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Tatort Mosel

Tatort Mosel

Titel: Tatort Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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die Tür offen. Walde stieg hinter Schorsch ein, der sich sich gerade aufsetzte. Man sah ihm die Anspannung an.
    »So, Schorsch, alles in Ordnung, wenn du jetzt ganz langsam beide Hände auf deine Kopfstütze legst. Das machst du aber erst, wenn ich es sage.«
    Schorsch stöhnte.
    »Vergiss nicht, wo es dich zuerst erwischt, bevor meine Tasche dein süßes Frätzchen in Brei verwandelt.« Sie hatte ihm offensichtlich die Pistole nochmals mit Nachdruck in die strategische Stelle gerammt.
    »Jetzt langsam beide Hände an die Kopfstützen!«
    Schorsch atmete hörbar durch.
    Es schien ihm Mühe zu bereiten, seine verkrampften Finger vom Lenkrad zu lösen. Endlich gingen seine behaarten Hände in die Höhe. Sie waren breit wie Schraubstöcke. In Kopfhöhe hielten sie in der Bewegung inne.
    »Nur noch ein Stück, gleich ist es vorbei.« Gabi behielt ihren Ton bei.
    Walde streifte die Handschellen gleichzeitig über beide Handgelenke und zurrte sie fest.
    Im nächsten Moment stand Gabi neben dem Wagen. »So, jetzt steig aus, Schorsch, und Hände ans Wagendach.«
    Walde beförderte etliche Utensilien aus Schorschs Taschen. Unter anderem eine prall gefüllte Brieftasche nebst einem Klappmesser von stattlichen Ausmaßen.
    Schorsch lallte: »Das brauch ich, falls mal hier draußen einer kommt.« Er konnte sich kaum auf den Beinen halten. »Wenn ich nicht so voll wär, dann hättste …« Er schaute Gabi an. Seine letzten Worte gingen in einem heiser röchelnden Husten unter.
    »Der ist stinkbesoffen.« Gabi förderte eine leere Champagnerflasche aus dem Fußraum des Mercedes. »Ich ruf die Schupo.«
    »Und sag Monika, sie soll einen Durchsuchungsbefehl besorgen und den Erkennungsdienst herschicken.«
    Eine halbe Stunde später wurde Schorsch in einen Streifenwagen verfrachtet, in dem er zur Blutprobe und anschließenden Ausnüchterung gebracht werden sollte.
    *
    Gabi schien ebenso wie Walde wenig Interesse daran zu haben, Schorschs nähere Lebensumstände kennen zu lernen. Noch bevor die Techniker eintrafen, fuhren sie los. Unterwegs bat Walde seine Kollegin, etwas langsamer zu fahren. Mit Blick auf sein gezücktes Telefon nahm Gabi den Fuß ein wenig vom Gaspedal.
    Nach dem ersten Läuten hörte Walde ein weder niedergeschlagen noch sehr interessiert klingendes »Hallo?«
    »Bock, guten Tag, Frau Räumer, hoffentlich störe ich nicht!«
    »Nein.«
    »Sonst melde ich mich ein andermal wieder.«
    »Ist in Ordnung, was kann ich für Sie tun?«
    »Frau Räumer, Sie müssen entschuldigen, aber bei den Ermittlungen könnten wir Ihre Hilfe gebrauchen.«
    »Kommen Sie vorbei.«
    Walde hatte Mühe, die letzten Worte gegen den lauten Fahrtwind zu verstehen, Gabi hatte den Wagen wieder beschleunigt.
    Vom Besuch mit dem Polizeipäsidenten wusste Walde, dass sie ab der Ruwerer Kirche den Berg hinauf zuerst den Hinweisschildern zum Sportplatz folgen mussten. Je höher sie kamen, desto protziger wurden die Villen und umso größer die sie umgebenden Grundstücke.
    Schließlich verfuhren sie sich doch, bevor sie den steilen Teerweg fanden, der zum Anwesen der Räumers führte.
    »Wo sind wir denn hier gelandet?«, war Gabis Kommentar, als sie die ringsum gelegenen Prachtvillen sah.
    Die Witwe erwartete sie an der Haustür und führte sie durch das weiträumige Wohnzimmer auf eine große Terrasse. Sie wies auf drei mit dicken Polstern belegte Teakholzsessel.
    »Was darf ich Ihnen anbieten? Kaffee, Espresso oder was Kühles?«
    Gleich darauf hörten sie das Mahlgeräusch der Kaffeemaschine. Frau Räumer servierte auf einem Tablett drei mit feinem Schaum bedeckte Tassen.
    Während Walde den Kaffee in kleinen Schlucken genoss, beobachtete er, wie die Gastgeberin sich eine Zigarette anzündete und die Packung auf einen Reisekatalog legte. Sie trug ein helles Top und eine halblange Leggins. Schon am Vortag war ihm aufgefallen, dass sie keinerlei Schmuck trug und, soweit er das beurteilen konnte, nicht geschminkt war. Ihre Haut war durchgehend gebräunt und zeigte keine weiße Stellen von einem Ehering oder einer Armbanduhr.
    Walde setzte die Tasse ab und nahm den Schokokeks von der Untertasse.
    Frau Räumer schien es nicht im geringsten zu stören, dass niemand etwas sagte. Wie alte Bekannte saßen sie zusammen und lauschten dem Gezwitscher der Vögel. Zwischen den zarten Blättern der Büsche spiegelte unten im Tal die Mosel das Sonnenlicht wider.
    Walde begann zu reden, als sie den Aschenbecher mit der ausgedrückten Zigarette ebenfalls auf dem

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