Tatort Mosel
hierher geeilt waren. Walde ärgerte sich, dass er den Overall schon ausgezogen hatte. Roth versuchte nicht, seine Missbilligung zu verbergen, als er Waldes Kleidung musterte.
»Können Sie nicht ein paar Worte sagen«, bat Walde den Staatsanwalt.
»Nein, sie wollen partout etwas von Ihnen hören«, war Roths knappe Antwort.
Walde bestand darauf, nur ab Brusthöhe gezeigt zu werden. Aber wie konnte er wissen, ob sich der Kameramann an die Abmachung hielt?
Seine zwei Sätze ins Mikrofon enthielten lediglich die Information, dass zum jetzigen Zeitpunkt weder die Identität des Toten feststand noch mit Sicherheit gesagt werden könne, ob es sich hinsichtlich der Todesursache um Fremdverschulden handelte.
Die Leute schienen damit zufrieden zu sein und kletterten anschließend die Uferböschung hinauf, um sich dem Chaos zuzuwenden, das inzwischen auf der Brücke herrschte. Hier standen die Zuschauer in mehreren Reihen hintereinander am Brückengeländer und reckten die Köpfe. Polizisten bemühten sich, den Verkehr im Fluss zu halten. Immer wieder hielten neugierige Autofahrer an und fragten, was passiert sei, oder versuchten, selbst einen Blick auf das Geschehen zu werfen. An beiden Brückenköpfen hatten sich Staus gebildet.
Waldes Telefon klingelte. Grabbe hörte sich nicht mehr so deprimiert an: »Ich hab Räumers Zahnbild.«
»Wie hast du das denn so schnell fertig gebracht?«
»Er hat die Unterlagen gemailt.«
»Und?«
»Für sein Alter hatte er noch ganz gute Zähne.«
»Nein, das meine ich nicht, stimmen die Zahnbilder überein?« Walde schob mit dem Fuß ein morsches Stück Holz vom Asphalt.
Grabbe klang triumphierend: »Er ist es!«
»Wie?«
»Es ist Räumer, eindeutig. Dr. Hoffmann hat es gerade festgestellt.«
»Wo bist du?«
»In der Pathologie, ich hab die Ausdrucke gleich in die Gerichtsmedizin gebracht. Übrigens ist Räumer ertrunken, hatte aber eine Kopfverletzung, die wahrscheinlich auch zum Tode geführt hätte.«
»Gut gemacht, sag Dr. Hoffmann auch von mir danke und einen schönen Gruß. Wir sehen uns später.«
»Soll ich kommen?«, fragte Grabbe mit unsicherer Stimme.
»Nein!« Waldes Antwort war mehr ein Reflex. Er spürte, dass sie Grabbe einen Stich gab. Deshalb fügte er an: »Hier gibt es nichts, was du tun könntest.«
Monika hatte schon wieder neue Presseleute dabei. Walde winkte sie diskret zu sich. »Er ist es, der Befund ist eindeutig. Erst mal muss Frau Räumer Bescheid gegeben werden, bevor du die Information an die Presse weitergibst.«
»Wer fährt hin und sagt es ihr?«
»Ich denke, wir können es telefonisch machen, Stiermann und ich haben sie bereits besucht. Sie wirkte sehr gefasst, ich glaube nicht, dass sie noch Hoffnung hatte.«
»Dann mach du das.« Sie wandte sich wieder den Presseleuten zu.
Bei Walde meldete sich erneut der Hunger. Widerwillig zog er das Handy aus der Jackentasche. Er rief die Auskunft an und ließ sich mit Frau Räumer verbinden.
»Er ist es, das war mir klar«, sagte sie, kaum dass er seinen Namen genannt hatte.
»Kann ich irgendwas für Sie tun? Soll ich jemanden benachrichtigen?«
»Nein, danke, ich komme zurecht.«
Walde hörte, wie Monika die offizielle Bestätigung, dass Räumer Opfer eines Verbrechens geworden war, an die Radioleute weitergab.
Er ging an den Fahrzeugen vorbei und näherte sich von hinten Gabis Wagen, der mit offenem Verdeck in der Fahrzeugkolonne zwischen Feuerwehrwagen und Polizeikombis stand. Zwei Rauchwolken stiegen auf. Walde ging bis zur Kühlerhaube und drehte sich um.
Gabi saß im angeregten Plausch mit Stadler, der seine Mütze aufs Armaturenbrett gelegt hatte. Die dunklen Sonnenbrillen kontrastierten gegen die weißen Overalls, die sie immer noch trugen.
»Du störst bei einer kleinen Fachsimpelei unter BMW- Fahrern«, grinste Gabi.
»Etwa BMW wie: Bin mir wichtig?«
»Hast du ein Problem, weil du mit deinem klapprigen Volvo nicht dabei sein kannst?«
»Das wird es wohl sein.« Walde tat, als würde er überlegen.
Die beiden im Wagen schauten ihn schweigend an.
»War noch was?« Gabis Tonfall machte keinen Hehl daraus, dass sie darauf wartete, dass Walde wieder verschwinden würde.
»Ja, da war noch was, aber was war es noch gleich?« Walde legte wieder eine Pause ein. »Ach so, jetzt hab ich es wieder. Der Befund von Dr. Hoffmann ist da.«
Gabi warf ihre Zigarette ins Gras der Uferböschung und öffnete den Wagenschlag: »Und? Jetzt sag schon!«
»Es ist Räumer. An dem Schlag auf
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