. Er erzählte mir von der Ärztin, die seine Frau betreute, und dass sie ebenfalls so traurig sei. Vielleicht können Sie sie überreden, sich uns anzuschließen, sagte ich zu ihm. Nun, gleich bist du nicht mitgekommen, aber ich habe nicht lockergelassen und ihn immer wieder an dich erinnert. Bis du überzeugt warst.“
„Du hast den Meister überredet, mich zur Gruppe zu holen? Das kann nicht wahr sein, sag, dass das nicht dein Ernst ist.“
„Doch, genauso war es. Ich liebe dich Gwen, und Liebe versetzt Berge.“
„Und ich? Ich habe dich wieder nicht wahrgenommen, stimmt’s? Ich habe mir eingebildet, der Meister ist an mir interessiert, und beinahe hätte ich mit ihm auch ... Wenn meine Schatten mich nicht eingeholt hätten.“ Gwen schüttelt ungläubig den Kopf, um dann nach einer Pause leise anzufügen: „Jetzt hast du mich davon befreit, danke.“
Gwen umarmt Rebekka. „Komm, jetzt lass uns das Schlösschen des Erzherzogs ansehen, und dann, dann fahren wir nach Soller, oder nein, wir fahren nach Orient. Warst du schon mal in Orient?“
Rebekka schüttelt den Kopf.
„Na, dann kann ich dir ja auch einmal etwas zeigen, dort gibt es ein ganz süßes Lokal und den besten Schinken weit und breit. Ich habe Hunger.“ Als sie beide stehen, drückt Gwen Rebekka einen Kuss auf die Nasenspitze, kneift ihr mit der Hand in den Po und rennt los.
Innerlich ist Gwen erschüttert. Ihr fällt ein, wie oft sie besonders streng zu Rebekka war, wenn irgendetwas nicht so klappte, wie sie sich das vorstellte. Gerade, weil sie mit Rebekka als Krankenschwester zusammengearbeitet hatte. Mein Gott, wenn sie gewusst hätte … Wie oft haben sie ihre eigenen Unzulänglichkeiten dazu gebracht, die andere zu drangsalieren, und Rebekka war als williges Opfer immer in der Nähe gewesen. Sie dreht sich um, Tränen in den Augen. „Verzeih mir, Rebekka“, sagt sie und nimmt sie in den Arm. Sie sieht, dass auch Rebekka weint. „Ach, du“, stammelt sie und boxt ihr spielerisch in die Rippen.
„Jetzt komm aber, bevor wir sentimental werden“, sagt Gwen.
Kapitel 40
Der Feuerwehrhauptmann hat sich vor Garcia und di Flavio aufgebaut und spult seinen Bericht runter, er wirkt erschöpft. „Das Feuer haben wir unter Kontrolle. Ich wage zu bezweifeln, dass noch Spuren zu finden sind, Hauptkommissar Garcia. Personen waren zum Glück nicht mehr im Gebäude. Auf jeden Fall war es Brandstiftung. Wir haben eine ausgebrannte Flasche mit entsprechenden Chemikalien gefunden, die in einer der Dachkammern entzündet wurde. Von da aus hat sich der Brand im Haus ausgedehnt. Eine Menge altes Holz, so auch reichlich Nahrung. Jedenfalls ist mit dem Bau nicht mehr viel anzufangen. Der Eigentümer besitzt nur noch ein paar Grundmauern. Die Ermittlung des Brandstifters ist Ihre Sache. Sie bekommen unseren Bericht. Hoffentlich nicht wieder ein Eigentümer, der einen Neubau mit Hilfe der Versicherung hochziehen und den Denkmalschutz umgehen will und noch nicht mitbekommen hat, dass der Gesetzgeber einen Riegel vorgeschoben hat. Auf jeden Fall rücken meine Leute jetzt ab.“ Er dreht sich um und geht zu einem der Wagen zurück, und di Flavio sieht, wie er in sein Walkie-Talkie spricht. Kurze Zeit später startet das erste Löschfahrzeug, und sie treten zur Seite.
Es dämmert, und die rauchenden Trümmer sehen gespenstisch aus. Der Commissario schaut zur Uhr. „Ich bin todmüde, meine Frau wird stinksauer sein, weil es inzwischen sieben Uhr morgens geworden ist.“
„Du hast dir eine Geliebte zugelegt, wird sie sagen“, scherzt Garcia.
„Sie kennt meine Geliebte schon seit Jahren und ist entsprechend schlecht auf meine
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