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Tatort Mosel

Tatort Mosel

Titel: Tatort Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Spekulationen?«, schnitt ihm Stiermann das Wort ab.
    Staatsanwalt Roth kam zur Tür herein. »Guten Morgen allerseits.«
    »Ich hatte nicht vor, unsere Ermittlungsstrategie offen zu legen«, nahm Walde wieder den Faden auf. »Räumer wog mehr als neunzig Kilo. Sollte es sich um einen Einzeltäter handeln, muss er ziemlich kräftig sein, um die Leiche bis an den Fundort schleppen zu können, da kommt für mich nur ein Mann in Frage.«
    Gabi räusperte sich vernehmlich.
    »Gut, vielleicht hätte ihn auch eine Frau bis zum Moselufer schleifen können, aber von da zur Insel und dann noch quer rüber durch das Gestrüpp, das traue ich keiner Frau zu.«
    »Wo ein Wille ist, ist auch ein Gebüsch«, murmelte Gabi.
    Walde fuhr fort: »Zur Zeit sind wir hauptsächlich mit der Befragung von Personen aus Räumers Umfeld beschäftigt. Dazu gehört auch ein gewisser Schorsch, der Räumers Reiterhof am Herrenhammer betreut und ein ziemlich dubioser Vogel ist.«
    Er nickte Gabi zu, die mit ihren Ergebnissen fortfuhr: »Ich war gestern in den Lokalitäten unterwegs, in denen sich Räumer aufgehalten hat, und habe mit ein paar Leuten gesprochen. Entschuldigt, dass ich es jetzt einfach so wiedergebe, wie ich es notiert habe.« Sie wies auf einen Notizblock, den sie aber nicht aufschlug. »Im Muselfesch hat Räumer …«
    »… da haben wir uns wohl nur knapp verpasst«, sagte Walde.
    Gabi fuhr fort: »Der Wirt hat mir erzählt, dass Räumer früher, als es bei ihm zu Hause noch so etwas wie ein geregeltes Familienleben gab, immer nach Feierabend ein paar Bier dort gekippt hat, um die nächsten Stunden leichter ertragen zu können. Nach Jahren hat er die Sauferei in sein Büro und die Büros von Kollegen aus dem Aktivkreis, in Konferenzräume, in Bars, Bordelle und sonstige Etablissements verlegt.«
    »Und da waren Sie gestern noch überall hin?«, fragte Stiermann.
    »Na klar, das ist doch mein Job.« Gabi zwinkerte Walde zu. »Räumer war Chef des Aktivkreises, Möbelhaus-Chef, Chef an der Bar, Chef auf der Haupttribüne des Moselstadions, Labertasche, Sprücheklopfer, Schaumschläger, in der Sache ein ganz zäher Bursche, manchmal auch ein Drecksack, dem man nicht den Rücken kehren durfte. Das muss besonders der neue Geschäftsführer des Aktivkreises zu spüren bekommen haben. Entschuldigt, aber ich gebe nur wieder, was mir erzählt wurde.«
    »Hat dir das der Geschäftsführer selbst gesagt?«, wollte Sonja wissen.
    »Nein, der Geschäftsführer ist seit drei Wochen von der Bildfläche verschwunden.«
    »Wie bitte?«, fragte Staatsanwalt Roth.
    »Der hat sich krank gemeldet und ist seit dem Verschwinden Räumers nicht mehr zur Arbeit erschienen. Ich war bei ihm zu Hause.« Gabi schlug eine Seite in ihrem Notizblock auf. »Er wohnt in einem Appartementhaus in der Kronprinzenstraße.«
    »Da gibt es nur eins, da wohnt auch Räumers Freundin.«
    »Das Haus gehört laut Angaben des Käsblatts zu seinem Immobilienbesitz«, sagte Grabbe.
    »Bitte fangen Sie nicht auch noch mit diesem Blatt an.« Stiermann leerte mit einem Zug das Glas mit den inzwischen aufgelösten Tabletten.
     
    Auf dem Flur standen bereits die ersten Besucher der Pressekonferenz. Beim Hinausgehen fragte Gabi Walde: »Hast du schon das Käsblatt am Schwarzen Brett gesehen?«
    »Brauch ich nicht, hab bereits die Druckfahnen gesehen.«
    »Guck es dir trotzdem an, es hängt am schwarzen Brett, ich hab jetzt anderes zu tun.« Sie rieb die Handflächen aneinander und beschleunigte ihre Schritte. Walde erkannte den Fotografen, der sich, neben der Tür zum Konferenzraum lehnend, eine Zigarette anzündete.
    »Gabi, mach keinen Quatsch!«, rief er ihr nach.
    Sie hatte den untersetzten Mann erreicht und redete energisch auf ihn ein. Kurz darauf eilte der Fotograf zum Fenster und warf die Zigarette hinaus. Dann nickte er ihr zu und verschwand im Konferenzraum.
    »Das sah mir aber nicht nach einer Entschuldigung aus«, bemerkte Walde.
    »Hier ist Rauchen verboten!«, antwortete Gabi streng.
    »Na und, es hält sich doch niemand dran.«
    »Der schon«, sagte sie grimmig.
    »Hast du dich entschuldigt?«, beharrte Walde.
    Gabi verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte trotzig den Kopf.
    »Dann macht der Kerl dir Ärger beim Präsidenten.«
    »Macht er nicht!«
    »Welchen Grund sollte er haben, das nicht zu tun?«
    »Soll ich’s dir sagen?« Gabi tippte rhythmisch mit der rechten Schuhspitze auf den Steinfußboden.
    »Ich bitte darum.«
    »Weil er sonst eine Anzeige

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