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Tatort Mosel

Tatort Mosel

Titel: Tatort Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Dann hörte er eine weibliche Stimme an der Sprechanlage.
    Bei ihrem Anblick zeigte Frau Räumer keinerlei Überraschung. Sie führte sie durch eine weitläufige Diele mit hellem Marmorboden über ein paar Stufen zu einer tiefer gelegenen Ebene, in der das Wohnzimmer lag. Durch das riesige Panoramafenster sah Walde über den Rasen mit einem großen, im Sonnenlicht glitzernden Teich. Dahinter lag das Moseltal mit dem Hafen und einem im Dunst liegenden Industriegebiet.
    Sie nahmen auf einer Ledergarnitur Platz. Daneben stand mitten im Raum ein Kaminofen, dessen Abzugsrohr in der Decke verschwand. Nichts lag unordentlich herum, nicht einmal eine Zeitung. Die Bücher in der Glasvitrine wirkten wie Attrappen. Walde schaute instinktiv, ob irgendwo ein Preisschild war. Räumers Einrichtung unterschied sich kaum von der Ausstellung im Möbelhaus.
    Stiermann ergriff das Wort, nachdem er den angebotenen Kaffee abgelehnt hatte: »Frau Räumer, sicher können Sie sich denken, weswegen wir Sie aufsuchen.« Er senkte seine Stimme: »Gestern Abend wurde in der Nähe der Kaiser-Wilhelm-Brücke der leblose Körper eines Mannes gefunden.« Er vermied es, das Wort Leiche auszusprechen.
    Sie saß aufrecht auf der vorderen Kante ihres Sessels und hörte regungslos zu.
    »Herr Bock wird die Ermittlungen in diesem Fall führen. Anhand von verschiedenen persönlichen Gegenständen möchten wir klären, ob es sich bei dem Toten um Ihren Mann handelt. Frau Räumer, glauben Sie, in der Lage zu sein, Herrn Bock ein paar Fragen zu beantworten?«
    Sie nickte.
    Walde sah, dass sie um Fassung bemüht war, er hörte sie heftig atmen.
    »Das haben wir bei dem Toten gefunden, gehört es Ihrem Mann?« Walde legte die durchsichtige Tüte mit der Armbanduhr und dem Siegelring auf den niedrigen Glastisch.
    »Ich muss Sie bitten, die Tüte verschlossen zu lassen, falls eine Untersuchung auf Spuren nötig sein sollte.«
    Sie hob den Beutel mit Daumen und Zeigefinger ein wenig an und nickte: »Ja, das gehört meinem Mann.«
    »Bei welchem Zahnarzt war er in Behandlung?«
    »Er hatte einen Termin.« Sie stand auf und ging an einen Sekretär, wo sie ein kleines Buch mit Ledereinband aus der Lade nahm.
    »Letzte Woche war das.« Sie blätterte in einem Terminkalender.
    »Darf ich mal sehen?«, fragte Walde.
    »Dienstag, 15 Uhr, Dr. Wolter«, las er. Es fanden sich nur wenige Vermerke.
    »Das ist ein Planer mit hauptsächlich privaten Terminen der Familie«, erklärte Frau Räumer.
    Stiermann erhob sich. »Können wir noch etwas für Sie tun?«
    Sie schüttelte stumm den Kopf. Er blieb unschlüssig stehen.
    Walde übergab ihr seine Karte, es war seine letzte: »Wenn Sie Fragen haben oder Hilfe brauchen, rufen Sie mich an.«
    *
    Stiermann ließ Walde an der roten Ampel in der Zurmaiener Straße aus dem Wagen: »Für den Fall, dass Sie mich dringend brauchen, bin ich im Römischen Kaiser zu erreichen, ich melde mich später, see you.«
    Inzwischen hatte sich auch hier in der Innenstadt der Nebel gelichtet und die letzten nassen Flecken auf dem Straßenbelag trockneten in der Sonne. An der Ansammlung auf der Kaiser-Wilhelm-Brücke sah Walde, dass der Erkennungsdienst offensichtlich mit seiner Arbeit auf der Insel begonnen hatte. Er folgte dem Weg über die Uferböschung hinunter zum Radweg. Unter dem Bogen der Moselbrücke blies ihm der Wind scharf ins Gesicht. Walde nickte dem Polizisten zu, der für ihn das Absperrband anhob. Ein Stück weiter nahmen mehrere hintereinander geparkte Wagen die ganze Breite des Teerwegs ein. Zwischen Zivil- und Polizeifahrzeugen stand eingekeilt ein Feuerwehrwagen.
    Das Knattern eines Motors lenkte Waldes Aufmerksamkeit auf den Fluss. Ein Boot kam über den schmalen Streifen Wasser von der Insel gefahren.
    Wenig später half ein Feuerwehrmann zwei in weiße Papieroveralls gekleideten Personen mit dunklen Sonnenbrillen an Land. Die eine trug eine blaue Uniformmütze, die andere hatte die Hosenbeine bis zu den Knien hochgekrempelt und trug Stöckelschuhe.
    »Die vom Erkennungsdienst sind sauer«, rief Gabi, als sie Walde erblickte. »Wenn da mal irgendwelche Spuren waren, sind sie zertrampelt worden. Zum Glück hat Günther gestern Abend ein paar Fotos gemacht.«
    Walde stutzte bei dem Namen, realisierte dann, dass sie Stadler meinte. »Davon hat Grabbe nichts gesagt«, wunderte er sich.
    »Hat er wohl nicht mitgekriegt, er war mit etwas anderem beschäftigt, als die Aufnahmen gemacht wurden.«
    »Mit was?«
    »Mit sich selbst«,

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