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Tatort Mosel

Tatort Mosel

Titel: Tatort Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Asphalt radierenden Reifen passierte sie die Ampel. Ein paar hundert Meter weiter schüchterte sie durch lautes Hupen eine vom Parkplatz der Sommerakademie auf die Straße einbiegende Autofahrerin dermaßen ein, dass diese eine Vollbremsung hinlegte. Gabi kurvte in einem gewagten Schlenker um sie herum.
    Kaum dass sie die Stadt hinter sich gelassen hatten, ließ Gabi alle Zurückhaltung sausen. Vor den Kurven im letzten Moment bremsend, in den Kurven bei der ersten Gelegenheit Gas gebend, jede kleinste Möglichkeit zum Überholen nutzend, immer mit der rechten Hälfte der Stoßstange am Vordermann, mit den linken Rädern auf der Gegenfahrbahn, rasten sie Räumers Reiterhof entgegen.
    Auf dem sandigen Parkplatz vor dem Herrenhammer kamen sie mit Hilfe des Antiblockiersystems, eine Staubwolke hinter sich herziehend, zum Stehen. Waldes erster Blick fiel auf den Weiher mit den vielen kleinen Stegen, zwischen denen eine Entenfamilie ihre Bahnen zog. Nur der Lärm der nahen Straße passte nicht zu diesem Idyll.
    »Warum guckst du so sehnsüchtig?«
    Walde antwortete nicht und folgte Gabi in Richtung der Gebäude. Das größte befand sich auf der linken Seite. Es schien das Wohnhaus zu sein. Die Klingel neben der massiven Eichentür funktionierte nicht. Gabi zog einen ihrer Stockei vom Fuß und hämmerte mit dem Absatz gegen das Holz. Drinnen tat sich nichts. Walde ging an der Fassade entlang. Neben dem Haupthaus stand etwas zurückversetzt ein kleineres Gebäude mit geschlossenen Fensterläden, dem eine lange Terrasse mit einem Holzgeländer vorgelagert war. Walde betrat den dunklen Raum darunter. Er blinzelte. Neonlicht flackerte auf.
    Gabi hatte den Lichtschalter gefunden. Neben Strohballen, Futtersäcken, Plastikeimern und verdreckten Schubkarren mit Schaufel und Mistgabel standen ein alter Traktor und ein Crossmotorrad, über dessen Sitz ein dickes Seil hing. Gabi deutete auf den Strick. Walde nickte. Gabis Absätze knirschten etwas verhaltener als sonst.
    Neben dem Lager schlossen sich Pferdeställe an. Zwei Boxen waren belegt. Die beiden Pferde reckten ihnen die Köpfe entgegen. Walde streichelte dem ersten über den Kopf. Dann roch er an seiner Hand. Der Geruch erinnerte ihn an seine Kindheit, als er Opa Philipp in den Ferien im Hunsrück besucht hatte und in den Stall zu den Pferden durfte.
    Neben den Ställen entdeckte Gabi einen weiteren offenen Verschlag, in dem ein alter 190er Mercedes stand. Sie inspizierte den Wagen und winkte Walde heran. Auf der Ablage hinter der Frontscheibe lagen mehrere aufgerissene Kondompackungen.
    »Da ist ja unser Freund.«
    Jetzt bemerkte auch Walde, dass jemand vorn quer über beiden Sitzen lag. Für einen Moment befürchtete er, der Mann sei tot. Doch was ihm an Gerüchen entgegenwehte, als Gabi die Beifahrertür öffnete, ließ ihn zu einer anderen Überzeugung gelangen. Es konnte sich höchstens um eine Schnapsleiche handeln.
    Mit einem Mal kam Leben in das stinkende Bündel. Wie von der Tarantel gestochen schnellte der Mann in den Sitz zurück. Gabi reagierte blitzschnell und versetzte dabei Walde einen Stoß. Der verlor das Gleichgewicht und stürzte gegen eine Blechwand. Der Motor wurde gestartet. Gabi sprang in den Wagen. Der Motor erstarb. Jemand stöhnte laut auf. Walde stieß sich von der Wand ab.
    »Hände schön ans Lenkrad, Schorsch, sonst ist es weg, das gute Stück«, hörte Walde Gabi aus dem Wageninneren in sehr energischem Ton sagen.
    Walde war teilweise die Sicht versperrt durch Gabis Handtasche, die sie in der ausgestreckten rechten Hand hielt. Schorsch, unrasiert und mit weit aufgerissenen rot geränderten Augen, hielt das Lenkrad umklammert. Dicke Bartstoppeln sprießten aus seinem Vollmondgesicht.
    »Walde, zieh den Schlüssel ab.«
    Walde bückte sich und streckte seinen Arm unter der Handtasche durch zur Lenksäule.
    Jetzt sah er auch die Pistole in Gabis linker Hand. Sie war exakt auf Schorschs Schritt gerichtet.
    Walde zog den Zündschlüssel ab.
    »So, jetzt nimmst du die Handschellen aus meiner Tasche.« Gabi hatte inzwischen den Ton einer genervt klingenden Erzieherin.
    »Gut gemacht«, war ihr Kommentar, als Walde den Verschluss endlich geöffnet hatte und das Metallteil herausfischte. »Jetzt gehst du um den Wagen herum und setzt dich hinter unseren Freund Schorsch ins Auto.«
    Walde tat, wie ihm befohlen. Sicher war Gabi in keiner alltäglichen Situation, aber falls sie ihn nochmals loben sollte, konnte er für nichts garantieren.
    Zum Glück war

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