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Tatort Mosel

Tatort Mosel

Titel: Tatort Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Moselinsel handelt es sich höchstwahrscheinlich um den seit Wochen vermissten Geschäftsmann Räumer. Wir sollten zur Sicherheit einen Abgleich über das Gebiss vornehmen und den Schmuck identifizieren lassen, ich habe Siegelring und Armbanduhr des Toten mitgebracht.«
    »Kann die Ehefrau den Toten nicht selbst identifizieren?«, fragte Monika.
    »Dafür ist es leider zu spät, es ist kein Gesicht mehr vorhanden, Dr. Hoffmann hat eine Fraktur des Schädelknochens …«
    Ohne dass angeklopft worden war, öffnete sich leise die Tür. Niemand erschien. Es dauerte eine Weile, bis Grabbe seinen Kopf hereinstreckte.
    »Entschuldigung.«
    »Ja?«, fragte Walde.
    »Der Schlüssel, die Tür, ich soll doch den Kaffee … , ich komme da nicht rein, ist abgeschlossen.« Immer noch war nicht mehr als Grabbes Kopf zu sehen.
    »Hier!« Stiermann hielt Grabbe einen Schlüsselbund entgegen. Der schlich mit leicht gekrümmtem Rücken wie ein serviler Kellner zum Tisch.
    »Der Grüne ist es. Tassen stehen neben der Maschine.«
    Walde wartete, bis die Tür wieder geschlossen wurde: »Der Tote wurde laut Dr. Hoffmann wahrscheinlich erschlagen.«
    »Kann es nicht auch ein Unfall oder Selbstmord sein?«, fragte Stiermann.
    »Um die Todesursache zu klären, müssen wir uns den Fundort näher ansehen«, fuhr Walde fort.
    »Den Erkennungsdienst habe ich bereits angefordert, Staatsanwalt Roth ist ebenfalls unterwegs«, sagte Monika, während sie wieder ihren Stuhl anrückte. »Ich habe vorsorglich schon ein paar Leute zum Moselradweg beordert. Die sollen aufpassen, dass uns keiner auf die Insel latscht.«
    »Gut, dann übernehme ich die unangenehme Aufgabe, Frau Räumer die …« Stiermann hielt mitten im Satz inne und blickte zur Tür.
    »Sorry! Satzbehälter leeren! Wie geht das?« Grabbes Stimme war noch leiser geworden.
    Gabi stöhnte laut auf. Monika erhob sich abermals und eilte zur Tür.
    Stiermann nahm seinen Satz von vorhin wieder auf: »Ich werde Frau Räumer aufsuchen. Herr Bock, begleiten Sie mich? Dann können Sie gleich nach dem Zahnarzt fragen und den Schmuck zur Identifizierung vorlegen, see you.«
    Monika kam wieder: »Ich habe vorsorglich noch ein paar Kaffeebohnen nachgefüllt.«
    Stiermann hatte die letzten Worte bereits im Stehen gesprochen. Er nickte dem Wasserschutzpolizisten zu, der kein Wort gesagt hatte.
    »Herr Stadler, Sie kennen den genauen Fundort, können Sie die Kollegen vom Erkennungsdienst hinführen?«, fragte Walde.
    Stadler nickte: »Dafür bin ich ja hergekommen.«
    »Gut, ich komme so bald wie möglich nach.« Walde folgte seinem Chef, der bereits den Knopf für den Fahrstuhl gedrückt hatte.
    Als Grabbe endlich mit dem vollen Tablett im Besprechungszimmer erschien, waren alle ausgeflogen.
    *
    Stiermann hatte es eilig. Walde hatte vor Beginn der Fahrt gehofft, den Polizeipräsidenten zu einem kurzen Zwischenstopp an seiner Wohnung zu bewegen, um endlich den lästigen Pullover loszuwerden. Aber schon nach den ersten Metern, die Stiermann seinen Wagen in forschem Tempo die Auffahrt hoch auf die Straße lenkte, verwarf er den Gedanken.
    Die Heizung blies ihm zu warme Luft entgegen. Walde fühlte sich in Stiermanns Gegenwart nicht wohl. Er konnte gut schweigen, besonders in dieser Situation. Dennoch überlegte er, was überhaupt Thema eines Gesprächs zwischen Stiermann und ihm sein könnte. Musik? Durchaus möglich, dass der Amerikafan Stiermann Country- und Western oder Rock’n’Roll der Sechziger mochte. Sport? Baseball, mit etwas Glück vielleicht Basketball? Politik? Gott bewahre! Alles, nur das nicht. Lieber hörte er sich sämtliche Platten von Elvis an, als Seekuh Stiermann über seine Broken-Window-Theorie schwadronieren zu hören.
    Erst im Stadtteil Ruwer wurde Walde bewusst, dass er sich nicht nach Räumers Adresse erkundigt hatte. Stiermann bog wie selbstverständlich hinter der Kirche von der Hauptstraße ab und steuerte den schwarzen Daimler den Berg hinauf. Oben fuhren sie in eine Sackgasse bis zu einem Wendekreis und von dort einen schmalen Weg hoch zu einer frei stehenden Villa. Sie parkten auf dem kunstvoll verlegten Nusspflaster vor einer Doppelgarage. Sie stand bergan versetzt zum Haus. Was hier als Garage genutzt wurde, hatte Ausmaße, die gut und gern für ein Einfamilienhaus gereicht hätten.
    Stiermann war sicher nicht zum ersten Mal hier. Er klingelte an der Haustür. Walde nestelte an seinem Pullover. Sie waren nicht angemeldet. Einen Moment dachte er, es sei niemand zu Hause.

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